Boom/Rumst. Der Traum von Tomorrowland 2020 ist geplatzt. Wegen des Coronavirus ist das Festival in Belgien abgesagt. Veranstalter informiert zu Tickets.
Die Pforten zum Tomorrowland in Belgien bleiben 2020 geschlossen. Das berühmte Festival in Belgien hat am Mittwoch die Absage für die beiden Event-Wochenenden im Juli verkündet. Damit halten sich die Tomorrowland-Veranstalter an eine Verordnung der belgischen Regierung.
"Diese Situation ist für uns äußerst schwierig - wir sind traurig, enttäuscht und wütend", heißt es ein einem am Mittwoch veröffentlichten Statement. Aber gleichzeitig machen die Organisatoren klar, dass sie die Entscheidung der nachvollziehen können und unterstützen. "Es ist unsere Mission Menschen aus aller Welt zu vereinen, aber oberste Priorität ist, für das Wohlergehen, die Gesundheit und Menschen der Besucher, Partner, Lieferanten, Nachbarn, Künstler und unserer Team-Mitglieder zu sorgen."
Tickets für Tomorrowland 2020 werden auf das Festival 2021 übertragen
Eine Lösung gibt es bereits für alle, die in Besitz von Tickets für Tomorrowland 2020 sind: "Alle Tickets werden auf Tomorrowland 2021 übertragen", heißt es in dem Statement. Über Details will der Veranstalter in den nächsten Tagen per Mail informieren. Ob es auch die Option für eine Rückerstattung der Ticket-Preise gibt, ist noch nicht bekannt. Die 16. Ausgabe von Tomorrowland ist 2021 für die beiden Wochenenden vom 16. bis 18. Juli sowie vom 23. bis 25. Juli vorgesehen.
Damit haben Ticket-Besitzer Glück - sofern sie dann Zeit haben -, dass sie sich nicht erneut um eine der begehrten Einrittskarten in das Musik-Märchenland kümmern müssen. Andererseits schwinden damit die Chancen für diejenigen, die diesmal im Vorverkauf leer ausgegangen waren und sich nun Hoffnung auf den Kauf eines Tickets für Tomorrowland 2021 gemacht haben.
Während die Organisatoren langeZeit noch versucht hatten, Optimismus zu verbreiten und das Orga-Team die Planungen weiter vorantrieb, mehrten sich in den letzten Tagen die Stimmen in Belgien, die eine Absage der zwei Tomorrowland-Wochenenden Ende Juli forderten.
Boom und Rumst hätten Tomorrowland schon abgesagt
Die beiden Bürgermeister der Gemeinden Boom und Rumst hatten sich klar positioniert. "Wenn wir entscheiden könnten, das Festival zu annullieren, hätten wir es bereits getan", sagte Jeroen Bart (Boom). Seine Amtskollege aus Rumst, Jurgen Callaert, pflichtete ihm bei: "Jeder mit gesundem Menschenverstand erkennt, dass es besser wäre, wenn Tomorrowland dieses Jahr auslassen würde."
Das Gesundheitsrisiko für die Bürger als auch Besucher bei einem Festival dieser Größenordnung sei schlicht zu groß. 400.000 Tickets wurden für die beiden Festival-Wochenenden von Tomorrowland 2020 verkauft. Täglich befinden sich über 60.000 Besucher in dem märchenhaft gestalteten Gelände des Freizeitparks de Schorre.
Tomorrowland-Fans kommen aus zahlreichen Ländern nach Belgien
Die Musik-Fans stammen jedes Jahr aus aller Herren Länder: Von Südafrika über Venezuela, USA, China, Neuseeland und natürlich aus allen europäischen Staaten. So könnte das Coronavirus von den internationalen Besuchern erneut nach Belgien gebracht werden, was die bisherigen Maßnahmen torpedieren würde. Dementsprechend verbot die belgische Regierung zur Eindämmung des Coronavirus alle Großveranstaltungen bis Ende August in Belgien.
