Berlin. Maybrit Illner sprach mit ihren Gästen über Deutschlands Rolle im Ukraine-Konflikt. Die Kriegsgefahr sei real, betonte die Talk-Runde.
Die Situation zwischen Russland und der Ukraine sei ernst und kompliziert, sagt die Moderatorin Maybrit Illner am Donnerstag. Moskau warne vor einer Hysterie, die USA vor Krieg und Deutschland stehe im Abseits, sagt sie. Illner will deshalb wissen, wie ernst die Lage ist.
"Maybrit Illner" – Das waren ihre Gäste
- Omid Nouripour (Grüne), Parteivorsitzender
- Martin Schulz (SPD), Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung
- Norbert Röttgen (CDU), Bundestagsabgeordneter
- Kateryna Mishchenko, ukrainische Verlegerin und Autorin
- Wladislaw Below, russischer Europa-Experte
- Ulrike Franke, Expertin für Verteidigungspolitik
Martin Schulz, ehemaliger SPD-Chef und langjähriges Mitglied des EU-Parlaments, meint, dass es nun an der Zeit sei, über die Wege der Diplomatie zu sprechen. "Ich sehe keine Veranlassung, dass mit einer Waffenlieferung an die Ukraine die Lage entspannt werden könnte", sagt er. Das stehe auch im Koalitionsvertrag. Lesen Sie auch: Ukraine: Welche Waffe Russland am meisten fürchtet
"Maybrit Illner": CDU-Außenpolitiker will Dialog mit Russland nicht gefährden
Der neue Co-Parteivorsitzende der Grünen, Omid Nouripour, sieht das genauso. "Es gibt die Vereinbarung der alten Regierung, keine letalen Waffen zu liefern und das gilt auch weiterhin", sagt er. Schulz fordert, dass man mehr auf die ukrainische Regierung hören müsse. Der Grünen-Politiker entgegnet: "Die ukrainische Seite muss auch sagen, was sie sich wünscht."
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CDU-Politiker Norbert Röttgen ist davon überzeugt, dass die Ukraine Waffen brauche. Das Land sei bedroht, und das Land habe das Recht, sich zu verteidigen. Er sei aus einem anderen Grund gegen Waffenlieferungen im Ukraine-Konflikt. "Deutschland verfügt über eine besondere Gesprächsfähigkeit mit Russland", sagt er. Waffenlieferungen würden diese kaputtmachen. Auch interessant: Ukraine-Krise: Droht jetzt ein Krieg? Die wichtigsten Fragen
Röttgen bei "Maybrit Illner": "Putin ist entschlossen"
"Wir machen es uns in Deutschland ein bisschen einfach, wenn wir so tun, als seien Waffenlieferungen in die Ukraine eine Eskalation", meint auch die Expertin für deutsche und europäische Verteidigungspolitik, Ulrike Franke. Durch Waffenlieferungen könne man die Kosten für einen möglichen russischen Angriff soweit in die Höhe treiben, dass dieser nicht stattfinde. Sie bezeichnet diese Taktik als eine Deeskalationslogik. Lesen Sie auch: Wie russische Medien über den Ukraine-Konflikt berichten
Für Röttgen besteht die dringendste Frage nun darin herauszufinden, was Wladimir Putin will. Was das denn sei, will Maybrit Illner von Wladislaw Below wissen. Er ist russischer Europa-Experte und sagt: "Das Ziel sind Verhandlungen mit den USA."
Die Moderatorin fragt ihre Gäste deshalb, warum die Putin gerade jetzt die Lage eskalieren lasse. "Putin ist entschlossen, daran kann es jetzt keinen Zweifel mehr geben", sagt Röttgen. "Er ist mit der Ordnung nach dem Kalten Krieg nicht einverstanden. Er fühlt sich an den Rand gedrängt", erklärt er. "Die Demokratien um ihn herum sind eine Bedrohung für ihn. Das ist unverhandelbar. Damit findet er sich nicht ab. Das ist, glaube ich, sein Lebensziel", so Röttgen. Lesen Sie hier: Russen und Ukrainer "ein Volk": Wie Putin wirklich denkt
Ukrainische Verlegerin bei "llner": "Wir wollen, dass Russland uns in Ruhe lässt"
Verteidigungsexpertin Franke stimmt dem Politiker zu. "Putin will möglichst wenig USA in Europa und möglichst wenig Nato in Europa", sagt sie. "Russland ist ganz eindeutig ein Aggressor” sagt Martin Schulz. "Wir müssen das sehr ernst nehmen." Deshalb halte er es für zielführend, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach seiner anstehenden USA-Reise nach Russland reist, um mit Putin zu sprechen. Franke ist sich sicher: "Scholz muss eine klare Positionierung mitbringen, wenn er aus Russland zurückkommt." Mehr zum Thema: Ukraine-Krise: Russland attackiert USA mit Nazi-Vergleichen
Diese klare politische Position würden auch die Menschen in der Ukraine benötigen, sagt die ukrainische Verlegerin Kateryna Mishchenko. "Seit acht Jahren bekomme ich die Frage gestellt, was Putin will. Es wäre aber viel wichtiger und produktiver, sich zu fragen, was Europa und Deutschland will", meint sie. "Wir wollen keinen Krieg. Wir haben den demokratischen Weg gewählt. Wir wollen, dass Russland uns in Ruhe lässt", so Mishchenko.