Berlin. Für den “Tatort“ war 2012 ein bewegtes Jahr. Dazu gehörte der Start des Dortmunder Ablegers rund um Kommissar Peter Faber. In der Woche nach Weihnachten gibt es im Fernsehen weitere “Tatort“-Premieren - und 2013 wird es dann erst recht spannend.
Für "Tatort"-Fans wird 2013 ein ereignisreiches Jahr:
fünf neue Teams gehen an den Start. Es gilt, den Überblick zu bewahren und sich
im Kalender Termine anzustreichen. Die Schlagzahl ist erhöht. Mit 35
Erstausstrahlungen und viel Theater rund um die Krimireihe waren die vergangenen
zwölf Monate bereits ein bewegtes "Tatort"-Jahr.
Am 27. Januar sendet die ARD den Fall "Melinda", der erste neue
Saarbrücker "Tatort" mit Devid Striesow und Elisabeth Brück (als Jens Stellbrink
und Lisa Marx). Und wahrscheinlich folgt am 10. März (der NDR bestätigt es noch
nicht) der lang erwartete neue Hamburger "Tatort" mit Ermittler Nick Tschiller
(gespielt von Til Schweiger) und seinem Kollegen Yalcin Gümer (Fahri
Yardim).
Bringt Til Schweiger dem "Tatort" gute Quoten?
Holt der actionreiche Schweiger-Premierenfilm "...und bist du nicht
willig" von Regisseur Christian Alvart, in dem es um Kinderprostitution geht,
sogar eine höhere Quote als die klamaukigen Münsteraner Rekord-Krimis mit Axel
Prahl und Jan Josef Liefers?
Ende 2013 geht in Erfurt das bislang jüngste Ermittlerteam (Alina
Levshin (28), Friedrich Mücke (31) und Benjamin Kramme (30)) auf Verbrecherjagd,
außerdem tritt Wotan Wilke Möhring als norddeutscher Ermittler Thorsten Falke an
(der erste Fall spielt in Hamburg, trotzdem soll es keine Schweiger-Konkurrenz
sein).
Und zu Weihnachten kommenden Jahres gibt es dann den ersten skurrilen
Krimi aus Weimar mit Christian Ulmen und Nora Tschirner (er als vornamenloser
Kommissar Lessing und sie als Kommissarin Kira Dorn). "Wir beide werden
garantiert den weltbesten "Tatort" machen", sagte Ulmen kürzlich ganz
unbescheiden der Zeitschrift "TV Movie".
2012 war das Jahr der "Tatort"-Meldungen
Was das ablaufende Jahr angeht, so ist sich die TV-Nation uneins: War
2012 ein gutes "Tatort"-Jahr oder eine harte Probe? Kaum eine Woche ohne News
rund um die beliebte ARD-Krimireihe. Manchen Zuschauer hat das viele
"Tatort"-Theater irritiert.
"Das fängt an, auch mich zu nerven", antwortete etwa (der ebenfalls
manchen nervende) Thomas Gottschalk in der "Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung" einer Leserin, die von ihm wissen wollte, wie er sich die Liebe
der Deutschen zum "Tatort" erkläre. Und "Stromberg"-Darsteller Christoph Maria
Herbst gestand der Illustrierten "Bunte": "Ich habe da komplett den Überblick
verloren."
Sogar einige "Tatort"-Kommissare zeigten sich verwundert: "Der
"Tatort" ist eine Blase geworden", sagte Ulrich Tukur (der hessische Ermittler
Felix Murot, der 2012 keinen Fall im TV hatte) im dpa-Interview. "Es gibt ja
fast keine deutsche Stadt mehr über 100 000 Einwohner, die nicht über einen
"Tatort"-Kommissar verfügte."
Was macht einen guten "Tatort" aus?
Der Berliner TV-Ermittler Dominic Raacke sagte dem "Focus", die ARD
müsse aufpassen, "die Marke "Tatort" nicht immer weiter aufzublasen, am Ende
platzt sie noch." Und auch der neue Dortmunder TV-Polizist Jörg Hartmann
kritisierte im Magazin "In" die Ermittler-Inflation. "Ich finde es sehr schade,
dass die meisten Kommissare keinen persönlichen Bezug mehr zum Ort der
Ermittlungen haben."
Was einen guten "Tatort" ausmacht, ist eh umstritten. Die einen
wollen es möglichst authentisch, die anderen so künstlich wie geht, einige mögen
Krimis, wenn sie sozial engagiert sind, die anderen eher politisch unkorrekt,
wieder andere wollen es lustig und die nächsten möglichst ernst oder
experimentell. Tukur sagte: "Da muss man mal aus der Reihe fallen dürfen und bei
aller Unterhaltung auch ein wenig anstrengen und den Zuschauer etwas höher
springen lassen. Sonst wird am Ende alles seicht und beliebig."
Viele "Tatort"-Premieren in der Woche nach Weihnachten
Der neue Saar-"Tatort"-Star Devid Striesow meinte: "Sich Sonntagabend
um 20.15 Uhr überraschen zu lassen, das wäre meine Motivation den Fernseher
anzuschalten!" Er will vielfältige Krimis: "Ich finde es gut, aus jeder Richtung
angeregt zu werden: Action, Comedy, Beziehungskisten."
Auf der Karte der Ermittler in Deutschland, Österreich und der
Schweiz finden sich ab 2013 sage und schreibe 21 "Tatort"-Teams. Rechnet man den
für 2014 angekündigten Franken-"Tatort" noch dazu, sind es bald 22. Einzige
Bundesländer ohne Ermittler sind Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und
Sachsen-Anhalt. Dort ist aber der "Polizeiruf 110" zu Hause.
Bei all den inzwischen angeheuerten Schauspiel-Stars und der
begrenzten Zahl von Erstausstrahlungsplätzen am Sonntagabend (es gibt ja noch
den "Polizeiruf 110" sowie eine Sommerpause) kommen viele "Tatorte" nur noch
einmal im Jahr: Schweiger, Möhring, Tukur, aber eben auch Weimar, Erfurt,
Saarbrücken und künftig auch Maria Furtwängler (Charlotte Lindholm/Hannover)
machen noch höchstens einen Film pro Jahr.
In der Woche nach Weihnachten gibt es wieder besonders viele
"Tatort"-Premieren: drei in sieben Tagen. Am 26. Dezember den Frankfurter Fall
"Im Namen des Vaters" (mit Joachim Król und Nina Kunzendorf als Steier und Mey),
am 30. Dezember den Münchner Film "Der tiefe Schlaf" (Miroslav Nemec und Udo
Wachtveitl als Batic/Leitmayr) und am Neujahrstag den Kölner Krimi
"Scheinwelten" (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär als Ballauf/Schenk). (dpa)