Essen. Überlebt Thommy die Todeszone? Heute Abend startet “Gottschalk live“ in der ARD. Nach mehr als zwei Jahrzehnten bequemer Sicherheit und Top-Quoten im ZDF begibt er sich in den Vorabend-Sumpf. Für Gottschalk ist es ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Deshalb stapelt der Entertainer ungewohnt tief.
Montagabend, 19:20 Uhr. RTL zeigt die 1356. Folge der Daily Soap "Alles was zählt", gefolgt von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten, Folge 4917. Auf Sat 1 jagen die Kommissare von K11 böse Jungs und Aiman Abdallah präsentiert bei Galileo auf Pro Sieben das "wohl coolste Büro der Welt", wo US-Entwickler Spielzeug für Männer entwickeln, die noch ein bisschen Kind geblieben sind. Das ist die Konkurrenz, der Thomas Gottschalk ab heute ausgesetzt ist.
In der ARD startet "Gottschalk live". 30 Minuten, in denen der Entertainer mit einem oder mehreren Gästen über mehr oder minder bedeutsame Nachrichten des Tages disktutieren möchte. Eine "Wohlfühl-Halbe-Stunde vor der Tagesschau" hat Gottschalk seinen Zuschauern versprochen. Nur nicht für den Entertainer. Den Sendeplatz bezeichnet er - der miesen Einschaltquoten wegen - als "Todeszone". Dass Gottschalk das ARD-Angebot annahm und einen "Rentenvertrag" beim ZDF mit einer Handvoll Galas und Wochenend-Shows ausschlug, soll wohl als Zeichen verstanden werden, dass der 61-Jährige es noch einmal wissen will.
Denn der Vorabend ist hartes Programm. Anders als zur Primetime um 20:15 Uhr ist es schwierig, die Zuschauer bei Laune zu halten. Das weiß auch Gottschalk. "Keiner wird sich um 19.20 Uhr die Erdnüsse hinstellen, um Gottschalk zu gucken", sagte er im "Bild am Sonntag"-Interview. Deshalb versucht Gottschalk, den Zuschauer einzubeziehen - und setzt dafür auf soziale Netzwerke.
Nach der Sendung diskutiert Gottschalk mit seinen Zuschauern via Twitter und Facebook
Für "Gottschalk live" lernte der Maestro twittern. Dort und auf Facebook will er nach der Sendung mit seinen Zuschauern diskutieren. "Nach der Show gehe ich die halbe Stunde, die ich früher überzogen habe ins Netz und sie können mir direkt den Kopf waschen", schreibt Gottschalk in der "Bild"-Zeitung.
Schon während der Sendung sollen die Zuschauer eingebunden werden. Gottschalks Redaktion, die seinem Studio zu sehen sein wird, soll über die sozialen Netzwerke permanent in Kontakt zu den Fans stehen. Schon vor der ersten Sendung hat "Gottschalk live" 7800 Follower auf Twitter und 4200 Facebook-Fans (Stand: Montag, 11 Uhr).
Weil Gottschalk das Konzept seiner Show bewusst offen lässt, gehen auch die Erwartungen der Zuschauer weit auseinander. "Ich bin gespannt, ob das nur WettenDass-Sofa-Blabla wird oder doch mehr", schreibt der User Couchfunk auf Twitter. Andere User wie BeR_RaY sind schon von Gottschalks Vorankündigung enttäuscht.
Bully Herbig ist der erste Gast in Gottschalks Show
Wie lange die ARD Gottschalk experimentieren lässt, ist unklar. Vorläufig soll Gottschalks Sendung viermal pro Woche laufen, von Montag bis Donnerstag. Im Falle eines Scheitern kündigte er im "BamS"-Interview an, "den Flieger in die USA zu nehmen", statt sich auf ein weiteres Experiment einzulassen.
In der Premierenfolge ist Komiker Bully Herbig zu Gast, um seinen neuen Film vorzustellen. Talk mit Thommy und einem Gast, der die Sendung als Promo-Fläche für sein neues Buch, seinen neuen Film, sein neues Album nutzen darf? Vielleicht wird doch nicht alles anders, als wir es von Wetten, dass...? gewohnt sind.