Köln.. Diesen Samstag startet “Pussy Terror TV“ mit Carolin Kebekus im WDR-Fernsehen. Die Aufzeichnung vom Donnerstagabend zeigt, einschalten lohnt sich.
Carolin Kebekus stand für Abteilung Attacke, jahrelang. Der Humor von Schwester Rabiata der Comedy-Szene hatte den Charme wohlgezielter Handkanten-Schläge: Wer von ihren Gags getroffen wurde, schrie auf. Oft war es die katholische Kirche. Als Kebekus vor zwei Jahren in einem Musikvideo ein Kreuz leckte, war für Kölns damaligen Erzbischof Meißner Schluss mit lustig – und für den WDR auch. Doch jetzt meldet sich die 34-Jährige bei demselben Sender mit einer neuen Comedy-Show zurück: „Pussy Terror TV“ (Samstag, WDR, 21.45 Uhr). Nanu, was ist denn da passiert?
WDR-Intendant Tom Buhrow selbst holte die preisgekrönte Comedy-Hoffnung zurück. Mit gutem Grund: Kebekus punktet beim jungen Publikum. Vor allem Frauen mögen ihre feministischen Frechheiten. Doch gerade junge Zuschauer meiden das WDR-Fernsehen gemeinhin so sehr, als sei sein Programm eine ansteckende Krankheit. Gleichwohl müssen auch TV-Novizen Rundfunkgebühren zahlen. Weil der WDR Programm für alle Altersgruppen machen muss, setzt der Sender neuerdings wieder auf Kebekus.
Straßenkämpferin des Humors
Und das zu recht, wie sich bei Aufzeichnung ihres Programms am Donnerstagabend in Köln zeigte. Der Ort war clever gewählt: Eine abgerockte Industriehalle stand für Kebekus' Image als Straßenkämpferin des Humors. Wer allerdings von dem neuen Programm eine nahtlose Fortsetzung der alten Linie erwartete, wurde enttäuscht. Kebekus – streng gescheitelt, schwarzes Kleid, hohe Hacken – hat sich nämlich kurzerhand neu erfunden. Und das tut ihr gut.
Ihre Komik trifft Kopf und Bauch gleichermaßen. Kebekus ist zunächst einmal eine klassische Stand-Up-Komikerin. Sie steht auf der Bühne und erzählt Witze mit hoher Gag-Frequenz. Langweilig wird’s nie. Kebekus hat eine variable Stimme, und sie kann Promi-Parodie, Dialekte und Ghetto-Slang. Dazu kommt Körper-Komik.
Das Programm ihrer TV-Premiere ist raffiniert verspielt und obendrein clever komponiert: etwas weniger Rotz, dafür viel mehr Schliff. Ein liebevoll gemachter Einspieler mit Kebekus-Förderin Anke Engelke gibt den Ton vor. Sie stößt der jungen Kollegin ordentlich Bescheid. Die Gastgeberin der Show zeigt damit, dass sie nicht nur austeilen, sondern auch einstecken kann. Kebekus' ziemlich beste Feindin – Schlagerkönigin Helene Fischer – spielt in der Show ebenfalls erwartungsgemäß eine Rolle, aber Gott sei Dank nur eine klitzekleine. Dafür hat Kebekus aus der ESC-Absage von Andreas Kümmert einen Running Gag gemacht: Sie legt dem Bekümmerten immer neue Nonsens-Sätze in den Mund.
Kebekus und Klaas verstehen sich blind
Kebekus belässt es aber nicht mit wohlfeilen Scherzen zu banalen Themen. Vielmehr zeigt sie sich auf der Bühne wie bei Einspielern auf der Höhe der Zeit. Grandios der Film, in dem die Komikerin eine kölsche Prolette spielt, die sich IS-Terroristen andient und die vermummten Herrschaften zunächst mit Hüftwackeln und Schüttelreimen schwindelig tanzt, um sie danach buchstäblich totzuquatschen. Nebenher zeigt ausgerechnet die schlicht gestrickte Tussi, dass sie – quasi wider Willen – die Situation beherrscht: Feminismus, subtile Variante.
So frech war der Auftritt von Carolin Kebekus
Und noch etwas zeichnet die Kebekus aus. Sie kann singen und tanzen. Das kam ihr bereits bei der Verleihung des Deutschen Comedypreises im vorigen Herbst zu gute. Diesmal hat sich Kebekus mit Klaas Heufer-Umlauf einen Traumpartner ausgesucht. Die beiden verstehen sich blind. Der tiefenentspannte Schlaufuchs entwaffnet die scharfzüngige Kollegin elegant: mit Charme.
Fazit: Kebekus ist eine der ganz großen Comedy-Hoffnungen. Für die TV-Show: fünf von fünf Sternen!