Haldern. . Die NRZ präsentiert das 30. Haldern Pop: Lee Fields verzaubert das Publikum am Freitagabend. Auch Bear’s Den begeisterten. Und die Goldenen Zitronen haben sich neu erfunden. Pascal Finkenaur weihte die neue Hauptbühne ein

Das Haldern Pop wirkt dieses Jahr wie eine große Geburtstagsparty, zu der die ganze Familie gekommen ist. Manche tragen Partyhüte. Andere haben sich 30er-Zonen-Schildchen wie Mickey Mouse-Öhrchen zum Kopfschmuck gemacht. Bei den Konzerten schießt immer irgendwer Konfetti in die Luft. Auch eine laufende Disco-Kugel schimmert hier und da. Happy Birthday Haldern Pop zum 30-Jährigen! Es ist ohnehin auffällig, dass in diesem Jahr besonders viele Eltern ihre Kinder mitgebracht haben. Die neue Generation Popblagen will dabei sein. Das geht natürlich nur mit Gehörschutz und weil Haldern Pop so friedlich abläuft, wie kaum ein anderes Festival. Und das Wetter war auch familienfreundlich.

Für die Ständchen waren ja etliche Bands gekommen. Bis zum frühen Freitagabend waren sicher Lee Fields und seine Expressions ein Höhepunkt. Das Publikum ließ sich von der Soulröhre in den Bann ziehen und spürte den Groove. Ähnlich gut hatte es schon mit Charles Bradley im Vorjahr im Spiegelzelt funktioniert. Ganz klar: Haldern Pop hat Soul.

Mit den Goldenen Zitronen waren die alten Hasen des Punks zu Gast. Doch nach knapp 30 Jahren im Musikgeschäft, wenn man das bei diesen rebellischen Branchenverweigerern überhaupt sagen darf, haben sie sich neu erfunden. Sie sind heute eher avantgardistisch: Punk 2.0, wenn man so will. Schön, sie mal erlebt zu haben. Handwerklich eine hervorragende Band, stilistisch aber eigen. Und das werden sie als Kompliment ansehen.

Pascal Finkenaur hatte die Ehre die neue Hauptbühne einzuweihen. Seine prägnante Stimme, ummantelt von eingängiger Rockmusik war in jedem Fall würdig. Aber die Masse stand lieber Schlange fürs Spiegelzelt. Dort gaben Bear’s Den den Auftakt. Und was für ein magisches Konzert das war. Die Briten verzauberten die Gäste mit ihren Folkmelodien. Der zweistimmige Gesang war geprägt von zarter Harmonie. Viele schlossen die Augen, um den verträumten Melodien zu lauschen.

Ähnlich viele drängten bei Balthazar ins Zelt. Die mehrstimmig starken Belgier spielten ihre melodischen Stücke mit Gitarren und Streicher flotter als auf den Alben. Dadurch wurden sie tanzbarer. Großartig! Schön war es auch, zu erleben, dass das Publikum die Muße für Feinheiten hat. Sam Amidon entlockte vielen ein sanftes „Sometimes“, dass sich passgenau in die fragilen Melodien des Singer-Songwriters einfügte. Schlagzeug, Gitarre oder Fidel sind bei den Stücken des Amerikaners eher Beiwerk: Es ist seine Stimme, die beeindruckt.

Heute spielen Death Letters aus den Niederlanden bereits um 12.45 Uhr auf der NRZ-Bühne in der Haldern Pop Bar. Nicht verpassen!