Tel Aviv. Die Serie “Hatufim“ hat den Nerv der Israelis berührt. Es geht um das Schicksal freigelassener Kriegsgefangener. Fast jeder Israeli muss zur Armee, fast jeden kann es treffen. Arte zeigt das Erfolgsformat, das in Amerika mit der preisgekrönten Serie “Homeland“ kopiert wurde.
Bei einem waghalsigen Einsatz im Libanon sind vor 17 Jahren drei israelische Reservesoldaten in Gefangenschaft geraten. Nach so langer Zeit rechnet eigentlich niemand mehr mit ihrer Rückkehr. Überraschend kommt es doch zu einem Handel über ihre Freilassung. So beginnt die israelische TV-Serie "Hatufim - In der Hand des Feindes", deren erste Staffel von Donnerstag an bei Arte (21.00 Uhr) gezeigt wird. Das israelische Originalformat diente als Vorlage für die vielfach preisgekrönte US-Serie "Homeland". Zur Crew der israelischen Vorlage gehört auch die in Hollywood erfolgreiche Schauspielern Mili Avital ("Der menschliche Makel").
Die drei Geiseln in "Hatufim" sind während ihrer Gefangenschaft zu nationalen Symbolen geworden. Die fiktive Geschichte beginnt damit, dass zwei von ihnen, Nimrod und Uri, im Jahre 2008 zurück in ihre Heimat kommen. Der Dritte, Amiel, kann nur noch im Sarg zurückgebracht werden. Die beiden Überlebenden werden von ihren Familien herzlich wieder aufgenommen. Doch die Rückkehr in ihr altes Leben fällt ihnen nach den traumatischen Erlebnissen während der Geiselhaft äußerst schwer. Immer wieder werden sie von Erinnerungen an Folter und Gedanken an das Schicksal der dritten Geisel gequält.
Das Thema Kriegsgefangene ist für Israelis sehr schmerzhaft und bewegt sich an der Grenze zum nationalen Tabu. Fast jeder Israeli muss zur Armee, fast jeden kann es treffen. Schon mehrere tausend palästinensische und arabische Extremisten sind im Laufe der Jahre bei Vereinbarungen im Gegenzug für israelische Soldaten freigekommen. Viele davon nahmen später wieder an Anschlägen teil - deshalb sind solche Tauschhandel in Israel auch äußerst umstritten. "Hatufim" ist der erste Versuch dieser Art, das Schicksal der freigelassenen Soldaten zu beleuchten.
Schwierigkeiten nach der Heimkehr werden gezeigt
"Etwa 1500 Israelis sind bisher aus der Gefangenschaft zurückgekehrt", sagte Gideon Raff, der Produzent, Drehbuchautor und Regisseur der Serie, deren Ausstrahlung im israelischen Fernsehen vor drei Jahren begann. "Wir haben nie wirklich untersucht, was mit ihnen nach ihrer Rückkehr passiert ist", erklärte Raff im Interview mit der Zeitung "Haaretz".
Raff, ebenfalls Autor der amerikanischen Erfolgsserie "Homeland" hat sich monatelang sehr gründlich auf die Dreharbeiten vorbereitet: Er sprach zum Beispiel mit Psychologen, die traumatisierte ehemalige Geiseln oder Kriegsgefangene und deren Familien betreut haben. Die israelische Serie zeigt sehr intensiv die Schwierigkeiten der Heimkehrer, sich wieder in ihre Familien zu integrieren. Einer von ihnen trifft etwa auf einen rebellischen Sohn im Teenageralter, den er noch nie gesehen hat. Uris Verlobte ist inzwischen mit seinem Bruder verheiratet, versucht dies jedoch zu verheimlichen.
Viel Aufmerksamkeit und Kritik für die Serie
Das TV-Drama sorgte in Israel für große Aufmerksamkeit, stieß aber auch auf Kritik. Der später freigelassene israelische Gefangene Gilad Schalit wurde damals noch von der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen festgehalten. Miriam Groff, deren Sohn 1985 nach drei Jahren Gefangenschaft im Rahmen eines umstrittenen Häftlingstauschs freikam, kritisierte "Hatufim" als "Promo für die Hamas und einen Schalit-Deal". Die Serie ermutige Extremisten nur zur Entführung weiterer israelischer Soldaten, sagte sie dem Armeesender damals.
Bei Arte ist "Hatufim" an fünf Abenden in Doppelfolgen zu sehen. Der deutsch-französische Sender will den Donnerstag als Serienabend etablieren. Zuletzt lief die schwedische Serie "Echte Menschen". (dpa)