Es ist keine gute Idee des Grimme-Instituts, der bereits vielfach gepriesenen Krimireihe eine weitere Ehrung hinterher zu werfen. Der Verband will offenkundig vom großen Glanz von Deutschlands erfolgreichster Krimi-Reihe profitieren, am liebsten mit Klassentreffen von Kommissaren.
Keine Frage, der Grimme-Preis ist die angesehenste Auszeichnung, die in der Fernsehbranche vergeben wird. Genau das hätten die Macher des Preises bei der Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen des Grimme-Instituts in Marl noch einmal eindrucksvoll unter Beweis stellen können. Tatsächlich aber entwerten sie den Preis ohne Not, in dem sie ausgerechnet dem „Tatort“ eine weitere Ehrung hinterher werfen: die Besondere Ehrung.
Die Idee ist alles andere als originell. Zum einen wurde erst vor wenigen Wochen „Tatort“-Erfinder Gunther Witte mit einem Bambi bedacht, zum zweiten wurde er bereits vor 13 Jahren, zum 30-Jährigen der Krimi-Reihe, mit der Besonderen Ehrung des Grimme-Preises ausgezeichnet.
Dabei muss man wissen: Hinter der Besonderen Ehrung steht keine Grimme-Jury, sondern der Hauptträger des Instituts, der Deutsche Volkshochschulverband. Offen bleibt die Frage, warum die Führung des Instituts den Verband nicht stoppte. Was dessen Entscheidung getrieben hat, lässt sich leicht erahnen: Sie ist so konzeptionslos wie wohlfeil, ja anbiedernd. Der Verband will offenkundig vom großen Glanz von Deutschlands erfolgreichster Krimi-Reihe profitieren, am liebsten mit Klassentreffen von Kommissaren. Die Jubiläumssause als große Oper. Aber ist das der Sinn des Preises?
Der Grimme-Preis hat bisher stets Qualität prämiert. Das ist sein Markenzeichen. Glamour war nebensächlich. Ruhris nennen das: Kokolores. Glanz und Gloria können andere besser, viel besser. Und dabei sollte es bleiben.