New York. . Mit 70 Millionen Dollar Kosten ist „Spider-Man – Turn Off The Dark“ das teuerste und spektakulärste Musical aller Zeiten. Doch schwere Unfälle überschatteten die Produktion mit der Musik von Bono und The Edge. Bereits fünfmal wurde die Premiere verschoben. Die aktuelle Neufassung ist jedoch vielversprechend.

Spider-Man – Turn Off The Dark“ ist das teuerste und technisch spektakulärste Musical aller Zeiten. In mehr als sechs Jahren Vorbereitungszeit verschlang die Produktion für den Broadway in New York über 70 Millionen Dollar (50 Millionen Euro). Doch das Musical Spider-Man mit der Musik der U2-Musiker Bono und The Edge geht wohl auch als die größte Pannen-Show aller Zeiten in die Geschichte ein. Spektakuläre Unfälle, hilflos an Drahtseilen taumelnde Stuntmen und der kurzfristige Rausschmiss von Star-Regisseurin Julia Taymor („Der König der Löwen“) ließen den Superhelden böse abstürzen.

Harsche Kritik an der Story

Während des Finales der US-Castingshow „American Idol“ am Samstag machten die U2-Musiker Bono und The Edge mit ihrem spektakulären Auftritt Werbung für das Spider-Man-Musical „Turn Off The Dark“. Ein Spinnenmann versucht dabei Jurymitglied Jennifer Lopez zu küssen. (Foto: ap)
Während des Finales der US-Castingshow „American Idol“ am Samstag machten die U2-Musiker Bono und The Edge mit ihrem spektakulären Auftritt Werbung für das Spider-Man-Musical „Turn Off The Dark“. Ein Spinnenmann versucht dabei Jurymitglied Jennifer Lopez zu küssen. (Foto: ap) © AP

Bereits fünfmal musste die Premiere verschoben werden. Der sechste Versuch ist nun im Foxwoods Theatre in New York für den 12. Juni datiert – nach 180 Voraufführungen (Previews). Auch das ist ein Rekord. Dann wird eine komplett überarbeitete und wesentlich familienfreundlichere Version des Musicals dargeboten. Das ist bitter nötig – von Theater-Kritikern wurde das Stück Anfang des Jahres bereits zerrissen. Die New York Times bewertete „Spider-Man – Turn Off The Dark“ etwa als das schlechteste Musical aller Zeiten.

Selbst Bono und The Edge teilten die harsche Kritik an der Produktion. „Wir halten ja selbst nicht viel von dem Stück. Die letzte Version des Musicals hatte viel Magisches und Mystisches, aber die Story war einfach nicht zusammenhängend“, sagte Bono in einem Interview mit dem Fernsehsender ABC.

Stuntmen stürzte aus neun Metern Höhe ab

Deshalb hatten die Produzenten die Reißleine gezogen und die Previews für einige Wochen bis Mitte Mai gestoppt. Eine teure Entscheidung, denn bereits die Voraufführungen waren meist ausverkauft und bescherten bei bis zu 314 Dollar teuren Karten eine Million Dollar Einnahmen pro Woche – diese Summe muss das Musical einspielen, um überhaupt die laufenden Kosten zu decken.

Bono und The Edge haben nun einige neue Songs komponiert – schließlich galten ihre Kompositionen als leblos und musical-untauglich. Zudem wurde das Drehbuch umgeschrieben, die Knalleffekte reduziert und an der Sicherheit der Schauspieler gearbeitet. Ein Spider-Man-Darsteller war in einer Preview im Dezember vor den Augen der Zuschauer aus neun Metern Höhe in den Orchestergraben gestürzt und hatte sich mehrere Rippen gebrochen. Hauptdarstellerin Natalie Mendoza ist nach einer Gehirnerschütterung ausgestiegen. Dazu gab es zahlreiche weitere Verletzungen bei den spektakulären Stunts.

Luftkampf gegen Green Goblin

Nun scheint es Licht am Ende des Horizonts zu geben: DerWesten hat jetzt in einer Preview eine beeindruckende Neufassung von „Spider-Man – Turn Off The Dark“ gesehen – ohne Unfälle und Pannen. Die Geschichte hat nun große Nähe zu dem ersten Spider-Man-Film mit Tobey Maguire. Erzählt wird die Geschichte des jungen Peter Parker, der in einem Labor von einer genetisch manipulierten Spinne gebissen wird und daraufhin Superkräfte entwickelt. Tagsüber versucht er sich als Zeitungsreporter und wirbt um seine geliebte Mary Jane, nachts jagt der Superheld Bösewichte. Schließlich kämpft er im großen Finale gegen seinen Erzfeind Green Goblin (Grüner Kobold).

Bereits bei die Voraufführungen des spektakulären Musicals sind regelmäßig ausverkauft. (Foto: ap)
Bereits bei die Voraufführungen des spektakulären Musicals sind regelmäßig ausverkauft. (Foto: ap) © FR77522 AP/Louis Lanzano

Die spektakulären Stunts, eine sich ständig wandelnde Bühne und Lichteffekte, die man sonst nur bei Konzerten von Superstars findet, machen Spider-Man zu einem visuellen Erlebnis für die Zuschauer. Da rauscht der Spinnenmann von Drahtseilen gehalten über die Köpfe des Publikums hinweg und landet auf dem obersten Balkon direkt inmitten der Zuschauer. Nicht wenigen stockt der Atem, wenn sich Spider-Man und Green Goblin bei ihren Luftgefechten ineinander verkeilen.

Stehende Ovationen

Die Musikstücke von Bono und The Edge fügen sich nun besser in die Geschichte ein. Die 1900 Besucher im Foxwoods Theatre in New York waren begeistert und verabschiedeten die sichtlich erleichterten Schauspieler und Stuntmen mit stehenden Ovationen. Am vergangenen Wochenende hatten die U2-Musiker Bono und The Edge zusammen mit Spider-Man Hauptdarsteller Reeve Carney einen umjubelten mit Stunts gespickten Auftritt beim Finale der Casting-Show American Idol (das Pendant zu Deutschland sucht den Superstar). Dabei sangen sie das Titellied des Spider-Man-Musicals „Rise Above“ - ein Gänsehaut-Hit im typischen U2-Stil. Auch wenn Jurymitglied Jennifer Lopez dem sich von der Decke abseilenden Spider-Man-Darsteller den berühmten Film-Kuss verwehrte, gibt es vielleicht doch noch ein Happy-End für das teuerste Musical aller Zeiten.

Hier geht es zu einem Trailer mit einigen Szenen aus dem Musical „Spider-Man – Turn Off The Dark“. (mit dapd)