Berlin. Stefan Raab steht ab Montag noch knapp vier Monate vor der Kamera, dann beendet er seine Karriere. ProSieben sucht nach Nachfolgern.
Der 17. Juni war in Deutschland ein milder Frühsommerabend, als eine Nachricht wie ein Gewitter herein platzte: TV-Entertainer Stefan Raab zieht sich zum Jahresende zurück. Der Zeitpunkt war sorgfältig gewählt, denn kurz danach reiste der 48-Jährige in die Sommerfrische. Jetzt, gut zwei Monate nach seiner Ankündigung, kehrt Stefan Raab am Montag (24. August/23.00 Uhr) mit seiner Late-Night-Show "TV total" auf den Bildschirm zurück - business as usual, vorläufig zumindest, bis zum 19. Dezember, wenn sich der Meister verabschiedet.
Was dann mit den Sendeplätzen passiert, die wie eine offene Wunde in dem fest strukturierten ProSieben-Programm wirken dürften, ist immer noch offen. Denn eine Antwort auf Raabs kompletten Abgang hat ProSieben noch nicht gegeben. Zwar sprach Geschäftsführer Wolfgang Link Anfang Juli von einem "tiefen Einschnitt nicht nur für ProSieben, sondern fürs ganze deutsche Fernsehen", aber noch lässt sich der Sender keine Details zur weiteren Planung entlocken.
ProSieben verrät Pläne für 2016 noch nichtTV-Event
Auf die konkrete Frage, ob es beispielsweise auch im nächsten Jahr auch den "Bundesvision Song Contest" geben werde, am 29. August Raabs erste große Abendshow in dieser Herbstsaison, heißt es von einem ProSieben-Sprecher: "Wir freuen uns auf die letzte Staffel von "TV total" und die TV-Events mit Stefan Raab in 2015. Für 2016 haben wir einen Plan, den wir 2016 bekanntgeben." Wer 2016 erst die Pläne für 2016 mitteilen will, hat möglicherweise tatsächlich noch kein klare Vorstellung, wie das Jahr nach dem "Raabschied" aussieht.
Fest steht nur: "TV total", eine stark personenbezogene Sendung mit dem Entertainer, wird es nicht mehr geben. Nach ProSieben-Angaben werde auch keine neue Late-Night-Show folgen. Gleiches dürfte aus guten Gründen für das Spektakel "Schlag den Raab" gelten. Ersatz in Sicht? ProSieben meldete drei Wochen nach Raabs Ankündigung die Vertragsverlängerung mit dem Gespann Joko Winterscheidt/Klaas Heufer-Umlauf. Neu ist mit den beiden zum Beispiel das Samstagabendspektakel "Die beste Show der Welt" im Jahr 2016.
Als weitere Kandidaten für frei gewordene Samstagabende springen Ex-Topmodel Lena Gercke (27) und Palina Rojinski (30) ein. Gercke, die die zweite Staffel von Heidi Klums Wettbewerb "Germany's Next Topmodel" gewann und zum publikumswirksamen Glück von ProSieben auch durch ihre Beziehung zu Nationalspieler Sami Khedira im Gespräch blieb, soll mehrere Shows bekommen, zum Beispiel "Prankenstein" am Samstag (22. August). Auch Rojinski gilt als Hoffnungsträger, auch wenn der Auftakt zur "Got to Dance"-Staffel missriet. Aber haben beide das Format, Raab das Wasser zu reichen?
Raab wollte nie "im Fernsehen alt werden"TV-Programm
Raab kann sich die Entwicklung gelassen ansehen. Er wird weiter ertragreich dem Showbusiness verbunden bleiben, denn über seine Beteiligung an der Produktionsfirma Brainpool verdient er an neuen Shows mit. Die Kölner Firma stellt nicht nur TV-Formate für den ProSiebenSat.1-Verbund, sondern auch für die Konkurrenz her: zum Beispiel die RTL-II-Castingshow "Popstars" oder auch den deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC), bei dem Raab selbst ja schon kräftig mitmischte.
Am 19. Dezember ist mit Stefan Raab Schluss. Dann läuft die letzte Ausgabe von "Schlag den Raab", die am 12. September erstmals nach der Sommerpause zu sehen ist. Mehrere Folgen der "TV total PokerStars.de Nacht" (die erste am 2. Oktober) sind geplant, die "TV total Stock Car Crash Challenge" am 10. Oktober und ein "TV total Turmspringen" im November. Von der "TV total Wok-WM" ist keine Rede mehr. Noch vor einem Jahr hatte ProSieben gehofft, eine weitere, ganz neue Show mit Raab in die Welt zu setzen. Doch die Träume sind geplatzt.
Wer immer noch fassungslos angesichts von Raabs Entscheidung den Kopf schüttelt, darf sich gerne noch einmal ein rund 20 Jahre altes Video anschauen, in dem der damals etwa 30-Jährige, bereits ein Star des Musikfernsehens, ziemlich überzeugend darlegt: "In meiner Anfangszeit bei Viva habe ich mal gesagt, dass ich nicht im Fernsehen alt werden möchte." Raab, inzwischen Vater zweier Töchter, meinte weiter: "Ich möchte nicht meinen Kindern erzählen: "Guck mal, das im TV ist der Papa, der macht da den lustigen Onkel, damit er Euch was zum anziehen kaufen kann."" (dpa)