Essen.. Zwei haben die Kapitänspatente deutscher Fernsehunterhaltung in der Tasche, der dritte wirkt auch nach Jahren in der Branche wie ein Leichtmatrose: Harald Schmidt und Wolfgang Rademann machten bei Beckmann alles richtig, nur Beckmann wieder mal nicht.
Es ist ein Abend, der im Grunde aus nicht mehr als zwei Tankern besteht. Auf dem Medien-Meer kreuzen sie seit Zuschauergedenken. Die Möwen des Feuilletons haben ihnen oft genug aufs polierte Oberdeck gekackt, es spielte sowenig eine Rolle wie Wind von vorn oder die paar Mann, die pro Jahr bei ihnen über Bord gingen.
Darum war dieser Auftritt von Wolfgang Rademann und Harald Schmidt bei Beckmann etwas ziemlich Besonderes. Menschen, die sich nicht mehr so furchtbar viel beweisen müssen, sind als Talkgäste ein rares Gut.
„Keen Führaschein, keen Auto, ick kann kaum Englisch“
Satter Erfolg macht Wahrhaftigkeit möglich. Man geniert sich zum Beispiel nicht, die Quelle seines Reichtums „Käse“ zu nennen. Das Wort gebraucht Wolfgang Rademann fürs „Traumschiff“, nur eines seiner vielen Erfolgsformate, „Peter Alexander Show“ und „Schwarzwaldklinik“ waren andere. Die Tortenparade am Ende jeder Kreuzfahrt ist seit Jahren dieselbe, aber das nur nebenbei.
Rademann berlinert sich schonungslos durch sein erzähltes Leben: „Keen Führaschein, keen Auto, ick kann kaum Englisch“ – wer Deutsche im achtstelligen Bereich an die Glotze kettet, muss keinem mehr was vorlügen. Und dass er sich die Drehorte im Stil alter Kolonialherren aussucht, was soll’s: „Et jibt ja Lända, die woll’n keen Stempel seh’n, die woll’n Jeld.“
Traumschiff ist wie Wolle Petry und Heino-Platten
Harald Schmidt – auch in dieser Sendung wieder einmal mit dem albernen Titel Late-Night-König eingeführt – spielt sich neben dem hemdsärmeligen Rademann nicht nach vorn. Da muss Beckmann ihn schon locken. Erst tut er’s mit der Traumschiff-Klammer (Schmidt spielt seit ein paar Jahren mit und sieht den Fernsehkahn soziologisch wie Wolle Petry und Heino-Platten). Dann tragischerweise mit Fragen, die leider typisch Beckmann sind: Ob Griechenland für Kabarettisten ein Geschenk ist und warum Pofalla gut für Parodien taugt.
Schmidt ist zu gut gelaunt, die Beckmann-Blasen platzen zu lassen. Er erklärt willig, dass beides so sei, wie Beckmann sich das denkt. Das freut Beckmann, der blasser denn je wirkt gegen diese zwei gut abgehangenen Typen, die sich die Rollen schlau teilen: der Rummelplatzbesitzer („Wir sind’n duftet Paar!“) und sein goldzüngiger Pressesprecher.
Was will nur dieser Mann auf der anderen Seite des Tisches?
Und so halten sie tapfer aus, wie Beckmanns läppische Versuche, die maritime Massenunterhaltung zu erklären („Herr Rademann, es war die Zeit des Nato-Doppelbeschlusses…“) im Raum verpuffen, wie er ihnen ein schiefes Bild nach dem anderen malt („Der Dampfer des Glücks entwickelt sich zum Dauerbrenner“) und am Ende einen müden Siegfried Rauch an den Tisch zaubert. Eine Überraschung für Arme.
Denn eigentlich hatten es Schmidt und Rademann sich gemütlich gemacht: zwei, die sich genügen, allein oder allenfalls zu zweit, ein herrliches Paar wie aus alten amerikanischen Filmen. Aber was will dann dieser Mann auf der anderen Seite des Tisches? Zu dumm, dass nach ihm die Sendung benannt ist. Man hatte es gestern Nacht 75 Minuten lang gern vergessen.