Scheeßel. .

Musikalische Wirbelwinde fegen über das Hurricane. Billy Talent und Deftones halten die rund 70.000 Besucher in Atem. Eine Zeltbühne musste allerdings wegen des zu großen Andrangs bereits gesperrt werden.

Der Überraschungserfolg des Hurricanes hat mit Gitarrenmusik ziemlich wenig gemein. Das ist verwunderlich, da das Festival - eines der größten in Deutschland - vornehmlich auf Rock- und Alternative-Bands abonniert ist. Unerwarteter Beliebtheit erfreut sich am Wochenende ausgerechnet die neu eingeführte Elektro-Zeltbühne. Bis in die Nacht stehen Hunderte Fans Schlange, um zu Szene-Größen wie FM Belfast zu feiern. Und wer nicht mehr in das weiße Zelt kommt, tanzt einfach draußen weiter. Nieselregen und eisigem Wind zum Trotz.

Die Band Billy Talent war einer der Headliner beim 14. Hurricane Festival in Scheeßel.
Die Band Billy Talent war einer der Headliner beim 14. Hurricane Festival in Scheeßel. © WAZ FotoPool

Offenbar haben die Veranstalter die Beliebtheit etwas unterschätzt: Am Samstag muss das Programm „aus Sicherheitsgründen“ während des Auftritts der Electro-Dance-Kombo Frittenbude abgebrochen werden. Auch der für viele Fans heiß ersehnte Auftritt von Boys Noize sowie das Set von Erol Alkan müssen abgesagt werden. Alle Künstler haben aber nach Angaben der Veranstalter bereits zugesagt, im nächsten Jahr dabei zu sein. Dann hoffentlich auf einer größeren Bühne.

Deftones fegen über die Bühne

Stürmisch ist beim Hurricane zum Glück bislang eher das Programm als das Wetter gewesen. Deftones fegen gewohnt energiegeladen über die Bühne. Stone Temple Pilots und Skunk Anansie begrüßen ihre Fans nach erfolgreichen Wiedervereinigungen mit Klassikern und interessanten neuen Werken. Und die Trip-Hop-Band Massive Attack begeistert auch noch weit nach Mitternacht tausende Fans vor der Bühne mit ihrer einzigartigen Mischung aus Dance, Jazz, Soul und Dub-Sound.

Headliner des Samstags ist die kanadische Band Billy Talent. Ihr Auftritt ist eine sichere Bank – die Lieder sind allesamt Ohrwurm-Kandidaten mit hohem Mit-Gröl-Faktor. Artig bedankt sich Frontmann Benjamin beim gut gelaunten Publikum, das textsicher ganze Liedpassagen übernimmt. Auch die noch recht neuen Stücke aus dem 2009 erschienenen aktuellen Album werden gut angenommen.

Für die Musiker ist es bereits der vierte Auftritt beim Hurricane, allerdings der erste auf der begehrten Headliner-Position am Samstagabend. Dafür zaubert Sänger Benjamin für die Zugabe noch ein besonderes Bonbon für die Fans aus dem Hut und erscheint im Deutschland-Trikot auf der Bühne.

Behörden und Veranstalter sind nach Angaben der zuständigen Polizeiinspektion Rotenburg zufrieden mit dem Verlauf des Festivals. Nach offiziellen Angaben sind rund 70.000 Besucher auf dem Areal. Die Polizei berichtet von mehreren Dutzend Festival-Fans, denen gefälschte Tickets verkauft worden waren und denen damit der Zugang zum Gelände nicht möglich war. 57 Betrogene erstatteten Anzeige. Bis Samstagabend musste der Sanitäts- und Rettungsdienst 700 Personen auf dem Platz versorgen, fast hundert wurden in das Rotenburger Krankenhaus gefahren. Insgesamt verläuft das Festival ruhig. Die Polizei musste bislang 14 Hausverbote gegen Randalierer und Tatverdächtige aussprechen.