Essen. DJ und Produzent Robin Schulz spricht im Interview über seine Schüchternheit, sein Erfolgsgeheimnis und die Zeit, als er vor dem Nichts stand. Im Juli gehört er zum Line up der Festivals Parookaville in Weeze, Smag Sundance in Essen und Tomorrowland in Belgien.

Die Geschichte von Robin Schulz klingt wie ein kleines Musik-Märchen. Aus dem Nichts katapultierte sich der 27-Jährige aus Osnabrück im vergangenen Jahr mit seinen Versionen von „Waves“ und „Prayer in C“ an die Spitze der Deutschen Charts. Mit seiner aktuellen Single „Headlights“ befindet sich Robin Schulz weiter auf Erfolgsspur. Sein frischer Deep-House-Sound schmeckt nach Sommer, Sonne und Meer – was auch im Ausland nicht unbemerkt blieb. 37 Platin-Auszeichnungen stehen insgesamt zu Buche. Dazu wird er für die weltweit größten Festivals wie Tomorrowland (Belgien) und Ultra Music Festival (USA) gebucht.

Nach seinem Mayday-Auftritt in Dortmund kehrt er als Headliner beim „Smag Sundance“ (4. Juli, Essen, Baldeney See) und bei der Premiere des Festivals Parookaville (17. bis 19. Juli, Airport Weeze) in die Region zurück. Trotz seines Erfolgs weiß die Öffentlichkeit recht wenig über den schüchternen Überflieger. Der Funke Mediengruppe gab Robin Schulz eines seiner seltenen Interviews:

Dieses ist eines der wenigen Interviews, das Sie geben, seit Sie ein Star in Deutschland sind. Meiden Sie die Presse?

Robin Schulz: "Ich meide sie nicht bewusst, aber ich versuche mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das ist die Musik. Damit kann ich viel mehr ausdrücken."

Sie bezeichnen sich selbst als „schüchternen Typ“ - und gleichzeitig werden Sie für die weltweit größten Festivals wie Tomorrowland, Ultra Music Festival oder Electric Daisy Carnival gebucht. Wie legen Sie diese Schüchternheit bei Ihren DJ-Gigs ab?

Robin Schulz: "Sobald man das Pult betritt und die Leute sieht, fällt das ab – dann möchte man den Menschen eine schöne Zeit bescheren und einfach nur Spaß haben."

Cappy und Sonnenbrille sind sozusagen Ihr Markenzeichen – die Brille nehmen Sie selbst bei Auftritten selten ab. Woran liegt das? Ist das eine Art Selbstschutz?

Robin Schulz: "Das hat sich einfach so ergeben – ist aber vor allem hilfreich bei Open Airs oder für den nächsten Tag am Airport nach einer längeren Nacht."

Ihr steiler Erfolgsweg begann 2013 mit der Veröffentlichung Ihrer eigenen Version des Liedes „Waves“ von Mr. Probz auf der Musik-Plattform Soundcloud im Internet, die Sie mit Download-Option freigaben. Hatten Sie mit dieser großen Resonanz gerechnet?

Robin Schulz: "Damit habe ich auf keinen Fall gerechnet, das ist auch immer noch kaum zu glauben. Ich habe den Remix einfach fertig gemacht und hochgeladen – es gab kein Ziel, keine Hoffnung dahinter, ich wollte es einfach gerne teilen."

Die Veröffentlichung von unautorisierten Remixen auf Internet-Plattformen ist ein schmaler rechtlicher Grat – anstatt einer Abmahnung kontaktierte Sie damals der Manager von Mr. Probz, um eine offizielle Lizenzierung in die Wege zu leiten. Auch Ihren zweiten großen Hit – ein Remix von „Prayer in C“ des Folkpop-Duos Lilly Wood & the Prick - stellten Sie zuerst auf Soundcloud ein. Gehen andere Künstler ebenso entspannt mit Bootlegs ihrer Produktionen um?

Robin Schulz: "Schwierig zu beurteilen wie das bei anderen Künstlern abläuft. Ein Problem gab es bei mir deshalb nie – vielleicht auch weil der Remix den Acts gefallen hat. Ich wollte damit niemandem auf die Füße treten. Ich mochte die Songs sehr gerne und wollte daraus etwas Tanzbares machen."

