Essen. Die neue Tele-5-Game-Show “Who wants to fuck my girlfriend“ mit Kunstfigur Uwe Wöllner ist kalkulierte Provokation. Schöpfer Christian Ulmen schickt Frauen auf den Strich und führt Männer im Sex-Shop vor. In Zeiten der Sexismus-Debatte der perfekt-inszenierte Skandal. Ein Blick hinter die Medien-Satire.
Noch ist keine Sekunde des neuen Formats von Christian Ulmen im Fernsehen gelaufen, schon sorgt der 37-jährige Schauspieler, Regisseur und Moderator für einen Medien-Wirbel, wie es ihn schon lange nicht mehr um den TV-Sender Tele 5 gegeben hat. Stein des Anstoßes ist die Game-Show "Who wants to fuck my Girlfriend" (übersetzt: Wer will mit meiner Freundin schlafen), die von Ulmens prolliger Kunstfigur Uwe Wöllner moderiert wird.
In dem Format von "Ulmen TV" werden angeblich echte Kandidatinnen in den Puff, auf den Straßenstrich und in den Sex-Shop geschickt. Das Ziel: reale Personen anbaggern. Komplimente bringen Punkte - wenn jemand zum spontanen Sex überredet wird, bringt das viele Punkte. Auch die Summe, die ein Freier für Geschlechtsverkehr bietet, kommt in die Wertung. Letztlich geht es darum, wer die "goilste" Freundin hat.
Gameshow auf Tele 5 löst Sexismus-Shitstorm aus
Kein Wunder, dass ein solches Format bei der derzeitigen Sexismus-Debatte in der Gesellschaft einen Shitstorm entfacht. Sogar eine Online-Petition zur Abschaffung der Show gibt es. Die Diskussion um den Fehltritt von Rainer Brüderle ist für Christian Ulmen wie ein Elfmeter, den der Provokateur zielsicher verwandelt. Nachdem sich Kritiker im Netz auf das neue Format eingeschossen haben, gibt der Produzent Gero Schorch direkt eine Stellungnahme in Richtung der #aufschrei-Aktivistinnen ab: "Es tut uns leid, wenn wir Eure Gefühle verletzt haben."
Und als Teil der Wiedergutmachung habe Tele 5 extra das Programm geändert: Statt "Who wants to fuck my girlfriend" werde als "Geste der Wertschätzung und Versöhnung" direkt zur Premiere am Donnerstag (23.10 Uhr) eine Spezialausgabe gesendet: "Who wants to fuck my lesbian girlfriend". "Als Dankeschön an die Feministinnen, die mit diesem Shitstorm als großartiges Marketing-Tool für etwas Aufmerksamkeit sorgten, haben wir Vertreterinnen ihrer eigenen Zunft eingeladen, um zu zeigen, dass des Pudels Kern beim Menschen liegt und nicht bei Männlein oder Weiblein", erklärt Gero Schorch grinsend.
Christian Ulmen gibt Männer der Lächerlichkeit preis
Wer sich die ersten Ausschnitte aus den zwölf geplanten Folgen ansieht, wird schnell den eigentlichen Fokus der Medien-Satire erkennen: Es ist der Mann beziehungsweise die realen männlichen, teils gepixelten Protagonisten, die sich von Ulmen mit größtmöglichem Fremdschäm-Faktor vorführen lassen. Für die "stupide Sexualität" der Männer habe sich Ulmen regelrecht geschämt, sagt er in einem Focus-Interview.
Dabei ist es Ulmen "völlig wurscht, ob das Publikum das als Satire erkennt oder nicht. Ich finde, das Ding funktioniert auch dann, wenn die Zuschauer es ernst nehmen". Die Game-Show sei in erster Linie lustig. "Ich muss mich immer ein bisschen schämen und ekeln, wenn ich lachen möchte. Ich mag's, wenn es wehtut", gibt Ulmen im Interview mit der Zeitung "Die Welt" unverhohlen zu.
"Who wants to fuck my girlfriend" war lange geplant
Für solche Aktionen hat der Berliner einst Uwe Wöllner als sein Alter Ego erschaffen. In seinem 2009 veröffentlichten Buch "Für Uwe" war erstmals von der Game-Show "Who wants to fuck my girlfriend" die Rede. Bei Tele 5 darf sich die Kunstfigur nun selbst verwirklichen: "In diesem Trottel steckt ein Jedermann. Ich denke, dass der Uwe in all seinem abstoßenden, ekelhaften Sein eine Flamme ist, die in uns allen brennt", wird Wöllner von seinem Produzenten beschrieben.
Die Stellungnahme von Tele 5 treibt die Kritik im Netz mit einer fiktiven Maßnahme auf die Spitze: Damit der Moderator keinen Schaden nimmt, durfte er von dem (möglicherweise auch seitens des Senders angeheizten) Shitstorm nichts mitbekommen. Man habe ihn zum Schutz direkt in ein Taxi gesetzt und mit einem Gameboy im Gepäck in einem Hotel von der Außenwelt isoliert. "Wenn der solche Beschimpfungen mitbekommen würde, dann würde er daran zerbrechen", witzelt Schorch.
Premiere läuft am Valentinstag
Für die Zuschauer wird das Spannendste an dem Format sein, die Grenze zwischen Satire und Realität zu ziehen. "Der 'Bachelor' kommt in einem Gewand mit dem Charme einer luxuriösen Shopping Mall daher. Man muss sich schon fast anstrengen, um zu erkennen, dass da eigentlich alles scheiße ist", so Christian Ulmen. "Aber wenn ein Format 'Who wants to fuck my Girlfriend heißt', dann fällt die Scheiße sofort auf."
Premiere von "Who wants to fuck my Girlfriend" auf Tele 5 ist am Donnerstag, 14. Februar, um 23.10 Uhr. Richtig, am Valentinstag - ein Schelm, wer dabei Kalkül vermutet.