Essen. 50 Sendungen, 35 Siege – das ist die Bilanz von Stefan Raab bei „Schlag den Raab“. Kriminalkommissarin Jenna verlor im zwölften Spiel gegen einen Raab, der wie ein zahnloser Tiger kämpfte.

In der Vorschau hatte Raab schon ganz unschuldig verkündet: „Ich will doch nur spielen.“ In der Sendung zum 50. Jubiläum zeigte er sich dann auch vor allen Dingen nett und untypisch unverbissen. Die 25-jährige Kriminalkommissarin Jenna, die mit Abstand das Zuschauer-Voting gewann, hatte trotzdem kaum Chancen gegen den Altmeister.

Leider schaffte es die Jubiläums-Ausgabe von „Schlag den Raab“ kaum, die Zuschauer vom Hocker zu reißen. Weder Raab noch die Kandidatin polarisierten. Klar, Raab fragte immer noch ein drittes Mal nach, wenn die Spiele erklärt wurden - kennt man. Und ja, Jenna fiel mehrfach durch Verhalten auf, das an die Einser-Schülerin aus der Grundschule erinnerte, die den Lehrer an die Hausaufgaben erinnert. Sie quatschte dazwischen, als Elton beim Matchball-Spiel die Fragen vorlas, nörgelte, wenn Raab zu nah an den Spielaufbau herantrat und zeigte sich auf eine Art kumpelhaft, die bisher eigentlich eher zwischen Raab und Gätjen, nicht aber zwischen den beiden und dem Kandidaten bestand.

"Schlag den Raab"-Kandidatin Jenna nicht ungeschickt

Doch Raabs Gegenkandidatin stellte sich nicht ungeschickt an. Bei Konzentrationsspielen wie Pärchenfinden und Zahlenwörter, bei dem Zahlenreihen dekodiert und weihnachtliche Begriffe erkannt werden mussten, zog sie rasant an Raab vorbei.

Sie zeigte sich außerdem lernfähig und hätte damit eigentlich auch für Raab gefährlich werden können, der ja vor allem durch seine schnelle Auffassungsgabe unbekannte Spiele schnell meistert.  Trotz ihrer körperlichen Unterlegenheit, durchschaute sie beim Spiel Baumstammwerfen schnell die Technik und scheiterte nur knapp.

Dieses Spiel brachte auch endlich ein wenig Abwechslung in die Sendung, die ansonsten durch den gewohnten Mix aus normalem Werbeblock, Werbeblock für Raabs eigene Sendeformate, Werbung für das Gewinnspiel, Musikeinlagen und „Nur noch ein Werbespot, dann geht es weiter“-Unterbrechungen kaum richtig in Schwung kam.

"Schlag den Raab"-Moderator Gätjen schlägt beim Baumstammwerfen alle

Steven Gätjen, der ansonsten durch seine spitzen Kommentare von der Seite in Richtung Raab auffällt, schnappte sich nach dem Wettkampf einen Baumstamm und warf ihn mit einem eleganten Überschlag mal eben weiter als beide Kandidaten zuvor. Ein sympathischer Ausbruch aus dem Spielablauf.

Die Mann-Frau-Klischees ließ diesmal sogar Kommentator Frank Buschmann weg. Und das, obwohl Raab Jenna beim Spiel Autorennen weit hinter sich ließ, und Buschmann da in der Vergangenheit gerne die „Frau am Steuer“-Predigt gehalten hatte. Wobei Jenna sich derlei Kommentare vermutlich sowieso nicht hätte gefallen lassen. Sie redete viel, war aber eben auch frech und schlagfertig.

Als sie in ein mit Kordeln abgesperrtes Feld stieg, indem sie, statt die Kordel an der Vorrichtung zu öffnen, darüber stieg, murmelte Raab „Ja, Technik“ - und Jenna schoss zurück: „Du bist einfach nur faul.“

Erkennt Raab Unterlegenheit beim Gegner, gibt er Tipps

Im Ganzen blieb die Sendung leider trotzdem wenig explosiv, was wohl daran lag, dass Raab schnell merkte, dass er es nicht mit einer Gegnerin auf Augenhöhe zu tun hatte. Denn immer dann fängt Raab an, der Konkurrenz gut zuzureden, Tipps zu geben und sich für eigene gemachte Punkte zu entschuldigen. Auch Moderator Steven Gätjen nahm Jenna nach verlorenen Spielen in Schutz.

Da zeigte sich das, was Raab in der Vorschau angekündigt hatte. Er spielte. Klar, er wollte gewinnen. Aber nicht mehr wie sonst als harter Kerl, als Krieger und Kämpfer, sondern nett und mit Mitgefühl.

Als Zuschauer kann man nur hoffen, dass er in der nächsten Sendung am 10. Januar wieder mit mehr Biss an die Sache herangeht. Denn sowohl für den Zuschauer als auch für den Gegner oder die Gegnerin ist wohl nichts schwerer zu ertragen als ein Abend, an dem man einem zahnlosen Tiger ausgeliefert ist und im Falle des Kandidaten auch noch verliert, während einem der Kopf getätschelt wird. Das hat keiner verdient.