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Bis zu sechs Millionen Zuschauer schalten ein, wenn ein bebrillter Endfünfziger in Anzügen von der Stange die Finanzlage wildfremder Menschen in Ordnung bringt. Peter Zwegat ist Deutschlands bekanntester Schuldenberater - und für viele das Gesicht der Wirtschaftskrise.
Wenn er schellt, ist es fünf vor zwölf. Manchmal auch später. Finanztechnisch gesehen. „Peter Zwegat aus Berlin” stellt er sich vor. „Was kann ich für Sie tun?“ „Raus aus den Schulden” (Mittwoch, RTL, 21.15 Uhr) kann er helfen.
Für die siebte Staffel war Zwegat mittlerweile schon im Einsatz. Dabei hat anfangs kaum jemand damit gerechnet, dass bis zu sechs Millionen Zuschauer einschalten, wenn ein bebrillter Endfünfziger in Anzügen von der Stange die Finanzlage wildfremder Menschen in Ordnung bringt. Zwegat selbst am wenigsten.
Aber als er erstmals auf den Bildschirm kommt, kommt kurz darauf auch die Wirtschaftskrise. Und jetzt ist Zwegat für viele Zuschauer das Gesicht dieser Krise. Wahrscheinlich bekommt RTL auch deshalb „waschkörbeweise” Hilferufe für den bekanntesten Schuldenberater des Landes. Doch Zwegat nimmt nicht jeden, nimmt keine Alkoholiker, Schwarzarbeiter, Häftlinge oder Drogensüchtige. Und niemanden, der ihm unehrlich vorkommt. Er merkt das, sagt Zwegat. Seit 1987 ist er für das Land Berlin als Schuldnerberater tätig.
Der Berater spricht von einer „reinigenden Wirkung”
Wenn Zwegat erst einmal im Wohnzimmer sitzt und seinen Kugelschreiber zückt, heißt es Butter bei die Fische. Pedantisch wühlt sich der Berater durch Rechnungen und Quittungen, Kreditverträge und Lohnbescheide. Alles schreibt er nieder, rechnet, kalkuliert, vergleicht. Irgendwann baut er sein Flipchart auf, spreizt Daumen und Zeigefinger der linken Hand im 90-Grad-Winkel voneinander und legt das Kinn darauf. Spätestens dann weiß der kundige Zuschauer: Gleich wird er wieder den Teufel an die Wand malen. Und ihn dann wegwischen.
Spätestens dann werfen Kritiker der Sendung aber auch vor, sie führe die Menschen vor. RTL findet das erwartungsgemäß nicht. Niemand werde gezwungen mitzumachen. Es gibt kein Geld für die Teilnahme. Nur Zwegats Unterstützung. Der Berater spricht sogar von einer „reinigenden Wirkung”, die der TV-Auftritt oft habe. Auch weil der Schuldner plötzlich viel mehr Hilfe von Freunden und Bekannten bekomme. Und zu Hause vorm Fernseher, glaubt Zwegat, sitzen nicht nur Voyeure, wenn er auf Sendung geht, sondern Menschen, die sich „Rat und Hilfe” erhoffen.
Die will Zwegat ihnen geben. „Das Thema Schulden in die Öffentlichkeit bringen”, ist seine Mission, seine Berliner Schnauze sein Werkzeug. Früher hat er Schulklassen besucht, um seine Botschaft zu verbreiten – manchmal, ohne dass ihm jemand zugehört hat. Heute kleben auch die jungen Leute an seinen Lippen, und mit seiner Sendung erreicht er auf einen Schlag Millionen.