Mainz. Das ZDF gibt sich in seinem Jubiläumsjahr selbstironisch und startet mit der Sitcom “Lerchenberg“. Sascha Hehn spielt sich darin selbst - das ZDF auch. Am Donnerstag startet die Serie bei ZDFneo, ab April ist sie im ZDF-Hauptprogramm zu sehen.
Er war der Strahlemann auf dem "Traumschiff" und das Glück der Frauen in der "Schwarzwaldklinik", doch viel ist Sascha Hehn vom einstigen Ruhm nicht geblieben. Das Vermögen ist verprasst und bei Immobilienspekulationen versenkt, neue Rollenangebote sind nicht in Sicht . Eine Ex-Geliebte im ZDF soll ihm nun aus der Schuldenkrise und zu einem Comeback verhelfen. Aber wer möchte ihn noch sehen? Und die vielleicht noch weitaus schwerer zu beantwortende Frage: Wer will und kann mit Hehn überhaupt zusammenarbeiten?
Genau das ist das Problem der ZDF-Redakteurin Billie, die für Sascha Hehn ein passendes Fernsehformat finden soll und die in der neuen Sitcom "Lerchenberg" Folge für Folge an dieser hoffnungslosen Aufgabe scheitert. ZDFneo strahlt die vierteilige Serie am Donnerstag, den 28. März ab 22.45 Uhr komplett aus, das ZDF zeigt sie am 5. und 12. April, 23.00 Uhr jeweils als Doppelfolge.
Sascha Hehn spielt Sascha Hehn
Man weiß gar nicht so genau, worüber man sich bei "Lerchenberg" mehr wundern soll: über Sascha Hehn, der sich selbst beziehungsweise eine konsequent konträre Neuerfindung seines Images als Schwiegermütter-Schwarms spielt, oder über das ZDF, das sich hier mit leiser Ironie ordentlich selbst auf die Schippe nimmt.
Da werden Wayne Carpendale und Sascha Hehn als neues Darstellerduo für "Ein Fall für zwei" getestet, kleine Seitenhiebe auf den von Bestechungsskandalen geplagten Kika ausgeteilt und vermeintliche Interna, wie etwa die Giftliste der Sendeanstalt, ausgeplaudert. "Wer einmal drauf ist, kommt so schnell nicht wieder runter", klärt eine Redakteurin auf und so darf sich neben Thomas Gottschalk, Christoph Maria Herbst auch Heinz Erhardt keine Hoffnungen mehr machen, vom ZDF engagiert oder auf eine Party eingeladen zu werden.
Höhepunkt zum 50. Geburtstag des ZDF
Es sind aber beileibe nicht allein die vielen selbstreferentiellen Spitzen und sarkastischen Innenansichten aus dem Betrieb, die "Lerchenberg" zu einem Sendehöhepunkt zum 50. Geburtstag des ZDF macht. In der Serie scheitert die herzensgute, wenn auch etwas naive Innovationsredakteurin Billie (Eva Löbau) mit ihren klugen Ideen an ihrer Vorgesetzten (Katrin Giegerich) und deren Schützling Hehn. Der ist sich für nichts zu schade, weder Doku-Personality-Soap noch Kochshow – solange es nur gute Quote verspricht.
Genüsslich zieht der junge Drehbuchautor und Regisseur Felix Binder über verstaubte Sendeformate und die verkrusteten Strukturen der ZDF-Sendezentrale auf dem Mainzer Lerchenberg her. Dabei ist diese leichtfüßige Sitcom mit ihren pointierten Dialogen und nie zu plump geratenen Gags der beste Beweis dafür, zu welch originellen Neuschöpfungen das deutsche Fernsehen fähig ist – wenn man denn mal etwas wagt.
Entwickelt wurde das Projekt vom TV-Labor Quantum der ZDF-Nachwuchsredaktion "Das kleine Fernsehspiel" und gedreht gewissermaßen am Orginalschauplatz, der Senderzentrale auf dem Lerchenberg in Mainz. (dapd)