Köln. . Pädagogisches Gespür, Gesundheitsbewusstsein und Gemeinschaftssinn: Im ausverkauften Kölner E-Werk poliert der böse Bube seinen ramponierten Ruf auf – und spielt Songs vom neuen Album „Jenseits von Gut und Böse“, das am Freitag, 13. Mai, erscheint

Bushido ist wie Kino, nur besser. An der Multiplex-Kasse kennt man schließlich kein Pardon, wenn kleine Jungs auf die Idee kommen, sich einen Film anzusehen, der erst ab 16 freigegeben ist; im ausverkauften E-Werk dagegen sorgen die Papas dafür, dass sie ihre kleinen Lukes, Finns oder Justins nichts verpassen und tragen sie wacker mehr als zwei Stunden auf ihren Schultern. Bei ihnen bedankt sich Bushido am Ende des Konzerts sehr artig.

Wie er sich überhaupt auffallend darum bemüht, seinen ramponierten Ruf aufzupolieren. Bushido hat was gegen Schwule? Nein. Denn sein Tourmanager ist schwul, frisch getrennt und Bushido will ihm einen neuen Mann besorgen. Bushido ist ausländerfeindlich? Mitnichten. Denn er freut sich über alle (Haut)-Farben im Publikum. Frauenverachtend? Im Gegenteil. Christina aus Bergheim wird von ihm auf die Bühne geholt, darf „Killing Me Softly“ singen und wird dafür ausdrücklich gelobt.

Bushido zeigt pädagogisches Gespür („Ihr habt alle sehr gut mitgemacht!“), Gesundheitsbewusstsein („Trinkt ihr auch genug, damit ihr mir hier nicht umkippt? Immer schön Wasser trinken. Kein Alkohol. Keine Zigaretten“) und Gemeinschaftssinn, indem er die Mitglieder seiner Band immer wieder in den Mittelpunkt stellt und ihre Leistungen würdigt.

Dagegen fällt kaum ins Gewicht, dass all die Lukes, Finns und Justin eigentlich schon längst im Bett sein müssten, dass sie keine Ahnung haben, wer Friedrich Nietzsche war, dessen Buch „Jenseits von Gut und Böse“ (1886) Namensgeber für Bushidos neue Scheibe ist, die am Freitag, dem 13., freigegeben ab 16, in die Plattenläden kommt oder warum man einige Texte von Bushido zwar mitsingen, aber nicht abdrucken darf. „Wie ein Löwe“, so heißt eins der Stücke auf der neuen CD, die nicht in einer einzigen, sondern gleich in unzähligen Versionen veröffentlicht wird; und so genauso kämpft auch „Berlins Most Wanted“ auf der Bühne gegen all die Vorurteile, die seine Karriere als deutscher Gangsta-Rapper hartnäckig begleiten.

Er rappt für alle

Die Show, die er mit ein bisschen Hilfe von Spezi Kay One bietet, ist gewohnt brachial und befriedigt alle Erwartungen des bunt gemischten Publikums. Denn „Ersguterjunge“ rappt nicht nur für Väter und Söhne, sondern auch für Schülerinnen im Bu­shido-Achselshirt, für junge Frauen, die aussehen, als wollten sie sich bei Model-Mama Heidi bewerben, und für junge Männer, deren modisches Vorbild direkt vor ihnen auf der Bühne steht.

Bushidos „Wunschkonzert“ umfasst Novitäten wie „Cash Money Brothers“ oder „Vergiss mich“, aber auch Klassiker wie „Berlin“, Exkurse zu Michael Jackson und Bob Marley und, im fetten Zugabenteil, „Für immer jung“. Noch etwas, was die Lukes, Finns und Justins, nicht nachvollziehen können. Ein Leben lang auf Papas Schultern zu hocken, ist voll uncool.