Essen/Mönchengladbach. Nach dem Aus für das “Rock am Ring“-Musikfestival auf dem Nürburgring hat Veranstalter Marek Lieberberg bereits einen neuen Standort im Blick. Ein ehemaliges Gelände der britischen Rheinarmee in Mönchengladbach soll im kommenden Jahr neuer “Rock am Ring“-Ort werden. Wenn die Stadt mitspielt.
Rock am (Nürburg-)Ring ist bald Geschichte. Diese Woche Donnerstag startet das Festival das letzte Mal in der Eifel. Veranstalter Marek Lieberberg hat bereits einen neuen Festivalort im Blick: Mönchengladbach. Lieberberg bestätigte am Montag gegenüber der Funke Mediengruppe: "Wir haben die nötigen Anträge gestellt". Im Blick ist das "JHQ", das frühere Hauptquartier verschiedener Verbände der britischen Rheinarmee.
Aus Lieberbergs Sicht würde "Rock am Ring" dort ein "Festival der kurzen Wege" werden, noch dazu "in einer phantastischen Umgebung", schwärmt der Konzerveranstalter. Das Gelände ist erst im vergangenen Dezember von der Rheinarmee an den Bund übergeben worden. Die Entscheidung über das Okay liege nun gleichermaßen bei der Stadt Mönchengladbach und bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
470 Hektar pottflach, umrahmt von Grün
Rasenflächen und Infrastruktur seien laut Lieberberg nahezu ideal für ein Festival wie Rock am Ring, dessen Name man beibehalten werde. Das etwa 470 Hektar große Gelände sei einst eine kleine Stadt gewesen, heißt es bei der BImA. Insgesamt stünden dort etwa 2000 Gebäude, darunter fast 1400 Einfamilienhäuser, die derzeit nicht genutzt würden. Das Gelände sei umrahmt von Wald und weit genug von Wohnbebauung entfernt. Wieviele Festival-Besucher letztlich auf dem JHQ-Gelände Platz finden können, müsse laut Lieberberg noch genau bemessen werden. Die Planungen beliefen sich auf "zwischen 70.000 und 80.000 Besucher". Sie sollen, wie in der Eifel, am Festivalgelände parken und auch campen können.
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Dass das Festival auf dem Nürburgring keine Zukunft mehr habe, weil der dortige neue Eigentümer Capricorn "unzumutbare Forderungen" an die Veranstalter gestellt habe, stehe seit diesem Januar fest, sagt Lieberberg. Mönchengladbach als möglicher neuer Standort sei die erste Wahl gewesen, erklärte der Konzerte-Profi. Er habe das Gelände bereits besichtigt. Gleichwohl fügt er hinzu: "Es gibt eine Vielzahl von Alternativen".
In Mönchengladbach ließe sich das Festival jedoch mit "zwei bis drei Millionen Euro" weniger Kosten realisieren, glaubt der Konzertveranstalter: "Weil die Topografie einfacher ist als am Nürburgring". Das JHQ-Gelände ist nicht hügelig, sondern pottflach. Für Mönchengladbach spreche zudem, dass es bis dato in NRW kein vergleichbares Rockfestival in Rock-am-Ring-Größe gibt. "Zudem kommen die meisten der Besucher aus dem Westen, vor allem aus NRW", sagt Lieberberg.
Facebook-Gruppe hat schon mehr als 12.300 Fans
Auch in der Mönchengladbacher Bevölkerung sieht sich Lieberberg in seinen Plänen breit unterstützt. Begeistert ist Lieberberg zudem von einer Facebook-Gruppe: Unter der Überschrift "Rock am Ring: Mönchengladbach sagt Willkommen" haben sich bereits mehr als 12.300 Fans vereinigt.
Das JHQ-Gelände war fast 60 Jahre lang ein Hauptquartier der britischen Rheinarmee in Deutschland. In einer "Perspektivwerkstatt" hatte die Stadt Mönchengladbach bereits 2011 Ideen gesammelt, wie das Gelände nach dem Abzug der Briten genutzt werden kann. Ein wesentlicher Teil des Geländes, heißt es in einem Bericht dazu, "sollte zur Freizeitnutzung etabliert werden".
Rückblick auf Rock am Ring
Mönchengladbachs Oberbürgermeister Norbert Bude sieht es als "tolle Sache für das Image der Stadt", sollte Rock am Ring von der Eifel nach Mönchengladbach wechseln. Der Stadtrat habe bereits "in einstimmiger Entscheidung die Etablierung eines Festivalgeländes für Musikveranstaltungen" als eine wesentlich mögliche Nutzung anerkannt. Details müssten nun aber in punkto Rock am Ring noch ausgearbeitet werden, erklärte Bude am Montag. Das nächste Gespräch mit dem Konzertveranstalter sei bereits terminiert, sagt Bude. Dabei gehe es dann um Fragen zu Lärm- und Naturschutz.
Ob es wirklich klappt mit Rock am Ring in Mönchengladbach liege "an zahlreichen Voraussetzungen", die zu erfüllen sein werden, heißt es bei der Stadt. Dazu zählen auch die Punkte Verkehrsinfrastuktur und das Sicherheitskonzept. Letzteres hat seit der Loveparade-Katastrophe vom Juli 2010 Großveranstaltungen in NRW vor hohe Hürden gestellt. Laut BImA hätten auch andere, kleinere Konzertveranstalter Nutzungsgenehmigungen beantragt. Auch ein Hockeypark sei dort im Gespräch.
Inwieweit eine Großveranstaltung wie Rock am Ring auf dem JHQ-Gelände auch eine längere Perspektive haben kann, sei völlig offen. Der Bund, heißt es bei der BImA, wäre jedenfalls froh, "wenn sich ein Investor findet, der das Gelände komplett übernimmt".