Essen. In dem spannenden ARD-Fernsehfilm „Bis zum letzten Tropfen“ hält der erbitterte Kampf um sauberes Trinkwasser eine deutsche Kleinstadt in Atem.
Im Fernsehfilm „Bis zum letzten Tropfen“ (Mittwoch, 20.15 Uhr im Ersten) des mehrfach ausgezeichneten Drehbuchautors und Regisseurs Daniel Harrich geht es um die wichtigste Ressource auf dem Planeten, um Wasser, und darum, was passieren kann, wenn die Quelle des Lebens nicht mehr wie selbstverständlich aus der Leitung fließt.
Die Frage nach der Verfügbarkeit von Wasser, ja nach einem „Menschenrecht auf Wasser“ ist angesichts weltweit steigender Temperaturen, Trockenheit und Dürre in der Tat überlebenswichtig geworden. Dass die ARD dieser ernsten Materie – im Fernsehen und stärker noch in der Mediathek – einen kleinen Schwerpunkt widmet, ist wichtig, ist richtig. Der fiktive Fernsehfilm, dem im Anschluss Harrichs Recherche-Dokumentation über reale Vorgänge in Deutschland folgt, steht aber leider vor einem nicht ganz aufzulösenden Dilemma. Wie erzählt man zur Unterhaltungs-Prime-Time eine beängstigende Geschichte so leicht, dass der Zuschauer zwar nicht mit einem wohligen, aber immerhin mit einem beruhigenden „Hab-ich’s-doch-immer-schon-gewusst“-Gefühl entlassen wird?
„Bis zum letzten Tropfen“ funktioniert mit einem Mikrokosmos vertrauter Typen
Am besten funktioniert das über das Genre des Heimatfilms mit einem Mikrokosmos voller vertrauter Typen. Dazu braucht es populäre Hauptdarsteller von erwiesenem Unterhaltungswert. Wie Sebastian Bezzel die ihm auf den Leib geschriebene Rolle spielt, das ist auf bekannte Weise großartig. Dass er nicht der bayerische Provinzpolizist Franz Eberhofer ist, sondern Martin Sommer heißt und grundanständiger Bürgermeister von Lauterbronn in Baden-Württemberg ist, macht keinen großen Unterschied. Das Örtchen ist strukturschwach, um die kommunalen Finanzen steht es mies. Da macht ein global agierender Getränkehersteller in Gestalt seines Deutschland-Repräsentanten Rainer Gebhard (Ulrich Tukur als gewissenloser Manager) ein verlockendes Angebot. Für die Entnahmerechte an den gewaltigen Tiefenwasser-Vorräten bester Qualität verspricht er hunderte neuer Arbeitsplätze. Unterstützt wird der bestens vernetzte Gebhard von der Landespolitik im Allgemeinen und einer Referentin des Umweltministeriums im Besonderen. Diese Julia Roland (Karoline Schuch mit Haarfarbe Hexenrot) handelt natürlich für Gebhard und im Zweifel für die eigene Karriere. Die regionale Hydrologin Amira König (Neda Rahmanian) wittert ihre große berufliche und politische Chance und liefert wunschgemäß ein Unbedenklichkeitsgutachten über die Wasserentnahme. Letztlich unterzeichnet der gutgläubige Sommer, gegen den Protest seiner Tochter Ava (Hannah Schiller) als Frontfrau einer Bürgerbewegung, den Vertrag über die Privatisierung der Wasservorräte.
Es kommt, wie es kommen muss. Auch der Grundwasserspiegel sinkt, Lauterbronn wird Notstandsgebiet. Erst als das Kind in den leeren Brunnen gefallen ist, wird der Bund wach. In Berlin stellt die Bundesumweltministerin Pläne zur Neuordnung der Tiefenwasserentnahme vor. Wen hat sie dazu wohl als Fachreferenten für Nachhaltigkeit eingeladen? (Wertung: vier von fünf Sternen)