Oberhausen. Beyoncé Knowles ist keine Künstlerin der leisen Töne. Stillstand unmöglich - Die ehemalige Destiny's Child-Sängerin lässt daran bei ihrem Ausflug in die König-Pilsener-Arena nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen.
Totale Reiz-Überflutung von den ersten bebenden Beats an - Stillstand unmöglich! Aber das ist an diesem Abend Schicksal. 9000 Fans sind geblendet. Die Scheinwerfer schweben wie Raumschiffe über der Bühne. Die Band spielt auf Stelzen über der Protagonistin. Und Beyoncé kämpft sich gegen künstliche Windmaschinen zum Bühnenrand. Ein Augenaufschlag, ein Schritt voraus, ein Fingerzeig. Die Stimmung ist ohrenbetäubend. Flott, modern - an den Grenzen der Perfektion inszeniert. Protz-Blitz! Beyoncé überlässt in ihrer Show kaum etwas dem Zufall. Alles steht im Drehbuch, alles ist geplant. Aber dennoch: Der Schwung der Dynamik spült mit. Die Fans werden eingefangen von einer intensiven Ausstrahlung und tun das, was unvermeintlich erscheint: sie bewegt sich. Tanz auf den Rängen. Tanz auf der Bühne. Für Animation wird gesorgt. Eine Armada an Tänzerinnen und Tänzern begleiten die Texanerin bei ihren Songs.
Und bei all den intensiven Bewegungen scheint die Temperatur in der Halle von allein zu steigen. Doch damit hat Beyoncé samt Tanzgruppe kein Problem. Die Klamotten sind knapp und luftig. Und damit spielt die Sängerin ganz bewusst. Im Gleichschritt geht es immer wieder an die Bühnenränder, wo eine Handvoll Fans noch vor dem ersten Wellenbrecher zum Jubeln abgestellt sind. Überhaupt ist das Konzert eine eher stürmische Angelegenheit. Papierschnitzel fliegen zeitlich abgestimmt im Scheinwerferlicht vor Beyoncés Füße. Die Sängerin kniet im Lichtkegel. In den Umbaupausen, die Tanzeinlagen verkürzen, werden die Schnipsel eilig von Helfern mit Laubfegemaschinen entsorgt. Luftholen in einem Konzert irgendwo zwischen Hochglanz und Baumarkt.
Ein Flirt mit Obama
Und musikalisch? Beyoncé zeigt sich bestens bei Stimme. Und geizt nicht mit Hits. „If I were a boy”, „Crazy in love” oder „Single Ladies”. Die Palette an Mitsing-Nummern ist breit. Wenn die Zeit nicht reicht, wird Liedgut im Schnelldurchlauf angestimmt: Das sind häufig Destiny's Child-Klamotten.
Beyoncé wechselt ihre Garderobe im Akkord. Vom engelsgleichen Hauch in Weiß bis zum Amazonen-Red-Sonja-Kampfanzug. Ein Video-Flirt mit Präsident Obama. Mitschnitte aus der eigenen talentierten Kindheit. Ein Freiflug am Seil gesichert über den Köpfen der Fans. Das gelungene rund zweistündige Konzert erhält seine großen Momente durch die außergewöhnliche Dynamik. Und so posiert Beyoncé in den letzten Sekunden des Konzerts erneut vor der Windanlage. Hoffentlich wird sie sich nicht erkälten.