Essen/Bochum. .

Die Band Madsen präsentiert in Essen erstmals ihr neues Album „Labyrinth“ vor großem Publikum. Aufgenommen haben die Musiker die Platte in Bochum. Sänger Sebastian im Interview über Liebe, Imbissbudenkultur und seinen schweren Unfall.

Ihr spielt am 7. Mai bei „1Live - eine Nacht in Essen“. Das ist ja fast ein Heimspiel für euch, nachdem ihr euer neues Album „Labyrinth“ in Bochum aufgenommen habt. Wie kommt ihr eigentlich mit der Ruhrgebiets-Mentalität klar?

Sebastian Madsen: Wir sind wahnsinnig gerne im Ruhrgebiet. Wir mögen die Direktheit und den Dialekt, die Trinkhallen und die Imbissbudenkultur, die ehrliche Arbeitermentalität. Da stehen wir drauf, da fühlen wir uns wohl. Auch wenn ich persönlich ja ein wenig Anlaufschwierigkeiten hatte, weil ich mit der Rauheit nicht so klar kam. Bis ich gemerkt habe, dass das auch nur eine eigene Art von Herzlichkeit ist. Allein dieses „Hömma!“ Oder „Darfs noch watt sein?“ Die Sprüche im Ruhrgebiet hör ich immer wieder gern.

Was habt ihr denn in den fast 50 Tagen gemacht, in denen ihr euer Album in Bochum aufgenommen habt?

Sebastian Madsen.  Foto: ddp
Sebastian Madsen. Foto: ddp © ddp images/ddp

Madsen: Da ja im Studio in der Regel immer nur einer beschäftigt ist, haben sich bei uns verschiedene Leidenschaften entwickelt. Wir haben ein Badminton-Netz auf dem Hof aufgestellt und Turniere gespielt. Oder stundenlang aufwändige Schmorgerichte gekocht. Ein paar von uns sind auch begeisterte Golfer. Für mich ist das allerdings ein unglaublicher Snobsport. Das Studio liegt sehr zentral, so dass wir öfter mal in die Bochumer City zur Currywurstbude, zum Saturn oder in die Kneipe „Freibeuter“ gehen konnten.

Euer neues Album „Labyrinth“ erscheint am 23. April – eure Tour startet erst Mitte Mai. Gebt ihr in Essen schon Live-Kostproben von der neuen Platte?

Madsen: Wir werden auf jeden Fall einige neue Stücke spielen. Die Songs haben wir allerdings erst ein einziges Mal im ganz kleinen Rahmen live gespielt. Das könnte man fast als Üben bezeichnen. Aber jetzt in Essen geht es richtig ans Eingemachte. Das wird für uns sehr aufregend, zumal ich ja das erste Mal in der Geschichte von Madsen ausschließlich als Sänger auf der Bühne stehen werde.

Du hast dir bei eurem Videodreh ja das Handgelenk gebrochen. Wirklich fit bist du also noch nicht.

Madsen: Gitarrespielen geht noch nicht, wird auch erstmal nichts. Daran kann ich momentan noch nicht mal denken. Aber das Konzert findet statt: Wir haben Jonas von der Band Juli als Ersatzgitarristen verpflichten können.

Ich war zwei Wochen im Krankenhaus und hatte ein ganz kompliziertes Metallgestell am Handgelenk. Das war ziemlich schmerzhaft und hat mich beim Schlafen gestört. Jetzt trage ich seit einer guten Woche einen Gips – und es ist ein totales Highlight für mich. Und nun muss ich mich gedulden.

Ihr wollt mit eurer neuen Platte eure Idee von „Größe“ realisieren. Das ist ja schon ein starkes Wort ...

Madsen: ... aber auch kein schlechtes. Und es handelt sich ja auch um Madsen-Größe - das spielt sich alles im Madsen-Kosmos ab. Wir bleiben ja letztendlich die Jungs, die wir waren. Es geht da eher um eine ästhetische und kreative Entscheidung. Wir wollten uns einfach ungern wiederholen, schließlich sprechen die ersten drei Alben ja grundsätzlich die gleiche Sprache.

Was erwartet eure Fans auf der neuen Platte?

Madsen: Mehr Abwechslung, mehr Instrumente, mehr Chöre. Das Album ist sehr vielseitig. Außerdem hat die Platte eine großartige Soundästhetik. Ich finde, keine Madsen-Platte klang bislang besser.

Welches ist dein Lieblingssong?

Madsen: Den Titelsong „Labyrinth“ finde ich sehr beeindruckend. Das Stück macht mich stolz, weil ich immer schon eine Rock-Oper schreiben wollte. Das Stück ist fünfeinhalb Minuten lang und hat eine sehr eigene Dramatik.

Warum habt ihr den Titel „Labyrinth“ gewählt? Seid ihr selbst noch auf der Suche?

Madsen: Grundsätzlich sollte man immer auf der Suche sein. Es geht aber speziell um die Wirrungen von Menschen in unserem Alter, also knapp vor 30. Zehn Jahre früher waren wir uns sicher, dass wir in diesem Alter einen Job, Haus und Familie haben – und in Wirklichkeit ist jetzt alles chaotischer denn je. Im Grunde genommen ist das Album eine Art Tagebuch.

Eure Lieder drehen sich ja oft um Liebe und Gefühl. Sind die Texte autobiografisch?

Madsen: Ich schreibe gar nicht bewusst über mich selbst. Manchmal bin ich auch einfach nur Beobachter. Liebe ist bei uns allerdings sehr vielseitig. Schließlich muss das Thema nicht auf die Beziehung zwischen zwei Menschen reduziert werden. Die Liebe von Menschen, die einem in den richtigen Momenten nahe stehen, ist zum Beispiel unheimlich viel wert. Wenn man betrunken vor der Haustür steht, seinen Schlüssel verloren hat und sowieso alles schlecht ist, dann muss man sich auf das besinnen, was wichtig ist. Und das ist nun mal die Liebe.

Ihr arbeitet in euren Texten ja gern mit Metaphern. Verstehen eure Fans eigentlich, was ihr ihnen sagen wollt?

Madsen: Es gibt schon oft Missverständnisse. Das finde ich aber auch spannend. In meine Texte wurde schon immer viel hinein interpretiert. Dies ist zwar textlich unser klarstes Album, aber aus Stücken wie „Berlin, was willst du von mir“ werden die meisten Fans wohl trotzdem nicht schlau. Ich hab schon die wildesten Interpretationen gehört, bevor das Album überhaupt raus ist. Das macht mir total Spaß!

Madsen: „Labyrinth“, Veröffentlichung 23. April, Universal