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Während deutsche Mütter ihre Töchter vor der Verrohung durch die Beatles zu bewahren suchten, schickte sich ein britisches Quartett an, den als Bad-Boys verrufenen Rolling Stones den Rang abzulaufen. The Who galten schon bald nach der Gründung im Jahr 1964 als Radaubrüder. Noch etwas haben sie der Jahrhundertband Beatles voraus: Es gibt sie noch – wenn auch „nur“ als Live-Act, der hin und wieder von sich reden macht.
Drei Jahre bevor Jimi Hendrix beim Monterey Pop Festival seine Gitarre auf der Bühne abfackelte, machte Pete Townshend mit ritueller Regelmäßigkeit Kleinholz aus seiner Gitarre. Keith Moon ließ sein Schlagzeug-Set, das lange ohne die obligatorische Hi-Hat auskam, am Ende der Show explodieren.
Wilder als die anderen
Und Radau machten The Who nicht nur optisch. Auch ihre Musik war schon früh aggressiver, wilder, aufgeladener als die der meisten anderen Bands der 60er Jahre. Ihre ersten Single „I can’t explain“ mutet an wie eine Erläuterung des Bandnamens. The Who?
Bereits mit ihrer dritten Single setzten sie sich ein Denkmal, das bis heute nicht wackelt. „My Generation“, schon bald nach der Veröffentlichung im November 1965 auf Platz 2 der britischen Charts, ist der Inbegriff dessen, was die Band selbst „Maximum R‘n‘B“ nannte. Aus dem stampfend-rollenden Beat war jenes vehemente Hämmern geworden, das den Rock der härteren Gangart ebenso wie den Punk-Rock bis heute beeinflussen sollte.
Das galt insbesondere für die Mods. In diesen Motorroller-Gangs der britischen Vorstädte war die Band zu Hause, widmeten dieser Subkultur mit „Quadrophenia“ 1973 ein Konzeptalbum. Der gleichnamige, halb dokumentarische Film von 1979 beflügelt die Kids bis heute, ihre Motorroller aufzumotzen, bis sie kaum mehr zu manövrieren sind.
Es ist immer wieder dasselbe Motiv: Roger Daltrey schreit es als Tommy, der im Film über Feuer, Wasser, Eis und Felsen läuft, als ob ihn kein Hindernis der Welt bremsen könnte: „I’m free – and I’m waiting for you to follow me...“.
Pete Townshend, der mit rotierendem Arm auf seine Gitarre eindrischt und 1971 mit dem Song „Baba O’Riley“ seinen indischen Guru Meher Baba in nahezu paradoxer Weise verehrt, hat den größten Teil der Who-Songs erdacht.
Keith Moon, der das Schlagzeugsolo in die Rockmusik eingeführt haben soll, versetzte seinem Drum-Kit bis zu seinem Tod im Jahr 1978 verlässlich nach jedem Gig den finalen Stoß. Dass die jungen Who nicht nur bei Interviews gern Ironie und Wildheit an den Tag legten, zeigt Moons ultimativer Instrumentenmissbrauch: Er kippte Wasser in eine Trommel und ließ während des Auftritts Goldfische darin schwimmen.
Die Trommel als Aquarium
Wie so oft war der Bassmann auch bei den Who der ruhende Pol der Band. Unbeirrt von den Kapriolen der anderen trieb John Entwistle die Songs mit seinen Basslinien zu immer neuen Höhen. Ebenso unbeirrt von den tragenden Rollen seiner Bandkollegen steht Entwistle im Film „Tommy“ seinen Mann – er spielt sich selbst. Doch Innovatives wird auch ihm zugeschrieben: Entwistle habe das erste Bass-Solo der Rockgeschichte eingespielt, heißt es.
Während „Tommy“ in der Verfilmung von 1974 mit Musikerkollegen wie Tina Turner, Eric Clapton und Elton John die erste kommerziell erfolgreiche Rockoper werden sollte, blieb Lifehouse ein Projekt. Die meisten Titel, die Townshend dafür komponiert hatte, finden sich auf der 1971 veröffentlichten LP „Who‘s Next“. Sie zählen zu den größten Erfolgen des Quartetts.
Ein Nummer-1-Hit blieb ihnen in den britischen wie in den US-Charts bis heute versagt. Dass The Who dennoch bis heute aktuell sind, zeigen nicht nur immer neue Coverversionen ihrer Stücke. Sie selbst sind spätestens seit der Ausstrahlung der TV-Krimiserien „CSI“ auch einem Publikum im Ohr, das mit den 60er und 70er Jahren kaum noch etwas anfangen kann.
„Won’t Get Fooled Again“, „Baba O’Riley“, „Behind Blue Eyes“ – es ist nicht allein Roger Daltreys prägnante Stimme, die bei diesen Dauerbrennern aus dem Jahr 1971 hängen bleibt. „Who are You“ – fragt sich die Band seit inzwischen 47 Jahren programmatisch selbst, wer sie eigentlich ist.
Ganze Generationen kennen die Antwort: „My Generation“.
Die Charts
Dem Franzosen Danyel Gerard gelingt mit „Butterfly“ ein europaweiter Millionenseller. Verkaufsfördernd ist sicherlich, dass er das Lied in gleich sieben Sprachen aufnimmt. (Quelle: charts-surfer.de)
1. Danyel Gerard - Butterfly
2. Middle Of The Road - Chirpy Chirpy Cheep Cheep
3. The Sweet - Co-Co
4. George Harrison - My Sweet Lord
5. Lynn Anderson - Rose Garden
6. Creedence Clearwater Revival - Hey Tonight