Köln..

Er gehört zu den Bestes seines Fachs: Wotan Wilke Möhring. Am Mittwoch ist er in der ARD-Komödie „Freilaufende Männer“ zu sehen um Kerle in der Midlife-Crisis. Ein Gespräch.

Männer in den Wechseljahren – gibt’s das, geht das, war’s das? Exakt um diese Frage dreht sich die Komödie „Freilaufende Männer“ (Mittwoch, ARD, 20.15 Uhr). Der Film zeigt drei Mittvierziger auf dem Selbsterfahrungstrip zwischen Resignation und Rebellion im hohen Norden. Einer aus dem Männer-Trio ist Wotan Wilke Möhring (43).

Ein Hauch von Frühling weht durch Kölns Uni-Stadtteil Lindenthal, Sonne, laue Luft und ein paar Wolken. Perfektes Jogging-Wetter. Als Möhring das Restaurant Erpel in der Nähe des Stadtwaldes betritt, sieht er so aus, als wolle er anschließend loslaufen, mit Schirmmütze, wattierter Jacke, Jeans und Laufschuhen. Er wirkt entspannt und konzentriert zugleich. Er lächelt kurz und streckt seine Hand aus: „Wotan.“

Über Umwege zur Schauspielerei

Seine Hände sehen so aus, als wüssten sie, was körperliche Arbeit ist. Tatsächlich kam der Sohn eines Offiziers und einer Lehrerin über Umwege zur Schauspielerei. In Herne aufgewachsen, lernte Möhring zunächst Elektriker. Später firmierte er als Club-Besitzer, Türsteher, Model. Dann studierte der Mime Kommunikation in Berlin und kam so zur Schauspielerei. Das Handwerk lernte der drahtige Graublonde mit dem offenen Blick bei Workshops in Köln und Los Angeles.

Vor der Kamera steht Möhring seit 1998. Er hatte seine erste Rolle in der „Bubi-Scholz-Story“: „Dann bin ich direkt bei guten Leuten gelandet und habe festgestellt, dass es ja gar nicht so sehr die Medien-Plastikwelt ist, wie ich es befürchtet hatte, sondern dass es Leute mit Herz sind, die dasselbe wollen wie du. Das hat mich interessiert. Ich hatte Superjahre, und ich bin auch weiterhin voller Hoffnung. Angst war nie mein Ding.“ Im Gegenteil: „Eigentlich bin ich ungeduldig und impulsiv. Ich nehme die Herausforderungen gerne an, in jeglicher Weise.“ Möhring nimmt einen Schluck von seinem Cappuccino. „Aber: Ich kann mich auch entschuldigen.“

Auch mit Mantel und Degen erfolgreich

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. © WDR/Thomas Kost wp | WDR/Thomas Kost wp

Für seine Rollen muss sich Möhring nicht entschuldigen. Er überzeugt durch Präsenz und Ausstrahlung. Inzwischen gehört er zur ersten Garnitur der jüngeren Schauspieler-Generation. Er war dabei, als die „Hindenburg“ für RTL in Flammen aufging. Auch das Kino hat Möhring entdeckt. In Jo Baiers Historien-Drama „Henri 4“ hantierte er erfolgreich mit Mantel und Degen.

Er hat es geschafft. Lindenthal gilt als feine Adresse. Möhring könnte sich Star-Allüren erlauben, Kaschmir, Seide und Schampus satt. Er tut es nicht. Im Gespräch wirkt er bemerkenswert offen, viel offener als mancher Kollege, der nur Werbung für seinen nächsten Film machen will und ansonsten das Stopp-Schild „Privat“ hebt.

Der mit dem Elch tanzt

Möhring nicht. Hat sich der Mann, der im Leben wie im Film so viele Rollen ausprobierte, selbst gefunden? „Ich glaube, man kann eine solche Frage nie pauschal mit ja beantworten. Ich zumindest nicht. Wäre es so, dann könnte man sich gleich in die Kiste legen. Bei mir, in meinem Beruf, kommt es ja zu einem guten Teil darauf an, dass man auf der Suche ist. Auf der Suche nach der Erfüllung der Aufgabe, dem Sinn. Gerade mit der Geburt meiner Tochter vor zwei Jahren ist noch einmal eine andere Perspektive dazu gekommen – eine unschuldige und unverstellte.

Suche, Weiterentwicklung und drei freilaufende Männer in Schweden. Der Film schwankt zwischen Humor und Häme, Hormonen und Hypochondrie. Möhring mimt in dem schrägen Film von Matthias Tiefenbacher einen Autor auf der Suche nach Erfolg. Die Komödie bietet mehr als einen Schwedenhappen, Möhring sei Dank. Er bleibt in Erinnerung als der, der mit dem Elch tanzt.