Berlin. Die Zuschauer lieben es live, doch die Direktübertragungen sind anfällig - das hat der Abbruch des GNTM-Finales gezeigt. Droht der Live-Show das Aus?

Sie sind das Aufregendste am Fernsehen und gleichzeitig ein Wagnis: Live-Shows. Die Bombendrohung beim Finale von Heidi Klums ProSieben-Sendung "Germany's next Topmodel" in Mannheim hat dies erneut bestätigt.

"Live-Shows sind ein Teil unserer Kultur, die Leute haben da große Freude dran, und die müssen wir uns erhalten", sagt Thomas Hayo, der neben Klum und Wolfgang Joop einer der "Topmodel"-Juroren ist, der Deutschen Presse-Agentur.

Manche Live-Momente bleiben unvergesslich

Wer in der Fernsehgeschichte nach unvergesslichen Momenten sucht, landet immer wieder bei Live-Szenen.

Auch interessant

Manchmal sind es bezaubernde Momente. Da ist ein herziger Hans Rosenthal in der Show "Dalli Dalli", der einen Kandidaten beim Winken in die Kamera erwischt: "Sie! Nicht winken! Sie sind einer Großstadt, das kann man doch nicht machen."

Manchmal sind es schockierende Szenen. Millionen können sich an die dramatischen Augenblicke bei "Wetten, dass..?" erinnern, als der Wettkandidat Samuel Koch vor aller Augen schwer verunglückte.

Und manchmal sind es völlig unerwartete Worte wie vor ein paar Wochen die öffentliche Absage von Andreas Kümmert, nachdem er den deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest gewonnen hatte.

Live-Shows auf dem Rückzug

In einer Fernsehwelt, die ihren Shows oder Realityformaten immer häufiger Dialoge auf Punkt und Komma vorgibt, sind Live-Shows auf dem Rückzug. Inzwischen ist es sogar soweit, dass Live-Szenen nicht selten die Sehgewohnheiten vieler Zuschauer sprengen. Da passiert vielleicht auch einmal 20 Sekunden lang nichts. Kein Zoom, kein Tusch, kein dynamischer Schnitt.

Auch interessant

Auch deshalb bröckeln die Quoten von Castingshows, wenn sie mit den aufgezeichneten ersten Folgen (Recalls) durch sind und Wettbewerbe live ausstrahlen.

RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger räumte mit Blick auf "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) im vergangenen Jahr ein: "Den frischen Wind der Castings und des Recalls konnten wir nicht zu 100 Prozent in die kurze Phase der Live-Shows übernehmen." Live-Shows würden sich immer stark von aufgezeichneten Sendungen unterscheiden: Dramaturgie, Bilder, Dichte der Geschichten, Soap-Faktor seien geschnitten viel leichter herzustellen als live.

Sängers Bilanz 2014: "Live hat zwar einen größeren positiven 'Druck', aber die Zuschauer wollen völlig zu recht einfach gutes Fernsehen - und das ist in manchen Formaten live einfach schwieriger zu machen."

Live-Shows als undankbare Aufgabe

Auch andere Branchenkenner machen in jüngster Zeit keinen Hehl daraus, dass die Live-Show eine undankbare Aufgabe sei. Andererseits: Wer Geld mit der telefonischen Abstimmung des TV-Publikums verdienen will, muss seine Show in Echtzeit senden. Außerdem werten aufwendige Live-Shows das Image eines Senders auf.

