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Stones oder Beatles? Für die Fan-Gemeinde der frühen 60er Jahre war die Antwort ein Glaubensbekenntnis. Die einen standen auf die verruchten, durchgeknallten, (fast) allen Freuden des Lebens maßlos zugewandten Rocker. Die anderen wiederum – in leidenschaftlicher Ablehnung des Musikgeschmacks der einen – für die netten, glatter wirkenden, dafür aber viel mehr und variantenreicher Noten nutzenden Jungs aus Liverpool.

Eine Rivalität der Fan-Lager, die es zwischen den Rolling Stones und den Beatles selbst nicht gab. Im Gegenteil. Die Akteure der vermutlich einflussreichsten Bands des vergangenen Jahrhunderts mochten sich. Im Ernst. Sie besuchten sogar gegenseitig ihre jeweiligen Gigs. Und verbrieft ist auch, dass die Beatles-Legenden John Lennon und Paul McCartney ihren Song „I wanna be your man“ den Stones schenkten. Nachzuhören auf der zweiten Single der Band um Mick Jagger. Erschienen am 1. November 1963.

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Ein gutes Jahr zuvor waren die Rolling Stones auf der Taufe gehoben worden – im Schlagschatten und gefördert von Alexis Korner. Die Besetzung mit Mick Jagger, den Gitarristen Keith Richards und Brian Jones, Bassmann Mick Taylor, dem Pianisten Ian Stewart und Tony Chapman am Schlagzeug hielt allerdings nicht lange. Für Taylor kam schon bald Bill Wyman (bis 1993), für Chapman rührt seither Charlie Watts die Drums. Übrigens: Im Flamingo Jazz Club in Soho absolvierten die Steine am 14. Januar 1963 ihren ersten Auftritt in der Formation, mit der sie nun mit Volldampf durchstarteten.

Dann ging es Schlag auf Schlag: Am 26. April 1964 erschien mit „The Rolling Stones“ die erste Langspielplatte der Band, zwei Monate später startete die erste USA-Tournee, am 26. Juni 64 folgte mit „It’s all over now“ der erste Nr.1-Hit in England.

Anfangs hatten die Stones übrigens kein Problem damit, zu covern. Sie bedienten sich bekannter Blues-Kompositionen, etwa von Muddy Waters, Willie Dixon und John Lee Hooker. Erst mit „The last time“ landeten sie Anfang 1965 den ersten Hit mit einem eigenen Stück.

Apropos 1965: Das war das erste „Deutschland-Jahr“ der Band. Legendär ihre Konzerte in Münster, Essen, Hamburg, München und natürlich auf der Waldbühne in Berlin.

Hunderttausende in aller Welt wollten die Rolling Stones jetzt hören, live erleben. Sex and Drugs and Rock’n’Roll – das wurde jetzt mehr und mehr die Botschaft. Auch musikalisch. Eine Botschaft, die von den vielen jungen Menschen – nicht nur von den frühen 68ern in Deutschland – verstanden wurde und gelebt werden wollte.

Private Rückschläge, musikalisch nach vorn

Doch die Stones lieferten jetzt ihren Verehrer(inne)n die Skandale und Skandälchen frei Haus: Sex-, Alkohol- und Drogen-Exzesse. Festnahmen und Geldstrafen wegen Amphetamin-Konsums, bei Brian Jones fand die Polizei Marihuana und Kokain.

Musikalisch ging es stramm weiter und nach vorn. „Ride On Baby“ und „Between The Buttons“, gefolgt von „2000 Light Years From Home“ und dem Klassiker „Jumpin’ Jack Flash“.

Dann ertrank Brian Jones in seinem Pool – kurz nachdem er die Band verlassen hatte. Ein Schock für Jagger & Co. Konsequenz: Die Band stürzte sich in neue Projekte und Tourneen. Mit „Let It Bleed“, „Get Yer Ya-Ya’s Out“, dem Tod der von einem Hells Angel-Ordner vor der Bühne erstochenen Meredith Hunter, der Stones-Zunge auf „Sticky Fingers“ ging es weiter – Ron Wood kam für Mick Taylor. Damit „stand“ die Stones-Formation der heutigen Tage: Mick Jagger (Gesang), Keith Richards (Gitarre), Ron Wood (Gitarre), Charlie Watts (Schlagzeug), seit 1993 regelmäßig verstärkt durch Bassmann Darryl Jones.

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Von DerWesten

Die Stones blieben wie sie immer waren: Eine Band, die auf beinahe jede neue Musikströmung eine eigene Antwort hatte, die bis heute polarisiert, mit der auf- und bisweilen erregenden Kunstfigur Jagger im Zentrum, mit Provokation, bisweilen Krawall. Vor allem aber mit ehrlichem, handgemachten, starken Gitarrenrock. Dafür stehen auch die Alben „Still Life“, „Dirty Work“, „Steel Wheels“, „Voodoo-Lounge“, „Bridges to Babylon“ und „A bigger Bang“.

In ihrer 48 Jahre andauernden Geschichte verkauften die Rolling Stones über 250 Millionen Tonträger und absolvierten rund 2000 Konzerte vor einem Millionen-Publikum. Bis auf Mick Taylor gehen die Steine mittlerweile stramm auf die 70 zu. Das sieht man ihnen auch längst an.

Dennoch: Eine Ende der Legende(n) ist nicht abzusehen.

Die Charts

„Ich hab die Liebe gesehen“ von 1972 war Vicky Leandros’ größter Erfolg in Deutschland. Mouth & McLeans „Hello-A“ steht auf Platz zwei der Jahrescharts. Ihr Klassiker „How Do You Do“ erreicht gerade mal Platz 36. Dessen deutsche Coverversion allerdings kommt auf Platz drei. In den USA lässt ein 13-Jähriger aufhorchen. Sein Name: Michael Jackson.

1. Vicky Leandros - Ich hab die Liebe gesehen

2. Mouth & McLean - Hello-A

3. Die Windows - How Do You Do

4. Christian Anders - Es fährt ein Zug nach Nirgendwo

5. Tony Marshall - Gib mir deine Hand

6. Bata Illic - Michaela

7. Juliane Werding - Am Tag als Conny Cramer starb

8. Middle Of The Road - Sacramento

9. The Sweet - Wig-Wam Bam

10. Midlle Of The Road - Samson And Delilah

(Quelle: charts-surfer.de)