Jennifer Lopez tanzt und singt erstmals live in Deutschland, am 31. Oktober in der Arena Oberhausen. Laut Forbes-Magazin ist sie die erfolgreichste Entertainerin der Welt, 2011 scheffelte sie 52 Millionen Dollar. Einer Umfrage des Magazins „Oxygen“ zufolge hat die Latin-Diva den schönsten Po Hollywoods, was ihr den Beinamen „The Butt“ einbrachte. Unser Mitarbeiter Olaf Neumann saß mit JLo am runden Tisch.
Frau Lopez, warum kommt diese Tournee so spät? Sie sind ja 43...
Jennifer Lopez: Nun, das hat vor allem etwas damit zu tun, wie sich meine Karriere entwickelt hat. Ich habe viele Filme gedreht. Bislang hat sich für mich einfach kein Zeitfenster geöffnet, um solch eine aufwendige und lange Welttournee zu machen. Aber als ich letztes Jahr im Weihnachtsurlaub war und einmal in mich ging, traf ich den Entschluss, dass jetzt die Zeit reif ist. Nachdem meine Jurorinnentätigkeit für American Idol beendet war, gingen wir konkret in die Planung. Über Facebook kommuniziere ich mit meinen Fans. Nach sieben Alben erwarten sie einfach, dass ich mich auch mal persönlich bei ihnen blicken lasse.
Warum sollte man sich denn Ihre Show angucken?
Lopez: Vielleicht, weil ich sie erstmals in Deutschland zeige? Es ist überhaupt meine erste Welttournee, was ich selbst total aufregend finde. In Nord- und Südamerika hatten wir bereits eine verrückte Zeit. Ich hoffe, das Publikum und ich werden auch in Deutschland unseren Spaß haben. Ich war schon oft dort; ein schöner Flecken Erde. In Deutschland fühle ich viel Liebe. Jetzt freue ich mich auf eine spannende Zeit dort.
2007 waren Sie bei der Echo-Verleihung in Berlin. Haben Sie Freunde in Berlin?
Lopez: Bisher war die Zeit immer zu kurz, um richtige Freundschaften zu knüpfen. Was ich aber nie vergessen werde, ist der Moment, als die Mauer fiel. Davon habe ich ein bisschen was mitgekriegt und die Erinnerung jagt mir noch heute wohlige Schauer über den Rücken. Damals war ich noch ziemlich neu im Showgeschäft.
Wie wollen Sie die Deutschen, die möglicherweise zurückhaltender als das Latino-Publikum reagieren, auf die Stühle treiben?
Lopez: Also, meine Erfahrung ist, dass das europäische Publikum in punkto Leidenschaft dem amerikanischen in nichts nachsteht. Ich habe in London ein Testkonzert gespielt. Okay, das ist nicht Deutschland, aber es war der reine Wahnsinn! Ich will nicht alle Nationen über einen Kamm scheren, aber ich bin mir sicher, die Deutschen lieben Musik. Und sie feiern gerne.
Das Forbes-Magazin hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zur mächtigsten Frau des Planeten gewählt. Wäre die Welt friedlicher, wenn wir mehr solcher Frauen hätten?
Lopez: Ich denke, ja. Es ist gut, dass immer mehr Frauen an die Macht kommen. Die Zeit wird zeigen, was wir Frauen wirklich verändern können.
Sie stehen selbst auf der Forbes-Liste der 100 einflussreichsten Frauen. Wer ist aus Ihrer Sicht eine wirklich mächtige Frau?
Lopez: Ganz sicher die Frau, die mich aufgezogen hat: meine Mutter. Sie ist eine starke Puertoricanerin. Alles, was ich fürs Leben brauche, hat sie mir beigebracht. Also hart zu arbeiten, anständig zu sein, sich wie eine Lady zu benehmen. Meine Mutter und mein Vater sind definitiv meine Vorbilder.
Warum sich Jennifer Lopez als Kämpferin sieht
In Ihrer Show gibt es eine spektakuläre Box-Szene. Konnten Sie sich im Leben immer durchboxen?
Lopez: Boxen ist meine Lieblingsmetapher. In meiner Karriere hatte ich oft das Gefühl, kämpfen zu müssen. Im Ring gibt es nur eine Möglichkeit: du musst zurückschlagen, sonst wirst du verdroschen. Mit etwas Glück kannst du einen Sieg mit nach Hause nehmen. Die Box-Szene haben wir zuerst bei den American Music Awards gezeigt. Ich bin dabei ausgerutscht und hingefallen – vor 20 Millionen Fernsehzuschauern. Viele dachten, es wäre für mich eine peinliche Situation gewesen, aber ich bin sofort wieder aufgestanden. Es war wie ein Reflex. Nie war ich so stolz wie in jenem Moment, deswegen haben wir auch die Box-Szene in meine Show eingebaut. Egal was passiert: Ich stehe wieder auf und mache weiter.