GNTM-Abbruch: Zuschauer evakuiert

.
. © dpa | dpa
Gegen 21:30 Uhr hat Pro Sieben die Übertragung des Finals von
Gegen 21:30 Uhr hat Pro Sieben die Übertragung des Finals von "Germany's next Topmodel" unterbrochen. © dpa | dpa
Die Zuschauer mussten die SAP-Arena in Mannheim verlassen.
Die Zuschauer mussten die SAP-Arena in Mannheim verlassen. © dpa | dpa
Es gab eine Bombendrohung gegen die Pro-Sieben-Show.
Es gab eine Bombendrohung gegen die Pro-Sieben-Show. © dpa | dpa
Das bestätigte Pro Sieben am Abend per Twitter:
Das bestätigte Pro Sieben am Abend per Twitter: "Es gab während des #GNTMFinales eine Bombendrohung. Die #SAP-Arena ist sicher evakuiert worden." © dpa | dpa
Schnell stellte sich heraus, dass die Show am Donnerstag nicht beendet wird.
Schnell stellte sich heraus, dass die Show am Donnerstag nicht beendet wird. © dpa | dpa
Gegen 22:30 Uhr bestätigte Pro Sieben per Twitter:
Gegen 22:30 Uhr bestätigte Pro Sieben per Twitter: "Wir werden heute nicht mehr senden." © dpa | dpa
Die Zuschauer hatten die Halle zu diesem Zeitpunkt schon verlassen.
Die Zuschauer hatten die Halle zu diesem Zeitpunkt schon verlassen. © dpa | dpa
Zuvor war die Show wie in den vergangenen Jahren abgelaufen.
Zuvor war die Show wie in den vergangenen Jahren abgelaufen. © dpa | dpa
Topmodel-Kandidatin  Katharina Wandrowsky wurde als erste Finalistin von Heidi Klum verabschiedet.
Topmodel-Kandidatin Katharina Wandrowsky wurde als erste Finalistin von Heidi Klum verabschiedet. © dpa | dpa
Die Zuschauer hatten sie als erste Finalistin aus der Show gewählt.
Die Zuschauer hatten sie als erste Finalistin aus der Show gewählt. © Getty Images | Getty Images
Somit blieben nur noch  Vanessa, Anuthida und Ajsa im Rennen um den Titel
Somit blieben nur noch Vanessa, Anuthida und Ajsa im Rennen um den Titel "Germany's next Topmodel". © Getty Images | Getty Images
Somit blieben nur noch  Vanessa, Anuthida und Ajsa (von links) im Rennen um den Titel
Somit blieben nur noch Vanessa, Anuthida und Ajsa (von links) im Rennen um den Titel "Germany's next Topmodel". © dpa | dpa
Auch die Jurymitglieder Heidi Klum (l-r), Thomas Hayo und Wolfgang Joop mussten evakuiert werden.
Auch die Jurymitglieder Heidi Klum (l-r), Thomas Hayo und Wolfgang Joop mussten evakuiert werden. © dpa | dpa
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © Getty Images | Getty Images
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © Getty Images | Getty Images
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © Getty Images | Getty Images
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © Getty Images | Getty Images
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © Getty Images | Getty Images
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © Getty Images | Getty Images
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © Getty Images | Getty Images
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © dpa | dpa
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © dpa | dpa
Das Finale von
Das Finale von "Germany's next Topmodel" ist am Donnerstag wegen einer Bombendrohung abgebrochen worden. Die Halle mit rund 10.000 Zuschauern wurde geräumt. © dpa | dpa
1/24

Dennoch kann so ein Vorfall wie jetzt bei "Germany's next Topmodel" nach Expertenansicht dem Format Live-Show schaden. "Um keine Trittbrettfahrer zu ermutigen, könnten Sendungen vermehrt aufgezeichnet werden", sagt die Medienwissenschaftlerin Joan Kristin Bleicher von der Universität Hamburg. So könne Störendes herausgeschnitten werden. "Die Sender müssten selbst abwägen, was sie erreichen möchten und was sie gleichzeitig riskieren." Der besondere Charakter von Live-Shows gehe bei Aufzeichnungen jedoch verloren.

Die Aufmerksamkeit nach der Bombendrohung dürfte laut Bleicher das Interesse an der "Topmodel"-Show verstärken. "Das neue Finale wird sicherlich mehr Zuschauer haben und die Quote wird steigen."

Das am Donnerstag abgebrochene Finale hatte die niedrigste Zuschauerzahl eines Finales seit dem Bestehen von "Germany's next Topmodel". Der neue Sendetermin ist der 28. Mai um 20.15 Uhr. Das Finale soll nun aber aufgezeichnet werden und ist dann keine Live-Show mehr. (dpa)