Essen. In der zweiten Liveshow ist der Jury von „Unser Star für Baku“ ihre revolutionäre Blitztabelle zum Echtzeit-Voting um die Ohren geflogen. Das Endergebnis wurde enorm durch die psychologische Wirkung der Blitztabelle auf die Zuschauer beeinflusst.

Wenn die Blitztabelle der Star einer Casting-Show ist, dann müssen sich die Macher von „Unser Star für Baku“ ernsthaft Gedanken über ihre Kandidaten machen. Nach der zweiten Live-Show fällt die Bilanz des Vorentscheids für den Eurovision Song Contest, ernüchternd aus. Gewiss lag das Niveau der zweiten Live-Sendung von „Unser Star für Baku“ (USFB) auf ProSieben etwas höher als bei der Premiere, doch von den Sitzen gerissen hat kaum einer der Teilnehmer.

Da kann Jurypräsident Thomas D noch so viele junge Sänger geil finden, Stefan Raab außergewöhnliche Stimmen finden und Alina Süggeler nach der Glaubwürdigkeit suchen – eine neue Rampensau wie ESC-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut ist erstmal nicht unter den besten zehn Kandidaten von „Unser Star für Baku“.

Blitztabelle bei „Unser Star für Baku“ macht Druck auf Zuschauer

Noch bedenklicher ist allerdings mit Blick auf die nächsten USFB-Shows die Wirkung der Blitztabelle. Diese zeigt während der gesamten Sendung den aktuellen Stand des Zuschauer-Votings. Doch am Donnerstag ist das revolutionäre Live-Voting-System der Jury von „Unser Star für Baku“ im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren geflogen.

Natürlich haben es die fünf Kandidaten mit den meisten Anrufen in die nächste Runde von „Unser Star für Baku“ geschafft. Doch das Ergebnis wurde am Ende viel zu sehr von der psychologischen Wirkung der Blitztabelle beeinflusst. Letztlich hatte Vera Reissmüller aus Schwäbisch-Gmünd das Pech, bis zur heißen Phase der Blitztabelle auf einem relativ sicheren zweiten Platz gelegen zu haben.

Blitztabelle drehte sich in den letzten Sekunden

Als es in den letzten 120 Sekunden zwischen dem Oberhausener Sebastian Dey, Umut Antil aus Bielefeld und Rachel Scharnberg aus Köln sehr eng aussah, schien die Blitztabelle einen solchen Druck auf deren Fans auszuüben, dass diese noch zig Mal anriefen, so dass Vera in den letzten Sekunden noch auf den ungeliebten sechsten Platz rutschte.

Die Schwäbin nahm es sportlich – aber ist so ein Voting-System mit Blitztabelle tatsächlich ehrlich? Oder hätte der Stand der Blitztabelle wenige Minuten vor Voting-Ende nicht eher ein repräsentativeres Bild der Zuschauer-Meinung abgegeben? Schließlich hatte die schwäbisch schwätzende Vera mit ihrer unbekümmerten Art und einer guten Performance die Herzen des Publikums und der „Unser Star für Baku“-Jury um Thomas D, Stefan Raab und "Frida Gold"-Sängerin Alina Süggeler bereits erobert.

Yana Gercke gehörte zu den wenigen Glanzlichtern bei „Unser Star für Baku“

In die Top Ten von USFB hat es Yana Gercke geschafft. „Yana ist wie eine Knospe. Wenn wir erleben, dass se zu blühen anfängt, wird der ganze Raum in ihrer Farbe erstrahlen“, hatte Jury-Chef Thomas D bereits im Trailer angekündigt. Schließlich gehörte Yana Gercke mit ihrem Auftritt zu „Price Tag“ von Jazzy J. zu den wenigen echten Glanzlichtern bei „Unser Star für Baku“.

„Du wirkst erst so charmant unsicher, und dann packst du da so eine selbstsichere Lady aus“, schwärmte Alina Süggeler. Yana Gercke liegt übrigens das Casting-Show-Fieber im Blut: Ihre Schwester ist Lena Gercke, die bereits „Germany’s next Topmodel“ bei ProSieben gewonnen hat.

Ebenfalls in die nächste Runde von „Unser Star für Baku“ ist die 27-jährige Ornella de Santis aus Offenburg eingezogen. Sie traf jeden Ton ihres Songs „Slow Motion“ von Karina Pasian. Während ihre Stimme Jurymitglied Stefan Raab an ein Lied aus dem Zeichentrick-Klassiker „Feivel der Mauswanderer“ erinnerte, hatte sie optisch eine gewisse Ähnlichkeit mit Dita von Teese.

Sebastian Dey aus Oberhausen punktet mit großer Bühnenpräsenz

Einen guten Entertainer könnte der Altenpfleger Sebastian Dey aus Oberhausen abgeben. Mit großem Selbstbewusstsein brachte er die Bühnenpräsenz eines Stars bei „This Love“ von „Maroon 5“ mit. „Das war rockstarig“, bewerte Stefan Raab. Und für Thomas D ist Sebastian Dey ein Original. Nur Alina Süggeler fand den Auftritt bei „Unser Star für Baku“ etwas „affektiert“.

Die letzten beiden Plätze für die nächste Runde ergatterten Umut Anil und Rachel Scharnberg. Während Anil bei „Straight Up“ von Paula Abdul auf eher ruhigere Töne setzte, konnte Scharnberg bei den Zuschauern von „Unser Star für Baku“ mit ihrer Rockröhre zu „My Baby Left Me“ von Rox punkten.

Jury-Präsident Thomas D lässt die Rampensau bei TV Total  raus

Der Traum von „Unser Star für Baku“ platzte dagegen am Donnerstag für Andrew Fischer, Tina Sander, Jörg Müller-Lornsen und Polly Zeiler, die weder mit ihrem Gesang noch als Typ Rampensau genügend Zuschauer-Stimmen für die Blitztabelle bekamen.

Was übrigens eine echte Rampensau mit Star-Potenzial ausmacht, zeigte Thomas D in der anschließenden TV-Total-Show von Stefan Raab. Dort rappte er in der Werbepause seinen Hit Rückenwind, wovon die Fernsehzuschauer noch die letzten 30 Sekunden erleben durften. Für so einen Auftritt muss Thomas D mit seinen Top Ten bei „Unser Star für Baku“ noch viel üben.