Essen. Mr. Metheny Superstar legt ein rein akustisches Solo-Album vor: „What’s It All About“ ist das erste dieser Art seit 2003 und über weite Strecken auf seiner Bariton-Gitarre eingespielt. Lauter fremde Songs, die in den Charts standen, als der Saitenmeister noch jung war.

Fast 40 CDs, 18 Grammys, Kompositionen für Hollywood – Pat Metheny ist unterwegs in den großen Konzerthallen dieser Welt. Er muss sich und niemandem mehr etwas beweisen. Er hat der Gitarre in einem Raum zwischen Jazz und Soundscape einen Platz zugewiesen, auf dem er zeitgenössisch-impressionistische Americana zelebriert oder dem Jazzgitarrentrio neue Dimensionen erschließt. Schwingt er ein in gedimmtere Klänge, wird die Bühne ganz und gar zum Refugium, jenseits des Ansturms der Welt.

Solche Stimmungen verbreitet seine vierte Soloplatte. Es ist nach der feinen Nachtmusik von „One Quiet Night“ (2003) erst die zweite, auf der er sich rein akustisch und ohne technische Effektgeräte gibt. Sie wurde über weite Strecken auf seiner Baritongitarre eingespielt und ist etwas sehr Besonderes. Erstmals ist keine einzige Komposition des alterslosen und inzwischen tatsächlich schon 56-jährigen Charismatikers aus Missouri enthalten, vielmehr sind uminterpretierte Popsongs anein­ander gereiht, die Metheny schon kannte, bevor er komponierte.

Pat allein zu Haus mit dem Stoff seiner Jugend: Beatles, Carly Simon, Jobim, Henri Mancini und als Einstieg eine lehrbuchreife Improvisation über „Sound of Silence“ von Paul Simon. „Jeder dieser Songs“, gibt Metheny zu Protokoll, „besitzt etwas, was auf der musikalischen Ebene hip ist, ganz egal wie man es spielt. Und jeder dieser Songs hat mich über all die Jahre begleitet.“

Also darf man ihn sich vorstellen, wie er zum Aufwärmen zwischen Soundcheck und Auftritt in diesem Stoff versinkt, wie er aus Fingerübungen im Damals Inspiration für das Jetzt zieht. Ganz unaufgeregt schwelgt er in den alten Melodien. Immer wieder ist er von seinen Begleitern gefragt worden, was das oder das wäre, bis der Entschluss feststand, die Stücke auf einer Platte zu versammeln. Nun fügen sie sich organisch in sein wie in Jahresringen gewachsenes einmaliges Werk und werden zu etwas Neuem. Mild und inspiriert, intim und verspielt dreht, wendet und wandelt er die Themen, um beiläufig zu demonstrieren, wie schön doch alles sein könnte. Dies sind die Storys eines melodienseligen Romantikers. Wie eine unendliche Geschichte ist das, der man am besten nachts bei Kerzenlicht lauscht.

Wieder steht das wie ein Solitär im hektischen Musikmarkt, wie ein Pflock im Sturm. Metheny pur ist das auf einer sehr privaten, sehr harmonischen Reise durch den Stoff eines Lebens. Er zaubert Atmosphären und muss dabei an keiner Stelle auftrumpfen oder dröhnen. Diese Etüden sind voller erwachsener Magie und glitzern bei so einem Meister wie Perlen auf der Schnur.