Los Angeles. . Popdiva Lady Gaga ist jetzt zur einflussreichsten Prominente der Welt gewählt worden. Zehn Millionen folgen ihr auf Twitter. Ein Gespräch mit der schrillen Sängerin über Gott, die Fans und ihre Zukunft.

Den aktuell erfolgreichsten Popstar der Welt trifft man im feinen „Beverly Hills Hotel“: Lady Gaga, die gerade zur einflussreichsten Frau der Welt gekürt wurde, kommt im engen, aber dezenten rosa Kleid, die Sonnenbrille mit den Sternengläsern nimmt sie zum Gespräch ab. Unser Mitarbeiter Steffen Rüth sprach mit der Frau, die vor 25 Jahren als Stefani Germanotta zur Welt kam.

Wie kommen deine Eltern damit klar, dass ihre Tochter der berühmteste Popstar der Welt ist?

Lady Gaga: Meine Eltern finden mich cool. Mit den beiden habe ich totales Glück gehabt (lacht).

Und was halten sie von deiner Musik?

Lady Gaga: Meine Eltern lieben tatsächlich meine Songs. Die zwei waren in den Sixties und den Seventies auf Konzerten, die sind nicht leicht zu schocken.

Apropos: Um deine neue Single „Judas“ gab es wieder Ärger. Christliche Organisationen unterstellen dir eine bewusste Provokation.

Lady Gaga: Anscheinend gibt es aber nichts Kontroverseres als einen Popsong über Gott zu machen.

Betest du?

Lady Gaga: Jeden Tag. Ich bete wirklich ständig, aber ich bete jetzt nicht zu... also ich bete eher zu meinem verstorbenen Opa oder der toten Schwester meines Vaters. Und ich bete auch zu meinen Fans.

Zu deinen Fans?

Lady Gaga: Ja. Und umgekehrt. Ich treffe sehr viele Fans, die mir Dinge sagen wie „Mutter Monster, ich bete jeden Tag, dass es meiner Familie gut geht“ oder Ähnliches. Und sie sprechen alle über Gott.

Was ist denn dein persönlicher Begriff von Gott?

Lady Gaga: Gott ist Liebe. Darum geht es im Song „Born This Way“. Ein Lied für alle Menschen, die schwul sind oder lesbisch, die sich als Außenseiter fühlen oder in ihrer Schule gemobbt oder gedemütigt werden. Allen, die sich auf irgendeine Weise von der Gesellschaft an den Rand gedrängt fühlen, möchte ich Mut zusprechen.

Tourneen, neue Alben, Fernsehauftritte: Wie hältst du das durch, allein körperlich?

Lady Gaga: Kaffee und Zigaretten (lacht). Nein, war nur ein Witz, ich rauche ja kaum. Die hohe Dosis Adrenalin, die ich brauche, die bekomme ich von meinen Fans. Wenn ich zu lange ohne Fans bin, dörre ich aus.

Wie entspannst du dich?

Lady Gaga: Gar nicht.

Wirklich nicht?

Lady Gaga: Nein, ich bin derzeit einfach nicht im Freizeitmodus. Ich bin im Modus übersprudelnder Kreativität.

Ein neuer Song heißt „Scheiße“. Kanntest du keine schöneren deutschen Wörter?

Lady Gaga: Ist „Scheiße“ kein schönes deutsches Wort? Ich wollte einen Begriff, den jeder kennt und der – in diesem Zusammenhang – nichts bedeutet.

Du findest deine Ideen...

Lady Gaga: ...überall. Ich sehe mich selbst ja so ein bisschen als Diebin. Ich habe das nicht immer selbst erfunden, was ich mache.

Alles nur geklaut?

Lady Gaga: Ich mische die Kunst der Vergangenheit mit der Kunst der Zukunft. Ich würde sagen, dass ich durchaus eigene Ideen habe, aber ja: Ich bin sehr stark inspiriert von der Vergangenheit.

Wie ist es mit Rock?

Lady Gaga: Meine Eltern und auch mein Großvater kommen aus der Arbeiterklasse. Bruce Springsteen hat diesen Menschen immer gehuldigt, er repräsentiert das Amerika der Arbeiter bis heute. „Edge of Glory“ ist also eine Referenz an Bruce Springsteen, den Rockstar für Jedermann.

Wie viel Arbeiterklasse steckt in Lady Gaga?