Was ist in Ihrem Beruf wichtiger: physische oder psychische Stärke?
Lopez: Beides. Natürlich muss ich für solch eine Show körperlich topfit sein. Aber es geht hier auch um Emotionen. Man muss immer die Balance finden.
Wie haben Sie sich auf Ihre erste Welttournee vorbereitet?
Lopez: Wir haben mehrere Monate intensiv geprobt. Die Vorbereitungen fingen während meiner Zeit bei American Idol an. Zwei Wochen nach dem Finale flogen wir bereits nach Südamerika.
War Ihre Teilnahme an American Idol vor allem eine geschäftliche Entscheidung?
Lopez: Karriere hin, Karriere her - ich fand es großartig, einfach großartig. Auch wenn eine Menge Leute anderer Meinung waren als ich, stehe ich rückblickend zu allem, was ich in der Show gesagt habe. Ich habe Rückgrat! Eigentlich sollte ich nur ein Jahr bei American Idol bleiben, dann wurde mir eine Verlängerung angeboten. Aber eine dritte Runde wäre mir zu viel gewesen. Ich möchte ja auch meine eigenen Projekte realisieren. Es macht Spaß, in einer Castingshow den Juror zu geben, aber meine eigentliche Bestimmung ist die Konzertbühne. Ich singe und tanze für mein Leben gern.
Wie war‘s, zusammen mit Rock-Gott Steven Tyler von Aerosmith in der Jury zu sitzen?
Lopez: Ganz prima, Steven Tyler ist der Hammer! Im Fernsehen wirkt er immer ein bisschen irre. Aber er hat auch eine tiefgründige, nachdenkliche Seite. Naja, dass er zudem ein begnadeter Songschreiber ist, muss ich eigentlich nicht betonen. Mit Steven Tyler zu arbeiten hat mein Leben definitiv bereichert. Die Konstellation aus ihm, mir, Randy (Jackson) und Ryan (Seacrest) war magisch, finde ich jedenfalls. Ich muss gestehen, ich vermisse die Jungs ein bisschen.
Der berühmte libanesische Mode-Designer Zuhair Murad schneiderte für Ihre Show Aufsehen erregende Kostüme. Wie sind Sie ausgerechnet auf ihn gestoßen?
Lopez: Vor ein paar Jahren besuchte ich eine seiner Modenschauen. An jenem Abend plagte mich der Jetlag, aber dass Zuhairs Kreationen wirklich toll sind, war mir sofort klar. Zuhause habe ich dann angefangen, seine Kleider zu tragen. Er war genau der Richtige für diese Tour, denn er weiß intuitiv, was ich will. Es ist übrigens seine und meine erste Tournee. Ich glaube, ich habe sogar noch ein Dirndl in meinem Kleiderschrank. Ich trug es immer zum Tanzen, als ich noch jung war.
Die Schönheits-Geheimnisse von Jennifer Lopez
Wenn Sie am Morgen nach einer anstrengenden Show aufwachen und es eilig haben, wie hübschen Sie sich dann auf?
Lopez: Eigentlich wie jede andere auch. Zwischen zwei Auftritten bin ich oft müde, weil ich bis in die frühen Morgenstunden arbeite. In dem Moment habe ich eigentlich gar keine Lust auf die Anforderungen des Tages. Aber ich denke immer positiv. Ich versuche, meinen Körper und meinen Geist gesund beziehungsweise in Balance zu halten. Wenn ich mir bewusst mache, welches Glück ich im Leben hatte, bin ich im Prinzip allen Anforderungen gewachsen. Ich meine, ich darf tun, was ich am liebsten tue. Und ich habe zwei tolle Kinder. Das alles gibt mir sehr viel Kraft.
In Ihrer Show zeigen Sie Fotos von Ihren vierjährigen Zwillingen Emme und Max auf dem Videoscreen. Suchen Sie immer nach intimen Momenten?
Lopez: Nun, wenn man seine eigene Show macht, kann man sie so gestalten, wie man es für richtig hält. Die Idee war, die verschiedenen Seiten meiner Persönlichkeit anhand einer musikalischen Reise zu zeigen, ich bin ja auch Mutter. Wer bin ich wirklich im Herzen? Wo stehe ich heute? Ich möchte etwas zeigen, das wahrhaftig ist.
Wie fühlen Sie sich kurz bevor Sie auf die Bühne gehen?
