Essen. In der zweiteiligen Dokumentation „Mörderische Wahrheit“ beleuchtet Moderator Sven Voss blutige Verbrechen nach wahrer Begebenheit.

Sie hatte den perfekten Mord geplant: Erst erdrosselte die Zahnärztin aus einem kleinen Dorf in Bayern ihren Mann mit einer Drahtschlinge, dann transportierte sie die nackte Leiche über die Grenze nach Tschechien, entfernte die Zahnprothese des Toten und entsorgte sein Handy. Was die Täterin nicht bedacht hatte: Das künstliche Hüftgelenk ihres Mannes trug eine Seriennummer, dank der die Ermittler den Toten identifizieren konnten. Zudem führten weitere Indizien die Polizei auf die Spur der Zahnärztin, die zu neun Jahren Haft verurteilt wurde.

Der Fall aus Bayern ist eines von drei aufsehenerregenden Verbrechen, die sich tatsächlich so zugetragen haben und mit denen die zweiteilige True-Crime-Dokumentation „Mörderische Wahrheit“ (heute um 20.15 Uhr im ZDF und schon jetzt in der Mediathek) die Zuschauer zur besten Sendezeit in den Bann ziehen will.

True Crime liegt im Trend

Die Chancen dafür stehen gut, denn echte Verbrechen sind schwer angesagt im Fernsehen, vor allem bei Streamingdiensten wie Netflix oder Prime Video wimmelt es geradezu von Dokumentationen, Spielfilmen oder Serien über authentische Mörder und ihre Bluttaten. Aber auch alteingesessene Sender wie ARD und ZDF greifen gerne mal zum Genre True Crime, das in den vergangenen Jahren einen ungeheuren Aufschwung erfahren hat.

Sven Voss, den viele Zuschauer von ZDF-Sportübertragungen kennen dürften, moderiert den Zweiteiler und stellt mehrere spektakuläre Fälle vor. Im ersten Teil dreht sich alles um Beziehungstaten, deren Opfer in den meisten Fällen Frauen sind, er steht unter dem Motto: Wenn aus Liebe Hass wird. Neben dem Fall aus Bayern geht es um einen Stalker in Mannheim, der seiner Ex-Freundin monatelang auflauerte, bevor er sie im Treppenhaus vor ihrer Wohnung brutal ermordete, sowie um einen Mann, der seine Frau aus krankhafter Eifersucht tötete, die Tat akribisch plante und versuchte, seine Spuren zu verschleiern – vergeblich, die Polizei konnte ihm den Mord trotz eines sorgfältig konstruierten Alibis anhand eines auffälligen Aufklebers auf seinem Auto nachweisen.

„Mörderische Wahrheit“ widmet sich auch den „Cold Cases“

Im zweiten Teil am 25. April geht es um Morde, die lange Zeit nicht aufgeklärt wurden, bis der Täter doch noch gefasst werden konnte. Die sogenannten Cold Cases sind für Ermittler oft jahrelang ein Rätsel, das schließlich dank fortschrittlicher Kriminaltechnik oder durch puren Zufall gelöst wird – oder eben nicht, wie ein tragischer Fall aus Wiesbaden zeigt, der die Angehörigen bis heute ungemein belastet.

In dem spannenden, aber keineswegs reißerisch gemachten Zweiteiler kommen unter anderem Ermittler, Gerichtsreporter, Staatsanwälte oder forensische Gutachter zu Wort, nachgestellte Szenen sollen zeigen, wie sich die Taten abgespielt haben. Beteiligte Kommissare berichten nicht ohne Stolz, wie sie die teilweise komplizierten Fälle klären konnten, doch es ist in dem Zweiteiler auch Platz für leise Kritik an Ermittlungsbehörden: So fragt sich der zuständige Staatsanwalt im tödlichen Stalking-Fall aus Mannheim durchaus selbstkritisch und glaubwürdig betroffen, ob seine Behörde wirklich alles getan hat, um die junge Frau vor ihrem mörderischen Ex-Freund zu schützen.

Vier von fünf Sternen.