Scheeßel. Ohne Gummistiefel geht nichts mehr. Das Wetter über dem Hurricane Festival in Scheeßel ist launischer als Pete Doherty es jemals war. Für gute Stimmung sorgten am zweiten Tag unter anderem Faith No More, Nick Cave and the Bad Seeds, Tomte und Clueso.
Nach dem inoffiziellen Girl’s Day am Freitag, gab’s am zweiten Festivaltag voll auf die Zwölf. Unter anderem mit Faith No More, Social Distortion und The Mars Volta.
Für wen ein anständiges Rockfestival erst da beginnt, wo die Zivilisation wie wir sie kennen aufhört, dürfte mittlerweile auch auf dem 13. Hurricane angekommen sein. Menschen binden sich abgerissene Jeanshosenbeine um den Kopf, tauchen mit Skibrillen durch die Menge, hüllen sich in blaue Müllsäcke. Auf der Bühne hat derweil Extravaganz der anderen Art Einzug gehalten. Allen voran: Mike Patton, Sänger von Faith No More.
Immer noch da
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Vor einem roten Vorhang entfaltete der Mann im Conférencier-Look seinen Wahnsinn, warf ihn Zehntausenden im Matsch zum Fraß vor. Und dabei waren viele von ihnen noch gar nicht auf der Welt, als Faith No More gegründet wurde. Aber auch das ist typisch für den zweiten Festivaltag: Die meisten Headliner hätten schon vor 20 Jahren beim Hurricane spielen können, hätte es das Festival damals schon gegeben. Sie sind immer noch da. Oder wieder zurück.
Warum auch nicht? Die Pixies “Where Is My Mind” im Sonnenuntergang spielen zu hören, ist immer noch schier großartig. Auch Social Distortion geben unvermindert Gas. Und Nick Cave mit seinen Bad Seeds? Ein Meister der unbedingt nicht-anonymen Melancholiker.
Königin der Nacht
Zu denen gehört wohl auch Konstantin Gropper alias Get Well Soon, wenn auch weniger exzentrisch. Der Absolvent der Mannheimer-Popakademie spielte mit großer Band im Zelt eines der ambitioniertesten Konzerte des Festivals. Zuvor hatte die Sängerin Lykke Li aus Schweden mit der Technik zu kämpfen, was sie aber nicht daran hinderte, die Königin der kürzesten Nacht des Jahres zu werden.
Sie endete heute früh mit Tomte. Fast ein Heimspiel für die Hamburger - und so wurden sie nachts um zwei gefeiert bis das Wasser von der Zeltdecke tropfte. So ganz trocken kommt man eben nirgends auf dem Hurricane davon.
Und hier noch ein Best of des zweiten Tages:
Größte Opulenz: The Mars Volta. Sie kündigten ihren letzten Song an - und spielten dann noch 15 Minuten durch.
Beste Stimmung vor der Bühne: Bei Skap-P und Clueso.
Schönste Anekdote: Kommt - natürlich - von Thees Uhlmann. Als seine Tochter beim Wickeln Liam Gallagher von Oasis auf dem Titelbild eines Musikmagazins entdeckte, rief sie: “Papa! Papa!”
Am heutigen Sonntag spielen zum Festival-Abschluß unter anderem LilyAllen, Keane, Fettes Brot, Die Ärzte, Disturbed und Nine Inch Nails.
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