Wonach wählen Sie die Songs aus, zu denen Sie Remixe produzieren?

Robin Schulz: "Gefühl spielt da eine große Rolle. Wenn mir der Song gefällt und ich mir direkt etwas vorstellen kann – dann sehr gerne. Ich suche auch immer nach interessanten und einzigartigen Stimmen."

Ihre Musik schmeckt nach Sommer, Sonne und Strand – wo entspannen Sie am liebsten?

Robin Schulz: "Um ehrlich zu sein zu Hause auf der Couch - bei einer guten DVD und leckerem Essen einfach die Füße hochlegen. Sommer, Sonne und Strand sind aber auch nicht verkehrt..."

Sie haben in diesem Jahr schon in den USA, Asien, Australien und Afrika Gigs gespielt. Haben Sie überhaupt noch Zeit für ein Privatleben?

Robin Schulz: "Das ist natürlich nicht einfach – viel Zeit bleibt momentan nicht, ich bin quasi jeden Tag unterwegs. Wenn dann mal ein Tag frei ist, versucht man zuhause seine Akkus wieder aufzuladen."

Im Juli treten Sie beim Smag-Sundance in Essen an einem großen See auf, zwei Wochen später spielen Sie auf der Premiere des Parookaville-Festivals in Weeze, das mit dem neuartigen Show-Konzept einer imaginären Stadt wirbt. Gibt es Unterschiede bei der Atmosphäre deutscher Festivals im Vergleich mit Events in anderen Ländern?

Robin Schulz: "Die gibt es – aber sind alle sehr positiv. Grundsätzlich lässt es sich auf der ganzen Welt gut feiern und die Festivals lassen sich immer etwas Neues einfallen."

Wieviel ist live und was ist vorbereitet in Ihren DJ-Sets?

Robin Schulz: "Man bereitet sich natürlich immer etwas vor. Sucht sich seine momentanen Lieblingsnummern heraus und versucht diese mit den eigenen Produktionen in Einklang zu bringen. Was dann während der Playtime passiert, ist abhängig vom Gefühl..."

Träumten Sie schon immer davon ein DJ zu werden?

Robin Schulz: "Es gab zumindest nichts anderes, das ich mir vorstellen konnte. Ich bin sehr froh, dass es auch so geklappt hat. Ich liebe das, was ich mache."

Sie erzählten mal, dass Sie kurz vor ihrem musikalischen Durchbruch ohne Ausbildung und arbeitslos vor dem Nichts gestanden hätten. Wie haben Sie diese Zeit bewältigt?

Robin Schulz: "Das war nicht einfach – meine Freunde und meine Familie war ein wichtiger Rückkhalt. Wenn man das hat, kann man jede Zeit überstehen."

„Geld interessiert mich nicht“ ist auch eines ihrer Zitate. Hat sich das nach Millionen verkauften Tonträger verändert? Was brauchen Sie, um glücklich zu sein?

Robin Schulz: "Es hat sich nicht verändert. Geld erleichtert sicherlich einiges, aber ich war auch ohne Geld glücklich. Dazu braucht es Freunde, Spaß und Zärtlichkeit."

Fühlen Sie sich im umkämpften Musik-Business akzeptiert oder gibt es viele Neider?

Robin Schulz: "Ich treffe viele großartige Künstler und ich verstehe mich sehr gut mit den meisten. Es gibt sicherlich auch Neider, aber das gibt es in jedem Business. Viel davon mitbekommen tue ich jedenfalls nicht."

Nachdem Sie bereits mit Coldplay, David Guetta, Clean Bandit sowie Axwell /\ Ingrosso zusammengearbeitet haben – für welchen Künstler bzw. von welchem Lied würden Sie gerne mal einen Remix anfertigen?

Robin Schulz: "Das verrate ich Ihnen erstmal nicht. Vielleicht kommt ja demnächst was Neues..."

Was dürfen Ihre Fans in den nächsten Monaten musikalisch von Ihnen erwarten?

Robin Schulz: "Ich arbeite momentan an meinem neuen Album! Das wird hoffentlich bald fertig und soll noch dieses Jahr erscheinen. In den nächsten Monaten kommen dann noch ein paar neue Tracks raus."