Für die Opposition ist sie die Frau ohne Eigenschaften, für die Union das Wahlargument: Angela Merkel. Bei Günther Jauch diskutierten die Gäste über das Geheimnis der Kanzlerin und suchten nach Erfolgschancen für Peer Steinbrück - vergeblich. Einer wagt schon Spekulationen über einen Rücktritt.
Angela Merkel ist ein Phänomen. Seit acht Jahren sitzt sie im Kanzleramt, hat unzählige Interviews gegeben, Reden gehalten, ist von der Journaille rigoros durchleuchtet worden. Trotzdem sind selbst Politprofis ratlos und fragen sich: Wofür steht diese Frau eigentlich? Günther Jauch und seine Gäste arbeiteten sich Sonntagabend einmal mehr an ihr ab. „Die Über-Merkel“, war die Sendung betitelt - und fragte kühn: „Ist die Kanzlerin unschlagbar?“ Wenn’s nach Jauchs Gesprächsrunde geht: offenbar ja.
Klaus Wowereit war um Haltung bemüht. „Die Stimmung in der SPD ist besser, als die Umfragen es sagen“, behauptete der Hauptstadt-Bürgermeister mit Blick auf den Augsburger Parteitag und vergaß den Hinweis nicht, dass ja noch fast ein halbes Jahr Zeit ist bis zur Wahl. Doch Merkel liegt 35 Prozentpunkte vor Peer Steinbrück, und der Herausforderer hat nicht gerade einen Lauf.
Hannelore Kraft hätte Merkel vielleicht gefährlicher werden können
Anders als die Kanzlerin. Selbst die Fotos aus ihrem Privaturlaub, die jüngst durch die Zeitungen gingen, nützen ihr, wie die Runde einhellig feststellte. Was kann Steinbrück also tun, fragte ein gut aufgelegter Günther Jauch. Eine Werbekampagne starten, die Steinbrück als volksnahen Mann zum Anfassen präsentiert? Nein, sagte der Politikberater Frank Stauss: Er sei nun mal ein Managertyp. Genau deshalb wäre NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft vielleicht die gefährlichere Kanzlerkandidatin gewesen, glaubt Nikolaus Blome, stellvertretender Chef der „Bild“ und seit geraumer Zeit die ständige Vertretung des Boulevardblatts in deutschen Talkshows. „Kraft ist eine Kümmerin, anders als Merkel.“
Steinbrück bleibt demnach nur, weiterzumachen und zu hoffen, sein „Loserimage“ (Jauch) loszuwerden. Vielleicht sollte er sich doch an seiner Kontrahentin orientieren: „Angela Merkel denkt ständig darüber nach, was die Auswirkungen ihrer Wortwahl sind. Sie ist keine Ideologin“, so Umweltminister Peter Altmaier. Dass die Opposition ihr vorwirft, sie habe keine Überzeugungen, dürfte sie angesichts ihrer Umfragewerte gerne in Kauf nehmen.
Nikolaus Blome spekuliert bei Günther Jauch über Angela Merkels Rücktritt 2015
Angela Merkel selbst ist anscheinend guter Dinge, was ihre Wiederwahl betrifft. „Bild“-Mann Blome zufolge hat sie die nächsten Jahre bereits geplant. 2015 wolle sie zurücktreten und den Posten an einen Nachfolger übergeben. Dann bliebe ihr das Schicksal ihrer Vorgänger erspart, von den Wählern oder der Partei aus dem Amt gejagt zu werden. Blome stützte seine These auf die Aussage, dass in Merkels Umfeld bislang niemand widersprochen habe. Eine dürftige Quelle zwar. Doch Wowereit witterte sofort die Chance, die Kanzlerin anzugreifen: „Wenn das so ist, dann müsste sie das vor der Wahl sagen.“