Haldern. . Das Haldern Pop Festival 2014 ist eröffnet. Am Donnerstag erlebte das Publikum im Spiegelzelt Musik, wie sie unterschiedlicher nicht sein kann: The Slow Show rührten zu Tränen, Royal Blood hingegen sorgten für einen königlichen Pogo. Die Engländer spielten harten, sehr griffigen Rock.

Selten hat man so viele in der Musik versunkene Menschen auf einmal gesehen, wie beim Haldern Pop am Donnerstagabend im Spiegelzelt: The Slow Show trieb sogar gestandenen Männern die Tränen in die Augen. War das schön! Die ruhigen, vorsichtig aufgebauten Stücke, getragen von der tiefen, markanten Stimme Rob Goodwins fesselten nicht nur die Besucher im Zelt, sondern auch die vielen Zuhörer im Biergarten, die gebannt auf die Leinwand-Übertragung schauten.

Das i-Tüpfelchen war, dass erst der Chor Cantus Domus und dann Musiker des Orchesters Stargaze die traumhaft schönen Melodien begleiteten. Festivalchef Stefan Reichmann herzte Goodwin nach dem Auftritt erst einmal. Er wusste: Die Band aus Manchester hat ihre Chance genutzt. „Das war bisher unser bester Festivalauftritt“, sagte ein gerührter Goodwin.

Fans feierten exzessiv

Ganz andere Gefühle erregten Royal Blood. Die Zwei-Mann-Band (Gitarre/Schlagzeug) bescherte dem Spiegelzelt einen königlichen Pogo. Die Fans feierten exzessiv. Die Engländer spielten ihren harten, sehr griffigen Rock sehr sauber und handwerklich gekonnt. Das Duo ist reif für großen Bühnen.

Als absolut konsenstauglich erwiesen sich The Districts. Die Teenager aus Pennsylvania hinterließen mit ihrem Rock’n’Roll, der an die jungen Kings of Leon erinnert, eine wohlriechende Duftmarke. Wie kann man mit unter 20 Jahren schon so rauchig klingen, wie 30 Jahre alter Whiskey schmeckt? Sänger Rob Grote kann’s.

Eine gertenschlanke Fat White Family

Fat White Family – übrigens alle gertenschlank – waren irritierend anzusehen. Das lag daran, dass Sänger Lias Saoudi die Hose doch recht tief hängen hatte. Das abgewrackte Londoner Sextett überzeugte dennoch als Gesamtkunstwerk mit rotziger Musik zwischen Garage- und Country-Rock. Auf Schmusekurs hingegen gehen Trampled By Turtles inzwischen immer mehr. Der Hochgeschwindigkeits-Folk wird von herrlichen Balladen verdrängt, im Vergleich zum Auftritt einst in der Pop Bar. Mit „Where Is My Mind“ von den Pixies lieferte die US-Band auch einen kollektiven Mitsing-Moment.