Lady Gaga: Sehr viel. Ich war in der Popwelt lange ein Underdog, ich musste kämpfen und schuften. Das habe ich verinnerlicht.

Wer waren denn außer Springsteen deine Vorbilder für die neuen Songs?

Lady Gaga: Mein musikalisches Vokabular ist sehr reichhaltig, ich benutze zum Beispiel eine Basslinie von Depeche Mode, den Synthesizer wie New Order oder einen Hintergrundgesang, der an Abba erinnert.

Fühlst du dich jemals unwohl in deinen Klamotten?

Lady Gaga: Ich fühle mich sehr unwohl bei dem Gedanken, etwas tragen zu müssen, das ich nicht tragen möchte. Ich hatte früher immer eine Abneigung ge­gen die Schuluniform, die wir anziehen mussten, furchtbar.

Werden die Menschen in 100 Jahren noch wissen, wer Lady Gaga war?

Lady Gaga: Das ist mein größter Traum. Ich will ein großes Erbe hinterlassen, spätere Generationen von Künstlern sollen sagen, dass ich ihr Vorbild bin. Ich sehe mich nicht als Trend oder als jemand Vergängliches.

Du bist neulich 25 geworden. Wie stellst du dir Lady Gaga mit 50 vor?

Lady Gaga: Ich hoffe, ich sehe dann immer noch genauso frisch aus wie heute und mache immer noch Musik.

Und sonst?

Lady Gaga: Ich möchte irgendwann gerne Kinder haben, einen Partner, Stabilität, eine Familie. Und dann gehe ich mit meinen größten Hits auf Welttournee.

Wirst du dich mit 50 denn immer noch Lady Gaga nennen?

Lady Gaga: Selbstverständlich. Sogar meine Mutter nennt mich mittlerweile Gaga.

Frauen in Fleisch

Schauspielerin Eva Longoria, ...
Schauspielerin Eva Longoria, ... © AFP
... bekannt aus der Serie
... bekannt aus der Serie "Desperate Housewives", führte durch die ... © AFP
... MTV Europe Music Awards.
... MTV Europe Music Awards. © AFP
Acht Mal ...
Acht Mal ... © AFP
... wechselte der US-Star ...
... wechselte der US-Star ... © AFP
... an diesem Abend ...
... an diesem Abend ... © REUTERS
... die Kleider.
... die Kleider. © REUTERS
Höhepunkt war allerdings der Auftritt ...
Höhepunkt war allerdings der Auftritt ... © AFP
... als riesiger spanischer Schinken.
... als riesiger spanischer Schinken. "Lady Gaga konnte heute nicht hier sein, aber sie ließ dieses Kleid in der Garderobe", sagte sie ... © AFP
... in Anspielung auf das Kostüm ...
... in Anspielung auf das Kostüm ... © AFP
... aus rohem Fleisch, mit ...
... aus rohem Fleisch, mit ... © REUTERS
... dem Lady Gaga die Video Music Awards im September dominierte.
... dem Lady Gaga die Video Music Awards im September dominierte. © REUTERS
In Steak-Stücke gehüllt, hatte sie ...
In Steak-Stücke gehüllt, hatte sie ... © AFP
... die Bühne betreten. Sogar ihren Kopf zierte ein Streifen Fleisch. Damit sorgte die für Provokationen bekannte Sängerin ...
... die Bühne betreten. Sogar ihren Kopf zierte ein Streifen Fleisch. Damit sorgte die für Provokationen bekannte Sängerin ... © AP
... für Aufsehen bei der Preisverleihung. Sie erklärte später dann: „Wenn wir nicht für das eintreten, an das wir glauben, haben wir ...
... für Aufsehen bei der Preisverleihung. Sie erklärte später dann: „Wenn wir nicht für das eintreten, an das wir glauben, haben wir ... © REUTERS
... bald nicht mehr Rechte, als das Fleisch an unseren Knochen. Ich bin kein Stück Fleisch.“ Sängerin Cher musste auf der Bühne die Fleisch-Tasche von Lady Gaga halten und ...
... bald nicht mehr Rechte, als das Fleisch an unseren Knochen. Ich bin kein Stück Fleisch.“ Sängerin Cher musste auf der Bühne die Fleisch-Tasche von Lady Gaga halten und ... © REUTERS
... fand die Aktion gut. Ob wir also bald noch mehr Frauen im Fleischkleid sehen?
... fand die Aktion gut. Ob wir also bald noch mehr Frauen im Fleischkleid sehen? © AP
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