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Der Traumschiff-Tatort ist so deutsch wie die Strandburg oder die Sandal-Socke. Das Rezept basiert auf der Erkenntnis, dass wir gern reisen und Krimis gucken. Donnerstag, 20.15 Uhr, ermittelt im Ersten wieder Kommissar LaBréa in Paris.
Gleich am Anfang zeigt man uns den L’Arc de Triomphe, und da, ist das nicht der Eiffel-Turm!, und spätestens jetzt kann keiner mehr sagen, man hätte ihn nicht gewarnt. Wenn dann noch ein Hund namens „Obelix“ durch die typische Pariser Wohnung wedelt, ist alles klar, Monsieur le Commissaire: Es folgen garantiert 90 Minuten aus dem Spezialitäten-Kabinett deutscher TV-Unterhaltung, Unter-Gattung: Traumschiff-Tatort!
Der Traumschiff-Tatort ist so deutsch wie die Strandburg oder die Sandal-Socke. Das Rezept basiert auf der Erkenntnis, dass wir gern reisen und Krimis gucken. Warum nicht beides zu einer Soße verrühren! Im Handstreich ein beliebtes Urlaubsziel mit einer Rotte deutscher Schauspieler einnehmen und dann frech behaupten, die wären dort geboren und hießen jetzt Brunetti oder Laurenti, das traut sich allerdings sonst keiner.
Schuld ist Edgar Wallace
Oder hat man schon mal einen Engländer gesehen, der mit Krachledener und Gamsbart in München ermittelt, einen Italiener, der durchs Brandenburger Tor eilt und „knorke“ sagt? Aber wir Deutsche, wir kennen da nix. Wir schicken Uwe Kockisch (Cottbus) nach Venedig und Henry Hübchen (Berlin-Charlottenburg) nach Triest, und seit den Edgar-Wallace-Verfilmungen weiß auch jeder, dass man in London wie Eddi Arent nie ohne Schirm und Melone durch den Nebel irrt.
Vor Jahresfrist schickte die Degeto-Produktion, bewährte Klischee-Schmiede der ARD, erstmals einen gebürtigen Münchner mit britischem Pass nach Paris und verpasste ihm den Kampfnamen Kommissar LaBréa. Da konnte man eigentlich nichts falsch machen, und deshalb wurde munter weitergedreht. Am Donnerstag (20.15 Uhr) klärt Francis Fulton-Smith als Commissaire also den „Mord in der Rue St-Lazare“, eine Woche später zerplatzen die „Todesträume am Montparnasse“. Mit dabei sind natürlich die vorlaute Tochter, die attraktive Nachbarin, der überforderte Vorgesetzte sowie alle Dauerleihgaben aus dem Panoptikum der Knallchargen, und bitte fragen Sie jetzt nicht nach der ziemlich unübersichtlichen Handlung. Dass man dennoch nicht weinend aus dem Zimmer stürmt, liegt an der exakten Regie von Dennis Satin („Wilsberg“) und dem Ensemble (darunter Gudrun Landgrebe, Katja Flint), das seinen winzigen Spielraum entschlossen nutzt.
Am Ende wird alles gut, und da, der Herr mit Baskenmütze und Baguette, ist das nicht Jacques, Lebenskünstler aus Paris? Ach, den gibt es in Wirklichkeit gar nicht, war nur ein Werbespot für einen Aperitif der Sechziger? Hätte man nicht gedacht.
- Donnerstag, 22. April, und Donnerstag, 29. April 20.15 Uhr ARD