Essen. Vor zehn Jahren stürzte sich Rex Gildo aus dem Fenster. Die Umstände sind immer noch rätselhaft. Vorher hatte der Schlagersänger seine Homosexualität verborgen und über seinen Lebenslauf gelogen.

Zum Jubiläum hatte das „Wohnparadies” in Bad Vilbel einen Stargast verpflichtet. Rex Gildo live! Auf Fiesta Mexikana hatten sich die 3000 Gäste besonders gefreut, doch irgendwie sprang der Funke diesmal nicht über. „Gut drauf war der nicht”, verriet Dieter Hübner später der „Frankfurter Rundschau”, doch wie dieser 23. August 1999 enden sollte, das konnte der Küchenberater des Möbelmarktes nun auch nicht absehen: Wenige Stunden nach dem Auftritt stürzte Rex Gildo aus dem Toilettenfenster seines Appartments im zweiten Stock. Die Verletzungen waren so schwer, dass er drei Tage später in einem Münchner Krankenhaus starb.

Zweifel an der Todesursache mehren sich

Zehn Jahre nach dem Tod eines der beliebtesten deutschen Schlagersänger mehren sich die Zweifel an der Todesursache. Das war kein Selbstmord, heißt es im Freundeskreis eines Mannes, der wie kaum ein anderer die schlichten Träume der Sechziger vertonte. Urlaub, Party, hoch die Tassen und Sirtaki tanzen, und natürlich „Hossa! Hossa!”, der Kampfruf aus der „Fiesta Mexikana” – so sah er nun mal aus, der deutsche Schlager, mit dem Rex Gildo noch Jahrzehnte nach dem letzten Top-Ten-Hit durchs Land tingelte.

Man darf bezweifeln, dass Rex Gildo glücklich war. Zu groß waren die Lügen, mit denen er sich tarnen musste. Dass er natürlich nicht Rex Gildo, sondern Ludwig Franz Hirtreiter hieß, war bekannt. Dass er aber entgegen seiner eigenen Wahrnehmung weder bei den Regensburger Domspatzen gesungen noch eine Ausbildung an einer Münchner Schauspielschule genossen hatte, kam erst vor kurzem ans Licht. Man kann nur ahnen, was es heißt, wenn man jahrein, jahraus als sonnenbankgegerbter Berufsjüngling auf die Bühne springt und „Hossa! Hossa!” ruft, wenn man eigentlich Elvis „The King” Presley als Vorbild hat.

Gerüchte um Alkoholmissbrauch und Medikamentensucht

Kaum etwas im Leben des Rex Gildo war so, wie es aussah. Um seine Homosexualität vor den zumeist weiblichen Fans zu verbergen, heiratete er eine gewisse Marion Hirtreiter, seine Cousine. Seinen letzten Partner Dave gab er als Chauffeur aus. Dave war es auch, der nach einem Streit am 23. Oktober 1999 Polizei und Notarzt alarmierte. Als die Helfer eintrafen, stürzte sich Rex Gildo aus dem Fenster.

An Selbstmord glaube sie überhaupt nicht, behauptet Cornelia Froboess auch heute noch. Ein so um sein Aussehen besorgter Mann hätte als Todesart doch keinen Fenstersturz gewählt, ungeschminkt, mit verrutschtem Toupet und einem abgewetzten Jacket, glaubt auch der Konzertveranstalter Manfred Schulte.

Es gab schon länger Gerüchte um Alkoholmissbrauch, Medikamentensucht, alles wie immer abgestritten von einem Mann, der noch im Tod die Wahrheit biegt: Seine letzte Ruhestätte auf dem Münchner Ostfriedhof teilt Ludwig Franz Hirtreiter mit einem gewissen Fred Miekley. Offiziell der Manager, eigentlich aber auch der langjährige und vor ihm gestorbene Lebenspartner.