Weeze. Der erst 20-jährige Oliver Heldens gehört bereits zu den großen Stars in der Elektronischen-Musik-Szene. Die Redaktion sprach mit dem Niederländer über seine Karriere sowie die Auftritte bei den Festivals Parookaville und Tomorrowland.

Oliver Heldens lacht. Er wirft die Arme zum Takt der Musik in die Luft. Hingebungsvoll schreit er ins Mikro: „Ich liebe Dich Parookaville“. Dann umkurvt der Niederländer das DJ-Pult und legt vor tausenden House-Fans einen gekonnten „Shuffle“-Tanz hin. Alles nur eine perfekte Show? Nicht bei Oliver Heldens. Der 20-Jährige sprüht vor Lebensfreude – und zwar auf und neben der Bühne – und ist damit prädestiniert auf Dauer einer der ganz großen Stars in der EDM-Szene zu werden. Denn auch seine Produktionen im Bereich Future House und Deep House erfreuen sich großer Beliebtheit.

DJ Oliver Heldens kreiert mit "Future House" seinen eigenen Stil

Oliver Heldens (re.) mit einem seiner größten Förderer Tiesto.
Oliver Heldens (re.) mit einem seiner größten Förderer Tiesto. © Imago | Unbekannt

Der Stern des erst 20-Jährigen ist vor zwei Jahren aufgegangen. Zu seinem ersten internationalen Hit „Gecko“ verhalf ihm Altmeister Tiesto. Dem hatte Heldens in einer privaten Nachricht eine Demo-Version des Songs geschickt. Eine Woche später trafen sie sich beim Amsterdam Dance Event und kurz darauf folgte die Veröffentlichung von „Gecko“ auf dem Tiesto-Label.

In der boomenden elektronischen Musik-Szene ist es schwer, einen neuen Stil zu kreieren und damit für Furore zu sorgen. Zusammen mit dem Produzenten Tchami gilt Oliver Heldens als Vorreiter des „Future House“. „Deep House mit poppigen, energiegeladenen Elementen“, hat Heldens mal seine DJ-Sets beschrieben. „Ich liebe den Sound der 90er Jahre“, bekennt er im Interview mit DerWesten. Deshalb tauchen bei ihm auch Elemente aus Hits wie etwa „Freed From Desire“ (Gala) auf.

Niederländer zeigt sich vielseitig bei seinen Produktionen

Nachdem ihm bei seinen ersten Produktionen nachgesagt wurde, sie seien erfolgreich, klingen aber alle gleich, zeigte der Tüftler jetzt, was in ihm steckt. Auf der einen Seite legt er mit „Shades Of Grey“ einen weltweit radio-tauglichen Deep-House-Hit hin. Gleichzeitig offenbart Oliver Heldens vor wenigen Wochen, dass er hinter dem Pseudonym „HI-LO“ steckt. „Ich möchte wieder mehr Underground-Musik mit härteren Basslines machen“, sagt er im DerWesten-Gespräch.

Im sogenannten Underground wird der Output von HI-LO allerdings nicht so lange bleiben. So gehört seine Neuauflage des Kult-Hits „Renegade Master“ zu den meistgespielten Songs in der House-Szene. Und auch seine geplante Kollaboration mit dem Bottroper „Da Hool“ für ein Remake des Klassikers „Meet Her At Loveparade“ dürfte große Kreise ziehen.

Oliver Heldens spürte die "unglaubliche Energie" von Parookaville

Dass er als DJ und mit seinen Produktionen bei der House-Musik landete, wirkt rückblickend etwas überraschend – stammt Oliver Heldens doch aus der Gabber-Metropole Rotterdam. Mit elf Jahren habe er Hardstyle und Jumpstyle gehört, bevor er den House-Sound von Fedde le Grand, Laidback Luke und Chocolate Puma für sich entdeckte. Bereits mit 13 Jahren probierte er sich in den eigenen vier Wänden an ersten Produktionen.

Wie wichtig ihm die eigene Note ist, zeigt sich mit einem Blick auf die Tracklist seiner DJ-Sets. Ein Großteil der Songs hat er selbst produziert oder zumindest per Mashup in Richtung Future House verändert. Auf dem Weezer Parookaville-Festival gehörte er im Juli damit zu den größten Abräumern. „Ich liebe es in Deutschland aufzulegen – die Leute sind auf eine positive Art verrückt“, schwärmt Oliver Heldens und fügt hinzu: „Ich habe eine unglaubliche Energie bei den Parookaville-Bürgern verspürt. Aber auch die Leute aus dem Kölner Club Bootshaus sind total crazy“.

Von der Mainstage aus Postamt und Kirche entdeckt

Oliver Heldens lobte explizit das Show-Konzept von Parookaville: "Auf den großen Wochenend-Festivals wollen die Besucher ja nicht jeden Tag zwölf Stunden am Stück tanzen, sondern mehr erleben. Da hilft die Zusammenarbeit mit Menschen aus der Kunst-Szene oder auch so schöne Ideen wie eine Kirche und ein Postamt bei Parookaville", berichtet Heldens von seinen Entdeckungen von der Mainstage aus während seines DJ-Sets.

Eine Woche später durfte er sogar zweimal bei dem besten Dance-Event der Welt – Tomorrowland in Belgien – auflegen. Er gehörte zu den ersten, die auf der 140 Meter breiten Mainstage die Besucher mit seinen House-Beats beschallen durfte. Diese besondere Atmosphäre in dem Amphitheater vor der beeindruckenden Bühne wollte Oliver Heldens auch als reiner Musik-Fan erleben. Mit zwei spanischen YouTube-Stars mischte er sich unter das Tomorrowland-Volk und drehte einen Aftermovie inklusive Tanz-Lehrstunde.

Oliver Heldens will bei seinen Fans authentisch sein

Überhaupt lohnt sich ein Blick in die Facebook-Timeline von Oliver Heldens. Dort finden sich zahlreiche kleine, witzige Filme aus dem DJ-Leben des Niederländers. Dabei scheut er sich auch nicht, Sequenzen aus seiner Kindheit oder von Fehltritten auf der Bühne zu veröffentlichen. „Meine Fans sollen vor allem sehen, dass ich authentisch bin.“ Mit dieser Einstellung und seinen Fähigkeiten als DJ und Produzent dürfte Oliver Heldens sich auf Dauer einen festen Platz in der obersten Etage der Elektronischen Musik-Szene sichern.