Oberhausen. .

Die Benefiz-Gala rund um die Hamburger Band „Deichkind“ am Samstagabend in Oberhausen hatte einen traurigen Anlass, aber brachte Spaß und Spektakel. 5000 Fans hielt es in der Arena nicht auf den Sitzen.

Wir wissen nicht genau, was die Mitarbeiter in den Baumärkten der Stadt gesagt haben. Vielleicht haben sie sich auch nur verwundert die Augen gerieben. Als plötzlich das neonfarbene Klebeband gleich rollenweise über die Ladentheke ging. Von wegen Ladenhüter. Deichkind ist in der Stadt. Und das verlangt dem echten Fan natürlich zeitgemäße Kreativität ab. Neongelb, neongrün, neonrot, das waren die Farben der Saison am Samstag in der Arena. Rein in den schwarzen Müllsack, die Klebebänder drauf und den Dreieckshut auf den Kopf. Wem die Zeit fehlte, der kaufte sich ein T-Shirt mit der frohen Botschaft des Abends: Yippie, Yippie, Yeah. Natürlich in Neonfarben.

Auf der Bühne sieht’s nicht anders aus. Krawall und Remmidemmi. Spaß und Spektakel. Alles in Neon. Die Signalfarbe der Hamburger Band. Deichkind will auffallen. Aber das besorgt allein schon die Show. Da fährt einer mit dem Kinderrad über die Bühne, der andere schlägt dazu Saltos auf dem Trampolin. Untermalt von treibenden Beats, die die Band selbst mal mit Techno-Rap umschrieben hat. Egal, die 5000 Fans in der Halle hüpfen wie verrückt. Auch weil die Deichkind-Combo der Jugend aus der Seele spricht. „Arbeit nervt“ oder „Kein Gott, kein Staat, lieber was zu saufen“ sind Parolen, die momentan ankommen. Deichkind als deutsche Ausgabe der „Beasty Boys“? Bisweilen klingt’s fast so. „Bitte gib mir mehr von dem heißen Scheiß“ fordert die Menge. Kein Problem. Die Bon Voyage beginnt.

Benefiz-Konzert mit „Fettes Brot“

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© Ulla Emig WAZFOTOPOOL

Der Anlass der Benefiz-Gala war aber ein trauriger. Im vergangenen Jahr starb Produzent Sebastian „Sebi“ Hackert völlig überraschend. Zugunsten seiner Familie und seines dreijährigen Sohnes, auch um die Trauer musikalisch zu verarbeiten, haben sich die Deichkinder wieder zusammengerauft. Und ein paar alte Bekannte aus dem hohen Norden mitgebracht. Nobelpenner gaben den eher ruhigeren Appetizer, bevor „Fettes Brot“ die Stimmung anheizt. 75 Minuten deutscher HipHop der Extraklasse, mit allen Hits: „Emanuela“, „Bettina“, natürlich auch „Jein“ und „Schwule Mädchen“.

Aber an diesem Abend sind Kinder vom Deich die Headliner. Zwischendurch lebt sogar der gute, alte Pogo im Publikum auf. Und Sänger Philipp Grütering begibt sich im Schlauchboot in echte Seenot. Die Kids ganz vorne neben den Boxen dürften einen unruhigen Sonntag erleben, Benefiz für die Ohren klingt ein wenig anders. Aber Deichkind funktioniert eben besser laut, nur bei „Luftbahn“ gibt’s mal eine Beruhigung fürs Zwerchfell. Natürlich ist am Ende noch mal richtig Remmidemmi angesagt: „Deine Eltern sind auf einem Tennisturnier. Du machst eine Party, wie nett von dir.“ Und ein paar Euros dürfte die Deichkind-Philosophie in Reimform auch noch zusammengebracht haben. Wo die versteckt werden sollen? Im Playmobil-Schiff von Sebis Sohn natürlich. Versprochen.