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Es gibt viele, die dem Briten Tim Staffel dankbar sein müssten, sie wissen es nur nicht. Liebhaber von gewaltigen Rockhymnen gehören dazu, Menschen mit einem Gespür für ausgefeilte Melodien – und nicht zuletzt Sportfans in aller Welt.
Hätte besagter Tim Staffel nämlich im Sommer 1970 seine Bandkollegen von „Smile“ nicht sitzen gelassen, und wäre Tims Kumpel Farrokoh Bulsara nicht für ihn als Sänger eingesprungen, eine der bedeutendsten Bands der Rockgeschichte wäre nie gegründet worden.
So aber wurde aus „Smile“ die Formation „Queen“, der aus Sansibar stammende Farrokoh Bulsara nannte sich bald Freddie Mercury und wurde ein Frontmann, wie es ihn im Musikzirkus in dieser Art bis dato nicht gegeben hatte. Er war die Diva mit Macho-Attitüden, der Paradiesvogel in Tüll und Leder. Vor allem entpuppte er sich als begnadeter Sänger, Komponist und Arrangeur, der mit Queen einen ganz eigenen Sound kreierte.
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Es war Mercury, der Gitarrist Brian May, Drummer Roger Taylor und Bassist John Deacon überzeugte, in ihren gradlinigen Rock operettenhafte Elemente einzubauen – und mit Glitzerhemden und Nagellack auf die Bühne zu gehen. Große Musik braucht eine große Show, davon war Mercury, der in London Kunst und Design studierte, überzeugt. Er sollte Recht behalten.
Nach drei Alben und einem Achtungserfolg mit „Killer Queen“, sollte das Jahr 1975 den Durchbruch bringen. Gegen den Willen ihrer Plattenfirma bestand Freddie Mercury darauf, das Stück „Bohemian Rhapsody“ als Vorab-Single ihres neuen Albums zu veröffentlichen: Ein sechs Minuten langes Werk ohne Refrain, das vier Mal das Tempo wechselt und in dessen Mittelteil die mehrfach aufgenommenen Stimmen der Bandmitglieder als Chor arrangiert sind. Es war große Oper – und gegen alle Regeln. Niemand, so wurde ihm prophezeit, wolle derartiges im Radio hören.
Der Beginn des Video-Zeitalters
Neun Wochen lang stand die Rhapsody mit ihrem kryptischen Text letztlich in England auf Platz eins, ein Rekord bis dahin, es gab Gold und Platin aus allen Teilen der Erde. Der dazugehörige, berühmte Kurzfilm mit den gespiegelten Köpfen der Gruppe entstand, weil Queen schlicht die Zeit fehlte für einen Liveauftritt bei der BBC. Für viele gilt die Aufnahme als Beginn des Video-Zeitalters.
Es war jedoch ebenso der Beginn einer Weltkarriere: Das Album „A Night At The Opera“ und der Nachfolger „A Day At The Race“ (1976) verkauften sich millionenfach, die Band tourte durch die USA, Europa, Japan und Australien. Wie nebenbei komponierte Freddie Mercury in dieser Zeit „We Are The Champions“, bis heute die Hymne aller Sieger in den Sportarenen der Welt.
Neben Mercurys fast vier Oktaven umfassenden Stimme und dem singenden Sound von Brian Mays selbst gebauter Gitarre, der Red Special, ist es vor allem ihre Vielseitigkeit, die Queen fortan auszeichnen sollte. Ob Hardrock-Elemente wie auf „News Of The Word“ (1977), Ausflüge in den Disco-Funk auf „Hot Space“ (1982) oder Pop-Anleihen auf „A Kind Of Magic“ (1986) – die Band verändert beständig ihren Stil. Damit stellt sie zugleich ihre Fangemeinde immer wieder auf harte Proben.
Von Jazz bis Flamenco
Letztendlich aber ist es gut gegangen. Spätestens mit dem Album „Innuendo“ von 1991 verstummten die Kritiker, denen der Queen-Sound zu trivial geworden schien. Das kunstvoll verschachtelte Titelstück etwa vereint, wie einst die Rhapsody, verschiedenste Elemente, von Jazz bis Flamenco – und verzichtet ebenfalls auf einen Refrain. Bei „Headlong“ und „The Hitman“ kommen auch die Fans harter Rockriffs wieder zu ihrem Recht.
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Der größte Hit des Albums ist jedoch ein ebenso brillanter wie ironisch-pathetischer Schlussakkord. Die Single „The Show Must Go On“ erschien drei Wochen vor Mercurys Tod am 24. November 1991. Einen Tag zuvor hatte er per Pressemitteilung die Gerüchte bestätigt, er sei an Aids erkrankt. So schrill und öffentlich die Bühnenperson Mercury lebte, die Privatperson Bulsara starb mit 45 Jahren zurückgezogen und still.
Die Geschichte von Queen war nach dem Tod des Sängers nicht zu Ende. Nicht nur weil beim Mercury-Tribut-Konzert im April 1992 mehr als 30 namhafte Künstler im Wembley-Stadion auftraten (und rund 1,5 Milliarden Menschen weltweit am TV zusahen). 1995 erschien zudem posthum ein Album mit Stücken, die Mercury kurz vor seinem Tod im Studio in Montreux eingesungen hatte.
„Made in Heaven“ war dann das definitiv letzte Stück echte Band-Geschichte. Daran ändern weder das Projekt von May und Taylor etwas, die unter dem Label „Queen + Paul Rodgers“ mit dem ehemaligen „Free“-Sänger um die Welt tourten, noch das äußerst erfolgreiche Musical „We will Rock You“. Freddie Mercury ist einfach nicht zu ersetzen.
Die Charts
The Sweet sind 1975 die erfolgreichste Band in Deutschland, drei Songs gelangen in die Top Ten. In der Jahresabrechnung müssen die Süßen Platz 1 jedoch an die George Baker Selection abtreten. Der holländischen Formation gelingt mit einer Party-Nummer ein echter Sommerhit. „Paloma Blanca“ steht wochenlang an der Chartspitze.
Doch auch rockigere Töne haben eine Chance. Mit „You Ain’t Seen Nothing Yet” entern die Kanadier von Bachman-Turner Overdrive (BTO) die Charts. Es blieb ihr einziger Hit in Deutschland.
1. George Baker Selection - Paloma Blanca
2. The Sweet - Fox On The Run
3. Udo Jürgens - Griechischer Wein
4. ABBA - S.O.S.
5. Fox - Only You Can
6. BTO - You Ain’t Seen Nothing Yet
7. Billy Swan - I Can Help
8. Penny McIean - Lady Bump
9. Alain Barriere & Noelle Cordier - Tu T’en Vas
10. Shirley & Company - Shame, Shame, Shame