Berlin. Die ARD hat mit einem historischen Drama rund um den 1. Weltkrieg das Leben der Clara Immerwahr verfilmt. Ende des 19. Jahrhunderts bringt sie ihre Leidenschaft für die Chemie ihrem späteren Ehemann Fritz näher. Doch die Idylle trübt sich, als Fritz im Krieg eine folgenschwere Entscheidung trifft.

Breslau, im Jahr 1887: Bei einem Unfall auf dem Fahrrad ihres Bruders lernt Clara Immerwahr (Katharina Schüttler) den hilfsbereiten Fritz Haber (Maximilian Brückner) kennen, mit dem sie die Leidenschaft für die Chemie teilt. Sie verlieben sich, doch einen Heiratsantrag lehnt sie ab, weil sie ihren verwitweten Vater Philipp (August Zirner) nicht alleine lassen will.

"Clara Immerwahr", die dem historischen ARD-Drama an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) auch den Titel gibt, studiert, macht ihren Doktor der Chemie und wird bald die Assistentin von Professor Richard Abegg (Lukas Gregorowitz).

Brot aus Luft

Zehn Jahre später taucht Fritz wieder in Claras Leben auf. Er wirbt um sie nicht mehr mit kleinen Experimenten (Gewitter im Glas), sondern mit seinem großen Plan: Er will das Nährstoffproblem der Landwirtschaft lösen, indem er Ammoniak als Grundlage für künstlichen Dünger synthetisiert. Brot aus Luft - für dieses Ziel und die schöne Vorstellung, gemeinsam daran zu forschen, begeistert sich auch Clara. Die beiden heiraten und ziehen nach Karlsruhe. Dort wird Clara alsbald schwanger und bringt nach einer schweren Geburt den Sohn Herrmann zur Welt.

Im einsetzenden Krieg arbeitet Fritz intensiv mit dem Militär zusammen, was sie als Pazifistin ablehnt. Als sie nach einer Explosion im Labor mitbekommt, dass er Giftgas entwickelt, ist sie entsetzt und versucht erfolglos, ihn davon abzubringen. Er macht weiter und ist stolz, als der Giftgasangriff in der Schlacht bei Ypern im April 1915 "Erfolg" hat - 1200 Menschen sterben dabei. An der Siegesfeier von Fritz nimmt Clara demonstrativ nicht teil. In der Nacht danach greift sie im Garten ihres Anwesens zur Dienstwaffe ihres Mannes und erschießt sich.

Clara scheitert an chauvinistischer Gesellschaft

Das Ehepaar Haber mutet seltsam an: Er ist ganz der nüchterne Wissenschaftler, der nur für seine Arbeit lebt, und sie steckt so voller Emotionen. Katharina Schüttler spielt die Figur der modernen, aber an der chauvinistischen Gesellschaft scheiternden Clara sehr überzeugend und mit der ihr eigenen Zerbrechlichkeit. Dagegen hat es Maximilian Brückner als ihr opportunistischer Gatte sichtlich schwer, sein Spiel bleibt seltsam starr und somit weit hinter ihrem zurück; seine Figur wird zunehmend unsympathisch. Regisseur Harald Sicheritz hat den Ehezerfall mit vielen kleinen Momenten eindrücklich eingefangen.

"Diese vollkommen unterschiedlichen Persönlichkeiten scheiterten letzten Endes an ihren grundlegend verschiedenen Intentionen und wurden im Laufe ihres gemeinsamen Lebens immer einsamer und einander fremder", sagte Katharina Schüttler (35) im ARD-Interview. "Clara, eine Visionärin, immer das Wohl der Menschen im Blickfeld und Fritz, ein Getriebener, immer bemüht, seinen Selbstwert zu behaupten. Claras Selbstmord ist für mich wie ein verzweifelter letzter Versuch, ihn aufzurütteln". Doch als Fritz Haber 1919 den Chemie-Nobelpreis bekommt, verbrennt er ihren Abschiedsbrief im Kamin. (dpa)