Köln. Pyrotechnik, Geflacker und Konfetti - nach einem furiosen Finale in Köln haben Heidi Klum und ihre Jury sich entschieden: Sara Nuru ist Germany’s next Topmodel. Mandy Bork aus Witten bleibt gelassen und selbstsicher, landet aber auf dem zweiten Platz.
Selbst die sonst so gut informierten Kreise gaben sich bedeckt, wer denn nun gewinnen könnte. Nur das wussten sie: Die Haarfarbe der Finalistin werde bei der Entscheidung keine Rolle spielen. Jetzt wissen wir alle: Auch die Hautfarbe spielte keine Rolle – zumindest keine negative. Sara Nuru hat gewonnen. Deutschlands neues Vorzeigemodel kommt aus Äthiopien. Yes, she can!
Selbst ihre beste Freundin mag bis zuletzt nicht daran glauben. „Sara ist zu speziell“, unkt sie in die Kamera. Doch die Entscheidung der Jury fällt einstimmig. An der 19-Jährigen „kamen wir einfach nicht vorbei“, sagt Peyman Amin, der Gestrenge, als alles vorbei ist. So hübsch, so sympathisch, so elegant, so strahlend. Heidi hat ihr „Gesamtpaket“ gefunden.
Stimmung wie im Stadion
Hätte das Publikum entscheiden dürfen, die Siegerin wäre die Gleiche gewesen. Die Zuschauer bejubeln ihren Liebling in der Lanxess-Arena von der ersten Minute an mit einer Begeisterung, dass selbst die Juroren auf dem Sofa erstaunt auf die (ausverkauften) Ränge schauen. Eine Stimmung wie im Stadion – da braucht man Nerven, das muss man mögen: Mandy dreht noch mal richtig auf, Marie verkrampft.
Schon als die die Drei von hoch oben auf die Bühne schweben, wirkt die 20-Jährige steif und abwesend. Es scheint, als habe sie sich schon vor dem Finale geschlagen gegeben. Und tatsächlich; Ja, die beiden anderen seien so gut gewesen, da habe sie das schon geahnt, gibt sie später zu.
Live ist nicht Heidis Stärke
Marie, die Perfektionistin. Lange wurde sie als Top-Favoritin gehandelt. Sie hat die meiste Erfahrung, holte die meisten Jobs. Doch auch sie hat zu kämpfen. Vor allem mit ihrem Image. Zu brav, zu langweilig, zu wenig wandelbar. Nein, nein, so sei sie gar nicht, versichert sie denn auch ein ums andere mal. Frech sei sie und sie könne auch anders. Aber genauso gut hätte sie behaupten können, sie würde am liebsten Punkrock hören: Man mag’s nicht glauben.
Der Jury geht’s wohl genauso. Marie Nasemann muss gehen. Die tröstenden Worte von Model-Mama Heidi gehen im Jubel unter. Der scheint es übrigens nicht anders zu gehen als Marie. Live ist nicht Heidis Spezialstrecke – dabei ist die Show diesmal ein echt furioses Spektakel. Doch Heidi verhaspelt sich in den Moderationen, wirkt aufgeregt, aufgesetzt und künstlich. Erst gen Ende wird sie entspannter. Kaum sind die Kameras aus, macht sie Faxen. Albert mit dem Publikum, pariert die Heidi-Rufe mit einem koketten Hüftschwung. Ja, den kann sie noch. Von ihrem Babybäuchlein ist unter dem schwarzen Glitzer-Hängerchen kaum etwas zu erahnen.
Mandy, die Laufsteg-Königin
Nur an Mandy Bork scheint die ganze Aufregung abzuprallen. Okay, sie verheddert sich beim ersten Lauf in ihrer Schnur-Schleppe, aber sie nimmt es gelassen, reißt auf dem Rückweg die Arme hoch, als habe sie schon gewonnen.
Mandy, die Laufsteg-Königin. Keck ist sie geworden in den letzten Wochen, selbstsicher. Vom Küken zum Schwan, so sieht sie ihre Verwandlung oder auch: vom Mäuschen zur Wildkatze. Aus „Witten bei Dortmund“ komme sie, heißt es noch bei der Pressekonferenz am Vortag, im Finale bescheinigt ihr Peyman dann: „Dank Mandy weiß jetzt jeder, wo Witten auf der Landkarte liegt.“ (Und dass es da nur Dönerbuden gibt…)
Showdown für alle Kandidatinnen
„Stolz“ könne die Stadt sein, hat sogar Konkurrentin Marie gesagt. Und in der Tat: Mandy macht im Finale eine gute Figur. Auch bei der letzten Aufgabe, dem Ritt auf dem Elektro-Bullen. Vielleicht ist sie nicht so elegant dabei, nicht so mädchenhaft wie Sara. Aber dafür ganz Cowgirl, ganz in ihrem Element.
Doch es reichte nicht. Am Ende, nach fast drei Stunden (davon gefühlt die Häfte Werbepausen), steht die Entscheidung fest. Zuvor durften der Rest der Top 20 noch einmal auf den Laufsteg und sich seinen Fans zeigen - oder muss man sagen: stellen? Buhrufe für Tessa, wie zu Beginn der Show, gibt es zwar keine. Aber das Publikum kürt seine Lieblinge. Jessica mit der Zahnlücke wird artig beklatscht, Prinz-Eisenherz-Maria ein bisschen mehr, Sarina, der Tollpatsch, wird bejubelt. Man kann sich ausrechnen, wen wir demnächst auf der Mattscheibe wieder sehen.
„Von der werden wir noch viel sehen.“
Ausgelassen ist die Stimmung bei der Entscheidung. „Viva Colonia“ dröhnt es in der letzten Pause durch die Halle, Juror Rolf(e) Scheider, der trotz seines französischen Akzents tatsächlich aus Köln kommt (woher auch sonst), macht den Vortänzer, die Mädchen bangen. Dann wird das Gewinner-Cover gezeigt. Sara weint, Mandy hält sich tapfer und rosa Glitzer regnet auf die Bühne.
Sara, der Sonnenschein. Germany hat sein neues Topmodel. Und dass Sara es noch weit bringen kann, das meint nicht nur die Klum-Crew. Auch Susanne Maushake bescheinigt ihr „echte Chancen auf dem Modelmarkt.“ Die Inhaberin von Munich Models, dem deutschen Partner der weltweit renommierten Modelagentur Elite, meint: „Von der werden wir noch viel sehen.“
Plan B für Mandy?
Sara war auch Maushakes Favoritin: Sie sei einfach „wunderschön“. Sie gewinne durch nicht nur durch ihre Schönheit, sondern auch durch ihre sympathische Art. Ihre dunkle Haut hält Maushake für kein großes Problem. Wahnsinnig einfach werde es für Sara in Deutschland zwar nicht, weil die Masse der Models eben hellhäutig sei. Aber darin liege ja auch eine Chance: „Sara ist eben mal wirklich was anderes.“ Und international habe Sara ohnehin Riesen-Chancen.
Aber auch die anderen beiden Finalistinnen haben Maushake gut gefallen – und das war in den letzten Jahren nicht immer so. Doch diesmal sagt sie: „Wenn die bei uns durch die Tür kämen, die würden wir sofort nehmen.“ Vielleicht wäre das ja jetzt ein guter Plan B für Mandy.