Essen. „Das große Wiedersehen“ am Tag nach dem Finale des Dschungelcamps war keine Show der Überraschungen. Und doch gab es im RTL-Abendprogrammm Raum für Gefühle. Bei Larissa kullerten die Tränen, Mola staunte über den Shitstorm, und der Wendler scheiterte beim Versuch, die Dschungelkönigin zu küssen.

Eine Kuh muss gemolken werden, solange sie Milch gibt. Völlig klar also, dass die Programm-Macher bei RTL auch nach dem Ende der diesjährigen Dschungelcamp-Staffel den Zuschauer nicht einfach gehen lassen. „Das große Wiedersehen“ aller Kandidaten am Sonntagabend galt es doch schließlich noch gebührend zu feiern. Na ja, wirklich gefeiert haben wohl nur die RTL-Mitarbeiter, die ihr Geld mit dem Verkauf von Werbeplätzen verdienen.

Ein bisschen war „Das große Wiedersehen“ wie der Moment nach der Ankunft nach einer Ferienfreizeit: Der Bus fährt vor, die Kinder purzeln raus, und am Straßenrand warten die Eltern darauf, was der Nachwuchs zu erzählen hat. Dann die Enttäuschung: Die Kinder sind müde, eigentlich wollen alle nur noch nach Hause, und sie berichten nur das Nötigste.

„Der Michael“, sagen sie dann, „der ist schon eher nach Hause gefahren, weil dem das da nicht gefallen hat.“ Oder: „Der Winfried, der hat die Larissa geschubst. Aber das ist schon okay, weil die Larissa, die hat eh die ganze Zeit voll genervt.“ Die Mädchen erwähnen dann vielleicht noch, dass die Melanie am letzten Tag der Reise irgendeinen Titel gewonnen hat und seitdem mit einem Blumen-Bukett auf dem Kopf herumlaufen darf.

Erstaunlich, dass es keine Kinder sind, die im Dschungelcamp ihren Urlaub verbringen. Es sind erwachsene Menschen, die recht ernst nehmen, was sie da in Australien erleben. Und es sind viele Erwachsene in der Heimat, die noch viel ernster nehmen, was ihnen da im Fernsehen gezeigt wird.

Michael Wendler hält Rückzug aus Dschungelcamp für "Riesenfehler"

Vielleicht ist dem Wendler auch deshalb inzwischen klar, dass es keine allzu gute Idee war, im Camp die Brocken hinzuschmeißen. Verschanzt hinter einer halb-getönten Brille versucht er sich beim „Großen Wiedersehen“ aus der Nummer herauszuwinden. Er sagt (mal wieder), dass sein Rückzug ein „Riesenfehler“ gewesen sei, der ihn „kolossal“ ärgere. Dass er jetzt Probleme haben wird, seiner kleinen Tochter in die Augen zu schauen. Und dass seine Psyche unter der gesamten Situation gelitten habe. Aber als Loser will der Schlagersänger dann doch nicht wahrgenommen werden: „Meine Entscheidung war ja auch mutig“, betont er. Ob er sich gewundert habe, dass RTL ihm nach seinem freiwilligen Abgang kein Camp-Comeback zugestanden habe, wird er gefragt. „Nee, eigentlich nicht. Da gibt es halt Spielregeln, die auch ein Michael Wendler nicht brechen darf.“

Bei Dschungel-Bewohnerin Larissa kullern beim „Großen Wiedersehen“ die Tränen, als ein Einspielfilm ihr zeigt, was ihre Camp-Kameraden so alles hinter ihrem Rücken getratscht haben. „Du hattest es schon schwer“, sagt dann Moderatorin Sonja Zietlow, „aber Du hast niemals schlecht über die anderen geredet“. Und dafür gibt es Applaus.

Ob Dschungel-Insasse Winfried ihr das Geschluchze abkauft? Wohl eher nicht. Er macht deutlich, dass er Larissa als berechnendes Biest mit ausgezeichneten schauspielerischen Fähigkeiten erlebt hat. Seine Rempel-Attacke, die ihm einige Schlagzeilen eingebracht, lässt er unkommentiert. „Da war gar nichts“, sagt er nur und thematisiert dann den Zustand seines Verdauungstrakts.

Und Larissa? Was sagt die dazu? „Ich muss dazu gar nichts sagen. Ich schweige, ich lächle, und ich denke mir meinen Teil.“

Freundin von Mola Adebisi musste wegen Stress zum Arzt

Mola Adebisi sprach im Camp offen an, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Auch bei den Dschungelprüfungen. Das brachte ihm den Unmut einer Reihe von Zuschauern ein. Im Internet brach ein Shitstorm los, es hat auch rassistische Anfeindungen gegen den TV-Moderator gegeben. „Mit dieser Reaktion habe ich nicht gerechnet“, sagt Adebisi. „Meine Freundin musste sogar schon zum Arzt.“ Der Stress habe ihr sehr zugesetzt.

Und die Siegerin der Show, wie geht es ihr? „Ich bin hier als ganz normales Mädchen reingekommen“, sagt Melanie Müller, „und als ganz normales Mädchen werde ich jetzt weiter leben“.

Nach ihrer Wahl zur Dschungel-Königin ließ Melanie Müller durchblicken, dass sie und der Wendler, sagen wir mal, nicht unbedingt auf einer Wellenlänge lagen. Er sei auch der Einzige gewesen, der ihr nicht gratuliert habe. Müllers pfiffige Retourkutsche: Als die frisch gekürte Dschungelkönigin das TV-Studio betritt und ihre Mit-Camper begrüßt, beugt sich der Wendler galant zu ihr herüber, um ihr einen Schmatzer auf die Wange zu drücken. Müller tritt einen halben Schritt zurück, und der Wendler-Bussi landet in der Luft.