Lopez: Ich bin für einen Moment ganz, ganz ruhig. Aber vorher habe ich mich bereits warm gestretcht, habe die Schmetterlinge im Bauch und das Adrenalin im Blut gespürt. Bevor es losgeht, stellen sich alle Mitwirkenden in einen Kreis, fassen sich an und sprechen ein Gebet.
Und wie kriegen Sie das Adrenalin anschließend wieder runter?
Lopez: Nun, das braucht ein paar Stunden. Ich bin niemand, der nach einem Auftritt Party macht. Ich gehe in Ruhe etwas essen. Im Grunde genommen warte ich darauf, müde zu werden. Und das kann auch schon mal ein paar Stunden dauern.
Welchen Teil Ihrer Show mögen Sie selbst am liebsten?
Lopez: (lacht) Ehrlich gesagt, das Ende! Damit will ich sagen, dass es der Höhepunkt des Ganzen ist. Die Show sieht jetzt ganz anders aus als bei der Premiere. Eine Show ist etwas Lebendiges, sie entwickelt sich ständig weiter. Manchmal verändern wir die Reihenfolge der Songs oder nehmen einen bestimmten Titel raus und dafür einen anderen rein. Es hängt immer davon ab, wo und für wen wir gerade spielen. Ich möchte, dass jeder mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause geht.
Was machen Sie an Ihren freien Tagen?
Lopez: Ganz einfache Dinge. Ich bleibe zuhause mit meinen Kindern. Ich möchte, dass sie möglichst normal aufwachsen. Wir als Familie brauchen auch Phasen, in denen wir keine Verpflichtungen haben. In meinem Beruf ist man unheimlich viel unterwegs. Meine Kinder kommen mit der Situation sehr gut klar. Aber sie freuen sich auch riesig auf die Tourpause, die jetzt kommt. Ich übrigens auch.
Jennifer Lopez wäre ohne ihre Mutter kein Superstar geworden
Werden Sie Ihre Kids im Oktober mit nach Deutschland bringen?
Lopez: Ja, ich denke schon. Aber wenn es ihnen zu viel wird, bringt ihre Großmutter sie nach Hause oder zu ihrem Vater.
Was bringen Sie Ihren Kindern über das Leben bei?
Lopez: Ich hoffe doch, etwas Sinnvolles. Ich möchte ihnen beibringen, dass man hart arbeiten muss, wenn man etwas erreichen will. Man kann vieles zuwege bringen. Und meine Kinder sollen lernen, andere Leute so zu behandeln wie sie selbst behandelt werden möchten. Ich finde, wer viel besitzt, sollte etwas fürs Gemeinwohl tun. Man kann Kindern viel erzählen, aber man sollte immer selbst Vorbild sein. Wenn ich ihnen zum Beispiel vom Alkohol abrate, dabei aber selbst gerne einen trinke, ist das keine gute Pädagogik. Ich möchte schon eine gute Mutter sein.
Mögen Ihre Kinder Ihre Musik?
Lopez: Ja, das tun sie. Sie kennen die Show und können sogar die Texte der Songs mitsingen.
Wollten Sie als Mädchen unbedingt Sängerin oder Schauspielerin werden, um Ihre Eltern zu beeindrucken?
Lopez: Um meine Eltern zu beeindrucken? Wissen Sie, meine Mutter liebte Musicals und die Schauspielerei, obwohl sie niemals selbst im Showgeschäft war. Auf ihre Art hat sie mich sehr beeinflusst und mit der Welt der Kunst bekannt gemacht. Dort bin ich dann hängen geblieben. Ich denke, ohne meine Mama würde ich heute nicht hier sitzen.
Was kommt bei Ihnen als nächstes?
Lopez: Ich suche eigentlich ständig nach interessanten Projekten. Zurzeit arbeiten wir an einer 3D-Dokumentation über diese Tournee und nächstes Jahr werde ich wahrscheinlich ein paar Filme drehen. Fürs Fernsehen produziere ich den Piloten für eine Serie mit dem Titel „Fosters“. Es geht um ein lesbisches Pärchen. Über das Konzept wurde im Vorfeld viel diskutiert. Wir machen jetzt erst mal den Pilotfilm und dann sehen wir, wie er beim Publikum ankommt.
Wachen Sie manchmal auf und denken: Ist das wirklich alles wahr?
Promis - ganz intim
Lopez: Ja, absolut. Das passiert natürlich nicht dauernd, aber immer wenn ich mit etwas ganz Neuem anfange, erlebe ich solche Momente. Zum Beispiel jetzt bei dieser Tour, die ja meine erste „Weltreise“ ist. Wenn ich dann durch den Vorhang spähe und das gespannte Publikum beobachte, denke ich: Wow, dies ist wirklich etwas Besonderes! Dieses überwältigende Gefühl kann einem Angst machen, aber mir nicht.