Rees. Der Freitag beim Haldern Pop zeigte sich meist sonnig, brachte etwas Regen - sorgte aber durchgehend für gute Laune. Das Festival-Programm überzeugte.

Welche Bands waren bisher die Höhepunkte? Fragt man zehn Besucher des Haldern Pop Festivals 2015, bekommt man zehn Meinungen. Und das ist das Schöne am von der NRZ präsentierten Event. Jeder kommt auf seine Kosten. Die Qualität ist durchgehend großartig.

Haldern PopDer Freitag startete auf dem Festivalgelände gleich mit ganz großer Magie: Villagers alias Conor O'Brien unterstrich, warum man den Iren und seine Band in vier Jahren zum dritten Mal buchte. Die Zuhörer im Spiegelzelt, das für die ruhige Musik des Künstlers einfach ideal ist, blieben mucksmäuschenstill und lauschten gebannt. Es ist schwer, sich bei den herrlich sanften Melodien und der beeindruckenden Stimme nicht in Gedanken zu verlieren, um dann wieder mit einem wohligen Gefühl ins hier und jetzt gerissen zu werden, wenn der Applaus ausbricht.

Intergalactic Lovers lassen das Publikum singen

Auf der Hauptbühne waren Intergalactic Lovers überrascht so früh, so viele Besucher zu sehen. „Ich war überzeugt, die Hälfte würde noch im See schwimmen gehen. Schön, dass so viele hier sind“, sagte Sängerin Lara Chedraoui. Es sollte sich auszahlen, denn die Belgier ernteten viel Applaus für ihren melodiösen, treibenden Pop-Rock. Beim Song „Ireland“ bat Chedraoui einen Kameramann, die Linse gen Publikum zu drehen. Denn jetzt sollte mitgesungen werden. „Denkt dran, ihr werdet gefilmt. Eure Mütter sehen das“, animierte Chedraoui erfolgreich.

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Kann man besser eingespielt sein als Liam Ò Maonlai und Peter O'Toole? Die Weggefährten seit den 80ern (Hothouse Flowers) haben ein Wahnsinns-Timing. Bei Ò Maonlais reifer Stimme ist jeder Ton auf den Punkt gebraten. Ein absoluter Profi, der schon mit kleinen Gesten das Publikum für sich gewinnt. Dies steigt auch prompt in den sonoren Gesang der gälischen Stücke ein. Und mit ein paar Hothouse Flowers-Stücken wurde auch die Nostalgie befriedigt.

"Die Sonne" zeigte sich auch im Spiegelzelt

Die Sonnen-Anbeter kamen im Spiegelzelt auf ihre Kosten. Wo nämlich die Kölner Band Die Sonne auftrat. „Allen Unkenrufen zum Trotz haben wir sie auch mitgebracht“, sagte Frontmann Oliver Minck am Nachmittag. Und herrliche Pop- oder Pop-Rock-Melodien hatten sie auch im Repertoire. Stets mit philosophischen Texten garniert. Sonderapplaus gab's für die Bläsereinlagen.

Man kann die Sonne noch so sehr herbei singen, um kurz vor 18 Uhr gab's dann doch paar Regentropfen. Das trübte die Euphorie von Alcoholic Faith Mission nicht. Der experimentelle Synthie-Pop überzeugte. Und da gab's wieder so einen überraschenden Moment. Der Chor Cantus Domus stieg für ein paar Stücke ein und sorgte für ein einmaliges Erlebnis. Toll.

Richtig schön war auch der Brit-Pop im 90er-Stil von DMA's im Spiegelzelt. Herrlich melodiös, einfach zum mitgehen. Das kam gut an.

Am frühen Abend deutete sich an, dass es später noch mehr Regen geben könnte. „Wir gucken da mit einem Pilotenradar drauf“, versicherte Festivalchef Stefan Reichmann, dass man das Thema Wetter immer ernst nehme. Aber bedenklich sei weder der Regen in der Nacht zu Freitag gewesen, noch sei am Freitagabend schlimmeres zu erwarten.