Für die Veranstalter als auch die Region bedeutet die Absage von Tomorrowland 2020 einen immensen wirtschaftlichen Schaden. Nach Angaben der Organisatoren liegt der gesamte Wirtschaftsfaktor durch das Festival bei 275 Millionen Euro. Von dem Event profitieren nicht nur Veranstalter, Künstler und Agenturen, sondern auch zahlreiche Lieferanten, Freiberufler und Hotels. Im März fiel bereits die zweite Ausgabe der Winter-Edition von Tomorrowland in Alpe d'Huez in den französischen Alpen aus.
Belgisches Musik-Märchenland zum weltweit besten Festival gekürt
Bei den internationalen Dance Music Awards (haben in der Musik-Szene einen ähnlichen Stellenwert wie die Film-Oscars) wurde Tomorrowland vor wenigen Tagen zum besten Festival der Welt gekürt.
Die Verleihung sollte eigentlich im Rahmen der "Miami Music Week" in Miami stattfinden, die ebenso wegen des Coronavirus abgesagt wurde wie das gleichzeitig geplante Ultra Music Festival. Nach den Jahren von 2012 bis 2016 sowie 2019 bekam das Festival Tomorrowland damit zum insgesamt siebten Mal die Auszeichnung.
Ebenfalls eine Auszeichnung erhielt das Duo Dimitri Vegas & Like Mike. Die Brüder aus Belgien sind als Residents-DJs unzertrennlich mit der Erfolgsgeschichte des EDM-Festivals Tomorrowland verbunden. Für Tomorrowland 2020 gehören sie ebenso zum Line up wie die internationalen DJ-Superstars Martin Garrix, Armin van Buuren, Tiesto, David Guetta und The Chainsmokers als auch die deutschen DJ-Größen Alle Farben, Robin Schulz, Cosmic Gate und Boris Brejcha.
Coronavirus stoppt weltweit EDM-Festivals
Dem Coronavirus ist mit dem Ultra Music Festival im März bereits eines der größten Events in der elektronischen Musik-Szene zum Opfer gefallen. Das Festival Electric Daisy Carnival (EDC) ist jüngst vom 15. bis 17. Mai auf das Wochenende vom 2. bis 4. Oktober verschoben worden. Mit 400.000 Besuchern ist es das größte EDM-Festival der Welt.
DJ Armin van Buuren hat seine "This is Me"-Shows aus dem Mai direkt ein ganzes Jahr auf das Pfingstwochenende 2021 verschoben. Im Ziggo Dome von Amsterdam ist an mehreren Tagen eine einzigartige Solo-Show des Trance-Weltstars geplant.
Am Mittwoch gab das Electric Love Festival, das Mitte Juli am Salzburgring in Österreich stattfinden sollte, die Komplett-Absage für 2020 bekannt. Großveranstaltungen in Österreich sind bis mindestens Ende Juni verboten. "Experten der Landessanitätsdirektion Salzburg haben uns mitgeteilt, dass Electric Love im Juli aus heutiger Sicht gesundheitspolitisch nicht vertretbar erscheint", begründen die ELF-Veranstalter ihre Entscheidung.
Parookaville will bei Absage Tickets zurückerstatten
Nur eine Woche später, vom 17. bis 19. Juli, war mit Parookaville das größte deutsche Festival für elektronische Musik geplant. Auch dieses Festival wurde jetzt abgesagt. Am Mittwoch wurde bekanntgegeben, dass Großveranstaltungen in Deutschland wegen der Corona-Pandemie bis zum 31. August grundsätzlich untersagt werden - auch Fußballspiele sind davon betroffen. Die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einigten sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch bei einer Schaltkonferenz auf dieses prinzipielle Verbot.
70.000 Besucher sollten täglich in die fiktive Festival-Stadt kommen. Für den Fall der Absage von Parookaville 2020 versicherte der Veranstalter bereits, dass das Geld für die Tickets zurückerstattet wird.