Köln/Essen..
Keine Chance hatte Stefan Raab gegen den 28-jährigen Heiko Schumacher. Bei seiner Show „Schlag den Raab“ schlug er den Entertainer, der mit gebrochenem rechtem Handgelenk angetreten war, mit links – und ist um eine Million Euro reicher.
2010 war eines der erfolgreichsten Jahre in der TV-Karriere von Stefan Raab. Vom deutlichen Sieg beim Eurovision Song Contest seiner Entdeckung Lena Meyer-Landrut über Quoten-Erfolge wie die Wok-WM und das TV-Total Turmspringen bis zu seiner Vertragsverlängerung bei seinem Haus-Sender ProSieben eilte er von Erfolg von Erfolg. Deshalb wird es Raab wohl auch verschmerzen können, dass er bei der letzten Folge von „Schlag den Raab” in diesem Jahr keine Chance gegen seinen Kontrahenten, den 28-jährigen Heiko Schumacher aus Paderborn, hatte.
Gebrochenes Handgelenk hält Raab nicht auf
„Schlag den Raab mit links” lautete das leicht veränderte Motto dieser Ausgabe. Die Änderung wurde notwendig, da sich Raab vor einer Woche bei einem Skiunfall das rechte Handgelenk gebrochen hatte. Doch Raab ist ja bekanntlich ein verbissener Typ, der sich weder von einer Gehirnerschütterung samt Jochbeinbruch noch von einem lädierten Handgelenk stoppen lässt. Rückblickend wird er sich eventuell über seinen Ehrgeiz ärgern, denn anfangs sah es beinahe so aus, als ob Raab kein Spiel für sich entscheiden können würde. Doch anders als die Kandidatin der vergangenen Sendung – die als “Null-Punkte-Ria”berühmt wurde – vermied Raab eine Blamage und gewann noch drei der insgesamt 13 Wettbewerbe. Dennoch ging sein Herausforderer mit einer Million Euro nach Hause.
Kandidat Heiko Schumacher war erfrischend anders als die anderen Mitbewerber, die mit ihren makellosen Lebensläufen und ihrer Affinität für Extremsportarten stets den Eindruck erwecken, als entstammten ihre Lebensläufe der Feder eines Autoren von Seifenopern. Diesmal im Angebot: ein Basketball-begeisterter „Relationship Manager” einer deutschen Privatbank, eine Marathon-laufende Bankkauffrau und ein Kraftsport-affiner Junior-Professor. Daneben wirkte Heiko, der als „der kleine Dicke ohne Hals” vorgestellt wurde, wesentlich authentischer. Das sah das TV-Publikum anscheinend genauso und es wählte den Vertriebslogistiker mit großem Vorsprung zum Kontrahenten von Stefan Raab.
Kandidat überzeugte mit Schlagfertigkeit
Dass dies eine gute Wahl war, zeigte sich bereits in den ersten Spielen. Die ersten fünf Wettbewerbe konnte Baseball-Spieler Heiko alle für sich entscheiden und überzeugte dabei auch mit seiner Schlagfertigkeit. So beispielsweise bei dem Spiel „Sortieren“, bei dem mehrere Begriffe alphabetisch geordnet werden mussten. Der 28-Jährige war so schnell, dass Raab ihn nach seinem System fragte. Heikos ebenso trockene wie logische Antwort: „nach dem Alphabet“. Beim Tischtennis wirkte der Paderborner so souverän, dass bei Twitter erste Gerüchte kursierten, Heiko sei in Wirklichkeit Linkshänder. Dass dies nicht der Fall war, zeigten seine eher unbeholfenen Leistungen beim Kegeln und Dosenwerfen.
Trotz der insgesamt guten Unterhaltung hatte der Abend auch einige Negativpunkte zu bieten. So war der Auftritt der neuesten ProSieben-Retortenband „LaVive“ dermaßen hölzern, dass man sich beinahe „Queensberry“ oder die „Preluders“ zurück gewünscht hätte – oder wenigstens hoffte, dass der Auftritt durch einen Werbeblock beendet würde. Zumindest auf Letzteres mussten Zuschauer nicht lange warten, denn von den gut vier Stunden Sendezeit waren mehr als 60 Minuten mit Werbung belegt. Sogar ein ganzes Spiel – das Malen eines Weihnachtsbaums – wurde während einer Werbepause abgehalten, um die Zuschauer danach noch zu einer Abstimmung für ihr bevorzugtes Gemälde per kostenpflichtiger Hotline zu animieren. Zu guter Letzt sorgte Raab, der den ganzen Abend über häufig ein wenig abwesend wirkte, gegen Ende der Sendung beinahe noch für einen Eklat, als er mit einer Entscheidung von Moderator Matthias Opdenhövel nicht einverstanden war. Auf die Frage, welche Länder in der gleichen Zeitzone wie Deutschland seien, antwortete Raab „Deutschland“. Diese Antwort ließ Opdenhövel nicht gelten, was dem manchmal schon fast krankhaft ehrgeizigen Raab überhaupt nicht passte.
Am Ende siegte aber die Erkenntnis bei Stefan Raab, dass er an diesem Abend einfach nicht gut genug war, um ihn als Sieger zu beenden. „Ich bin sauer“, sagte er, „sauer auf mich.“ Ein Satz, der dem 44-Jährigen in diesem Jahr vermutlich nicht allzu oft über die Lippen gekommen sein wird.