Essen. Werden in der Kuppelshow “Schwer verliebt“ Kandidaten vertraglich geknebelt und anschließend gezielt gedemütigt? Dem ZDF-Magazin “Frontal 21“ liegt ein Drehbuch vor, der offenbar dem Produktions-Team von “Schwer verliebt“ gehört. Demnach hat Sat.1 einen exakten Plan, um die Kandidaten zu blamieren.
Das Sat.1-Format "Schwer verliebt" gerät immer mehr unter Beschuss. Nach Informationen des ZDF-Magazins "Frontal 21" werden die Kandidaten mit sittenwidrigen Verträgen gezielt geknebelt und anschließend vor der Kamera und einem Millionen-Publikum der Lächerlichkeit preis gegeben.
Vor zwei Wochen sorgte der Fall der Sarah H. aus dem Hunsrück für Aufsehen. Die in der Kuppel-Show "Schwer verliebt" gezeigten Szenen seien eine einzige Lüge, hatte die 27-Jährige in einem Interview mit der Rhein-Zeitung erzählt. Sarah H. sei in "Schwer verliebt" als Freak dargestellt worden, der seine sexuellen Fantasien an Barbies nachspielen würde.
"Frontal 21" deckt Drehplan für "Schwer verliebt" auf
Während Sat.1 beteuert, dass kein Kandidat des Formats "Schwer verliebt" zu Handlungen und Aussagen gedrängt wurde und es kein Drehbuch gebe, bringt "Frontal 21" den vermeintlichen Gegenbeweis. Der Kölner Alexander Hörter wurde ebenfalls für "Schwer verliebt" gecastet. Während er in Vorberichten zu sehen war, tauchte er in der Staffel nicht mehr auf. Er konnte aussteigen, nachdem er erkannte, was sich hinter dem Format verbirgt.
Grundlage ist unter anderem ein Drehplan des Sat.1-Produktionsteams von "Schwer verliebt", der offenbar bei ihm vergessen wurde. Darin heißt es: "Zum ersten Mal seit langer Zeit wachen eine Frau oder sogar zwei Frauen bei Alexander auf". Auch ein gemeinsames Duschen wurde laut Härter in Aussicht gestellt.
Sat.1 drohte offenbar "Schwer verliebt"-Kandidaten mit Vertragsstrafen
Die Rhein Zeitung veröffentlichte jetzt weitere Details aus dem Drehplan: So sollte Hörter fast halb nackt im Badezimmer gefilmt werden und dann den Mädchen schöne Komplimente machen und sich wie ein Pfau aufführen. Da habe er sich geweigert, weil die Texte zu peinlich waren. Zudem sei eines der Mädchen von einer Sat.1-Mitarbeiterin angefahren worden, weil diese sich den vorgegebenen Text nicht merken konnte. Deshalb habe Hörter die Szene abgebrochen. Statt Verständnis zu zeigen, habe Sat.1 mit Vertragsstrafen gedroht. Die Regie habe sich wie ein Diktator nach dem Motto "Wir finanzieren die Sendung und du machst das, was wir sagen" aufgeführt.
In dem Reportage-Beitrag von "Frontal 21" schildert auch Sarah H. noch einmal, wie bei ihr nach Plan gedreht wurde: "Jetzt wird's richtig eklig. Jetzt muss er mir die Finger ablecken", sagt sie im ZDF-Interview, während im Hintergrund eine Szene aus "Schwer verliebt" mit einem männlichen Kandidaten läuft. Das sei genauso vorgegeben gewesen wie ein Kuss. Sie habe sich daran gehalten, weil sie von dem Produktionsteam unter Druck gesetzt wurde. Den Vertrag habe sie zudem nur unterschrieben, weil dieser mit einem Kurier gekommen war.
Medienrechtler: Kandidaten-Verträge für "Schwer verliebt" sind sittenwidrig
Medienrechtler Martin W. Huff (Fachhochschule Köln) betont, dass der Sat1-Vertrag für "Schwer verliebt" durch den Verzicht auf Rechtsschutz und die Vorgabe, das Äußere nicht zu verändern, sittenwidrig sei. "Das vereinbarte Honorar mit 700 Euro liegt, wenn man die Stunden zusammenzählt, unter jedem Mindestlohn, den wir in Deutschland vereinbaren, betont Huff.
Die engagierte Redakteurin Vera Mülller der Rhein Zeitung hatte als erste Journalistin Kontakt zu Sarah H. Nachdem die "Schwer verliebt"-Kandidatin in ihrer Heimatstatt zum Gespött wurde, hat sie ihr bei der öffentlichen Rehabilitierung geholfen und unter anderem extra eine Sarah H. Internetseite eingerichtet: "Ich denke, dass sie damit Mut gezeigt und neues Selbstbewusstsein gewonnen hat", freut sich Vera Müller. Die Redakteurin hofft, dass durch die Wellen, die das traurige Beispiel aus "Schwer verliebt" geschlagen hat, die Menschen für das Thema Reality-TV sensibilisieren.