Dortmund. Ein gefeierter, konzertanter Wagner-Abend mit Waltraud Meier im Dortmunder Konzerthaus. Meier demonstrierte dabei eindrucksvoll die Einheit von Rolle und Sängerpersönlichkeit.

Viele singen Wagners „Isolde”, Waltraud Meier aber i s t Isolde. Selbst ein konzertanter Abend, an dem nur einer von drei Aufzügen erklingt, lässt daran keinen Zweifel aufkommen. Am Ende steht denn auch das Publikum im Parkett und feiert diese rare, über Jahre zur Perfektion gebrachte Einheit von Rolle und Sängerpersönlichkeit – und damit nicht zuletzt die Fähigkeit einer großen akustischen Imagination: Ohne Kostüm, ohne Bühnenbild hatte man im Konzerthaus bezwingendes Musiktheater erlebt.

Ein gänzlich ungetrübter Abend lässt sich dennoch nicht vermelden. Hatte man beim Vorspiel zu „Tristan und Isolde” hinsichtlich Transparenz und Klarheit noch die schönsten Hoffnungen auf Daniel Harding und das Mahler Chamber Orchester setzen können, ging mit Harding im Laufe des 2. Aufzugs die Ekstase derart durch, dass vieles nur noch laut und mitunter unfreiwillig kompakt klang. Sängerfreundlich war das kaum.

Tristan hat es schwer

Aber Waltraud Meiers Stimme hörten wir doch: ohne jede Ermüdungserscheinung, souverän im Focus, mühelos in den Fanfaren gefährdeter Leidenschaft, nuancenreich Wort für Wort und noch im Piano von empfindsam-warmem Sendungsbewusstsein.

Dagegen hat es jeder Tristan schwer, John Mac Master erst recht: schon im Ansatz kratzig, im Piano mit massiven Geräuschanteilen – kein Traumtenor, auch wenn er reichlich Kraft mitbringt. Einhellig gefeiert: Michelle Breedts hell timbrierte Brangäne. Und Franz-Josef Seligs König Marke: balsamisch, anrührend, noch im großen Ton gesegnet mit den Gaben eines Kunstlied-Interpreten.