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Mit „Call My Name“ stürmt DSDS-Gewinner Pietro Lombardi die Singlecharts. Doch stimmt der Vorwurf von Pop-Titan Dieter Bohlen, die öffentlich-rechtlichen Radios würden den Song boykottieren? Die ARD sagt: nein.
Knapp zehn Tage ist es her, seit der 18-jährige Sänger Pietro Lombardi aus Karlsruhe zum Sieger der achten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ gekürt wurde. Seine Freundin, die Zweitplatzierte Sarah Engels, hielt der Glückliche im Arm, über ihnen ergoss sich ein silberner Schnipselregen.
Beinahe zur DSDS-Tradition gehört es, dass Ober-Juror Dieter Bohlen dem Sieger ein Lied komponiert, das dann relativ verlässlich die Single-Charts stürmt. Dies war bei Schmusesänger Mark Medlock so – und auch Pietro Lombardi (Markenzeichen: schiefe Mütze) kletterte mit Bohlens „Call My Name“ steil die Hitparade hinauf. Pietro erobert in dieser Woche Platz eins, Freundin Sarah bleibt ihm mit ihrer Version von „Call My Name“ auf Platz zwei dicht auf den Fersen.
Dieter Bohlen jammert
Doch der ARD-Hörfunk, so jammert Dieter Bohlen in Bild-Online, würde die Songs von DSDS konsequent boykottieren. Auch „Call My Name“ würde bei den Öffentlich Rechtlichen keine Rolle spielen.
Der WDR wehrt sich dagegen. Dass DSDS unter Generalverdacht stehe, stimme nicht, sagt WDR-Sprecherin Stefanie Schneck. „Der Siegertitel von Tobias Regener lief lange Zeit bei 1Live und WDR2, auch Songs von Thomas Godoj wurden gesendet. Mark Medlock ist heute noch im Programm von WDR4 zu hören.“
Die Auswahl der gespielten Titel sei ein nach musikjournalistischen Kriterien erstelltes Verfahren. Dass der aktuelle Song „Call My Name“ vom WDR nicht gespielt werde, liege daran, dass „er nach redaktioneller Prüfung nicht in das Musikprofil der einzelnen Wellen passt“.
RTL spricht von Geschmackszensur
Eine Position in den Charts spiele bei der Auswahl der Songs grundsätzlich keine Rolle, betont ARD-Hörfunkchef Wolfgang Schmitz. „Gebührenfinanziertes Radio ist unabhängig. Das gilt für Songs internationaler Popstars ebenso wie für deutsche Produktionen – egal von wem.“ Gleichzeitig betont die ARD, dass der DSDS-Siegersong durchaus im Öffentlich Rechtliche zu hören sei: etwa auf SR1 Europawelle, auf 103.7 Unser Ding oder bei der jungen NDR-Welle N-Joy. Außerdem hätten Radiostationen wie hr3 oder YOU FM Lombardi bereits ins Studio eingeladen.
Bei RTL in Köln sieht man die Angelegenheit naturgemäß kritischer. "Für einen Erfolg in den Charts braucht es die Radios der ARD offensichtlich nicht zwingend", meint Sprecher Christian Körner und fügt an: "Beachtlich bleibt, dass ein von der Gemeinschaft finanziertes System wie die ARD Geschmackszensur betreibt."
Am Ende zählt die Qualität
Die NRW-Lokalradios spielen „Call My Name“ durchaus, erzählt Programmdirektor Martin Kunze. In die sogenannte „Rotation“ hat es der Song dort aber noch nicht geschafft. Darin landen all jene Titel, die dann regelmäßig im Programm auftauchen. „Wir denken darüber nach, den Song in die Rotation aufzunehmen“, sagt Kunze.
Das Problem allerdings: Alle Künstler, die durch verschiedene Casting-Shows bekannt werden, würden in der Regel stark polarisieren. „Grundsätzlich hat aber Pietro Lombardi die gleichen Chancen wie Lady Gaga“, sagt Kunze. „Am Ende zählt immer die Qualität eines Songs und der Geschmack unserer Hörer.“