Kein Verzicht auf Luxus - erschreckende Umfrage bei „Hart aber fair“
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Essen.. In Japan wird der Super-Gau befürchtet, in Deutschland die Qualität von luftgetrockneten Handtüchern. In der Plasberg-Sendung „Hart aber fair“ wurde über die Konsequenzen aus der Abschaltung von sieben Atomkraftwerken diskutiert.
In der Sendung „Hart aber fair“ mit Frank Plasberg in der ARD war es am Mittwochabend wie immer: Das Beste kommt zum Schluss. Nicht die Diskussion um Atomkraft an sich, um die schnelle Reaktion der schwarz-gelben Bundesregierung nach der Katastrophe in Japan oder um den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg war wirklich erhellend.
Nein, vielmehr war die Umfrage, die die „Hart aber fair“-Redaktion, von der Straße eingeholt hat, erhellend, wenn nicht sogar erschreckend. Die Bundesregierung schaltet sieben AKW ab, was schalten Sie jetzt ab? – so lautete die einfache Frage. Die Antworten waren bezeichnend: „Nichts“, „den Toaster“, „Spül- und Waschmaschine nur ungern“ und „nicht den Wäschetrockner, denn sonst sind die Handtücher nicht mehr so flauschig“. In Japan wird der Super-Gau befürchtet, in Deutschland die Qualität von luftgetrockneten Handtüchern.
Wenn in dieser Art und Weise tatsächlich auf der Straße argumentiert wird, dann ging die Diskussion in Plasbergs Studio völlig am Bürger vorbei. Denn dort ging es um Sicherheitsstandards, die nach der Katastrophe in Japan überprüft werden müssen, um ein etwaige Wahlkampftaktik und um das Restrisiko der Kernkraft.
Protest gegen Atomkraft
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Überraschend war vor allem, dass die Fronten zwischen den Diskutierenden ganz anders verliefen, als erwartet. Da waren zum Beispiel Ralf Güldner, der Präsident des Deutschen Atomforums, und Ursula Völker vom Verein „Ärzte gegen den Atomkrieg“. Eigentlich hätte es zwischen diesen beiden Polen krachen müssen, doch eine Diskussion fand gar nicht erst statt. Was einerseits daran lag, dass Güldner von Anfang an recht reflektiert und überzeugend seinen Standpunkt und sein Amt offen legte, so dass er wenig Angriffsfläche bot. Andererseits aber auch an Ursula Völker, die zugab, dass sie sich unwohl in einer Runde fühle, die über Wahlkampf spricht, während in Japan Menschen um ihr Leben kämpfen.
Nicht die Sicherheit der AKW hat sich geändert, sondern die Frage, was sicher ist
Erstaunlicherweise gerieten jedoch Jürgen Trittin, Fraktionschef der Grünen, und Klaus von Dohnanyi, Ex-SPD-Politiker, aneinander. Eine gemeinsame blasse rot-grüne Linie – wie beim ersten Atomausstieg – hätte man dort erwarten können. Stattdessen waren die beiden die einzigen, die sich in der Diskussion engagierten und mit ihren Meinungen nicht hinterm Berg hielten. Dirk Niebel, Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von der FDP, schaltete sich nur ein, wenn er direkt angesprochen oder kritisiert wurde. Mehrfach nutzte er die Chance, die wohl offizielle Sprachregelung der Koalition für die Kehrtwende in Sachen Atompolitik zu präsentieren: Nicht die Sicherheit der AKW hat sich geändert, sondern die Frage, was sicher ist.
Die Titelfrage der Sendung, ob nach der Katastrophe in Japan das endgültige Aus für die Atomkraft in Deutschland kommt, konnte wie zu erwarten nicht beantwortet werden.
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