Essen. Im Kino erwacht derzeit das Tier im Mann. „X-Men Origins: Wolverine“ heißt der vierte Teil des verfilmten Marvel-Comics. Musikalisch wird es dort nicht minder heldenhaft – ein akustisches Feuerwerk, allerdings nicht frei von Längen.
X-Men Origins: Wolverine
Deutscher Kinostart: 29.04.2009
Regie: Gavin Hood
Darsteller: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Dominic Monaghan, Ryan Reynolds u.a.
Wolverine hat es als erste X-Men-Figur zu einem eigenen Kinofilm geschafft. Was angesichts der Vielschichtigkeit des Charakters wohl eine clevere Wahl war. Zumal mit Hugh Jackman ein Schauspieler zur Verfügung stand, der einen abendfüllenden Soloauftritt locker trägt - ganz ohne Heldenkräfte. Sich nicht gänzlich von den vorherigen Teilen zu lösen und doch eine eigene Note zu erzeugen, war diesmal nicht nur Aufgabe der Regie.
Erstmals steht der Komponist Harry Gregson-Williams für die actionreiche Umsetzung musikalisch in der Verantwortung: Damit steht der Brite als vierter Komponist in der Reihe namhafter Protagonisten. Zuvor hatten sich schon Michael Kamen („X-Men“), John Ottman („X2“) und John Powell („X-Men: Last Stand“) am Comic-Stoff versucht.
Dass John Powell den Staffelstab ausgerechnet an Gregson-Williams weiterreicht, macht durchaus Sinn. Beide arbeiteten bereits bei den Animationsfilmen „Shrek“ und „Chicken Run“ zusammen. Und beide setzen bei der Vertonung der X-Men weniger auf komplexe Orchesterstrukturen, sondern auf teils synthetisch erzeugte Melodik.
Packende Rhythmik
Was Traditionalisten eher in die Flucht schlägt, ist bei „X-Men Origins: Wolverine“ keinesfalls ein Grund die Ohren zu verschließen. Gregson-Williams Filmmusik ist zwar zu keinem Meilenstein des Action-Scores geraten, beweist aber die geschickte Verwendung elektronischer Hilfsmittel für eine kraftvolle und nachhaltige Filmvertonung.
Speziell die Chor-Passagen wirken im Gegensatz zu Powells „X-Men: Last Stand“ sparsamer gestreut, sind aber deutlich pointierter eingesetzt. Bei der treibenden mit Percussions und Streichern dominierten Einleitung „Logan trough time“ mischt sich packende Rhythmik mit tragenden Chorpassagen.
Ein wenig Leerlauf
Ein wenig Leerlauf und die üblichen Action-Brücken sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Leinwandvertonung zu „X-Men Origins: Wolverine“ deutlich vom Durchschnitt abhebt. Zum rhythmischen Feuerwerk bietet das ruhige Thema „Kayla“ Zeit zum Verschnaufen. Die Melodiewechsel erinnern teils an die Musik aus „The Rock“ oder „Passion of the Christ“. Referenzen, die durch ihren geschickten Einsatz kein Minuspunkt sind.
„X-Men Origins: Wolverine“ funktioniert auch ohne bewegte Kinobilder und sollte damit nicht nur bei Filmmusik-Anhängern gefallen finden. Das passt bestens zur Heldensaga: Von etwas seichtem Leerlauf abgesehen ist „X-Men Origins: Wolverine“ eine dynamische Filmmusik mit starken Momenten.
X-Men Origins: Wolverine, Original Motion Picture Soundtrack, Harry Gregson-Williams, Varese Sarabande/Colosseum, ca. 16 Euro