Essen. . Die Hälfte der letzten 30 Jahre hat Saul Hudson, bekannt als Slash, als Gitarrist der legendären Krawalltruppe Guns N’Roses verbracht, über 100 Millionen Tonträger verkauft. Mit inzwischen 49 ist er clean, geläutert und fit. Jetzt kommt sein neues Solo-Album auf den Markt: „World on Fire“

Der schwarze Zylinder, die verspiegelte Sonnenbrille machen ihn beinahe zur Karikatur – einfach, weil er mehr Rock’n’Roll ist, als man überhaupt sein kann. Und weil er jedes Klischee des hart lebenden, hart rockenden Musikers erfüllt. Die Hälfte der letzten 30 Jahre hat Saul Hudson, bekannt als Slash, als Gitarrist der legendären Krawalltruppe Guns N’Roses verbracht, über 100 Millionen Tonträger verkauft. Doch mit inzwischen 49 ist er clean, geläutert und fit.Nun kommt sein neues Solo-Album „World On Fire“.

Slash, drei Alben in sechs Jahren, dazu zig Tourneen, Gastauftritte und diverse Nebenprojekte – woher rührt der plötzliche Ehrgeiz?

Der war eigentlich schon immer da. Das Problem war nur, dass ich meist in Bands gespielt habe, in denen ich ihn nicht ausleben konnte. Oder dass ich lange Zeit viel zu stoned war, um richtig kreativ zu sein. (lacht)

Aber sollten Drogen nicht eher als Stimulans und Katalysator dienen? Zur Steigerung der Kreativität?

Auf der Flucht vor dem Wahnsinn bei Guns N’Roses

Das mag schon sein. In meinem Fall waren sie allerdings eher eine Flucht, um mit dem ganzen Stress und dem tagtäglichen Wahnsinn bei Guns N’Roses klarzukommen. Da war ich meistens so dicht, dass an Kreativität nun wirklich nicht zu denken war.

Und das versuchen Sie jetzt zu kompensieren beziehungsweise verlorene Jahre gut zu machen?

Das spielt da sicher auch mit rein. Wobei ich aber nicht weiß, ob ich all die Zeit, die ich verplempert habe, tatsächlich wieder aufholen kann. Aber ich versuche heute, die beste Musik zu machen, die in mir steckt und zudem konstant zu sein. In dem Sinne, dass ich jeden verfügbaren Moment für Dinge nutze, die mich weiterbringen, die mir wichtig sind und die Spaß machen. Die mich als Mensch wie Musiker ausfüllen.

Wie erfüllend oder wie ambitioniert ist „World On Fire“, Ihr mittlerweile dritter Alleingang?

Es ist ein Rock-Album – nicht mehr und nicht weniger. Also ich erfinde mich sicherlich nicht neu und ich mache auch nichts, was man nicht von mir erwarten würde. Aber ich hoffe, dass ich es richtig gut mache und es den Leuten gefällt. Nur: Sie sollten das Ganze nicht zu ernst nehmen und auch nicht zu viel in den Titel hineininterpretieren. „World On Fire“ ist lediglich der Name eines Songs.

Also kein kritischer Kommentar zur Weltgeschichte?

Auf keinen Fall! Wobei ich es lustig finde, was da alles gemutmaßt wird. Aber: Ich habe keine politischen Ambitionen, und ich kann und will die Welt nicht retten. Das wäre mir zu viel Stress… (lacht)

Mit 50 wird alles leichter und besser

Sie werden nächstes Jahr 50 – ein schrecklicher Gedanke?

Nein, ich freue mich sogar darauf. Und sei es nur, weil ich nie damit gerechnet hätte, dass ich mal so alt werde. Was auch für mein gesamtes Umfeld gilt. Ich meine, Leute haben Wetten darauf abgeschlossen, dass ich es nicht bis 30 schaffe. Einfach, weil ich so viel Gas gegeben habe, dass es für zwei Leben reicht – mindestens. Und ich bin wirklich froh, dass ich noch rechtzeitig auf die Bremse getreten habe. Sonst hätte ich etwas Bemerkenswertes verpasst. Nämlich dass mit zunehmendem Alter alles ein bisschen besser und leichter wird. Was ich allein an meinem Gitarrenspiel festmachen kann, in dem heute viel mehr Gefühl, aber auch Erfahrung steckt als früher. Ich bin längst nicht mehr so eingeschränkt wie früher. Wenn ich heute spiele, ist das ein ganz anderer, ein viel berauschenderer Trip – und auch der Sex ist besser.

>> Slash: World On Fire (Roadrunner/Warner) Live: 23. November, Köln (Palladium)